Aufsicht und „Seelsorger“ in einer Person

Neunkirchen · An der Haltestelle und im Bus sorgen die Busbegleiter für die Sicherheit der Kinder. Alles andere als einfach, vor allem weil die jungen Fahrgäste immer kribbeliger werden. Die SZ ist mitgefahren und hat mit einem Neunkircher Busbegleiter über seine Arbeit gesprochen.

 Bezugsperson für viele kleine Fahrgäste mit Schulranzen: Busbegleiter Jürgen Fuchs. Foto: Thomas Seeber

Bezugsperson für viele kleine Fahrgäste mit Schulranzen: Busbegleiter Jürgen Fuchs. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Hektik, hoher Lärmpegel und reges Treiben - so sieht der Alltag eines Busbegleiters aus. Schon morgens, wenn Jürgen Fuchs und seine Kollegen die Grundschüler an der Parkschule abholen, herrscht Gerangel. Während der ganzen Umbauphase der Grundschule Am Stadtpark werden die Kinder zum Unterricht mit dem Bus nach Wiebelskirchen und zurück gefahren. Meist mit dabei sind die Busbegleiter.

Der erste Kontakt mit den Kindern am frühen Morgen bietet auch Gelegenheit, mit den Eltern zu sprechen und Probleme aus der Welt zu schaffen. Denn in den Bussen läuft längst nicht alles reibungslos. "Die Kinder sind energiegeladen, es kommt schnell zu Auseinandersetzungen oder Randalen", schildert Fuchs, der seit 2006 als Busbegleiter arbeitet.

Die zwölf Männer und Frauen, die zurzeit in den Bussen der NVG eingesetzt werden, vermittelt die Neue Arbeit Saar. Sie waren arbeitslos und freuen sich alle über die neue Beschäftigung, auch wenn sie diese nicht als festen Job, sondern im Rahmen von Maßnahmen ausüben. "Die Tätigkeit des Busbegleiters ist für die Sicherheit der Kinder wirklich sinnvoll. Vor allem für die Erstklässler, denen es noch an Orientierung fehlt", sagt Fuchs. In dem Fall der Parkschule hätten die Eltern Druck gemacht, damit die Kleinen nicht allein den Weg nach Wiebelskirchen mit dem Bus zurücklegen. "Wir bekommen von den Eltern sehr positives Feedback", so Fuchs.

Auch die Busfahrer wissen den Einsatz der Busbegleiter zu schätzen. "Wir müssen als Team zusammen gut funktionieren. Die Kollegen erleichtern unsere Arbeit ungemein. Dank ihnen können wir uns auf das Wesentliche konzentrieren - fahren", lobt Achim Wagner. Der Busbegleiter ist es, der einen Platzwechsel verordnet, wenn sich zwei Schüler streiten, Krach machen oder, noch schlimmer, an den Stangen klettern. Die Rückfahrt ist oft schlimmer. Nach der Schule seien die Grundschüler total aufgedreht, Mädchen und Jungs gleichermaßen. Nicht selten liegen auch bei den Busbegleitern die Nerven blank. Wenn in einem Gelenkbus die Hölle los ist, kann der Busbegleiter nicht gleichzeitig vorne und hinten stehen. Neben seiner Aufsichtsrolle ist der Begleiter es aber auch, der eine besondere Beziehung zu den Kindern pflegt. "Das Vertrauen der Kinder muss man erstmal gewinnen, durch Gespräch und Aufmerksamkeit", beschreibt Fuchs, wie er für viele der kleinen Gäste zur Bezugsperson geworden ist. "Leider ist für Unterhaltungen die Zeit meistens zu knapp. Um allen Kindern gerecht zu werden, müssten wir mindestens 20 Busbegleiter sein", bedauert er. Für ihn gehört neben Durchsetzungsvermögen auch Menschenkenntnis zu den für den Job wichtigen Eigenschaften.

Während die Kinder im Unterricht sind, fahren die Busbegleiter auf den regulären NGV-Linien mit. Da stehen sie Senioren und behinderten Fahrgästen tatkräftig zur Seite.

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