Aufruf zur Zivilcourage

Perl · Vor Kurzem hat Gerd Klestadt einen Vortrag über den Holocaust am Schengen-Lyzeum auf Einladung der Fachschaft Gesellschaftswissenschaften gehalten. Der Vortrag beeindruckte nachhaltig nicht nur die etwa 220 anwesenden Schüler, sondern auch die Lehrer. Schulleiter Volker Staudt begrüßte Klestadt als Zeitzeugen einer der schlimmsten Epochen der Menschheit.

 Gerd Klestadt. Foto: Schule

Gerd Klestadt. Foto: Schule

Foto: Schule

Zuerst schilderte Gerd Klestadt den Nationalsozialismus und die Judenverfolgung anhand seines eigenen Lebenslaufs. Er ist 1932 in einer jüdischen Familie in Düsseldorf geboren, die 1936 in die Niederlande fliehen musste. Im Januar 1943 wird die Familie von den Nazis festgenommen und ins niederländische KZ Westerbork gebracht. Von dort aus wurden 107 000 Juden, die damals in den Niederlanden lebten, von den Nazis in die Vernichtungslager deportiert. Am 31. Januar 1944 wurde auch die Familie Klestadt in Viehwaggons der Züge gepfercht und ins KZ Bergen-Belsen gebracht. Er versuchte den Schülern das Leben im KZ durch Fotos und persönliche Anekdoten näher zu bringen. Sein Vater starb am 4. Januar 1945 an Erschöpfung im KZ. Der 13-jährige Gerd Klestadt hatte das Glück, am 13. April 1945 von den amerikanischen Truppen befreit zu werden. Sein Bruder sowie seine Mutter überlebten die Deportation, und es gab ein Wiedersehen in den Niederlanden. Leider haben sechs Millionen Juden dieses Glück nicht gehabt. Sie sind in den KZ's und bei Massenhinrichtungen von den Nazis ermordet worden.

Seit gut 13 Jahren engagiert sich Klestadt für die Erinnerung an den Holocaust und auch an andere Verbrechen der Nazis. Er benennt dies die "Pflicht meiner Erinnerung". Er hat vor über 13 000 Schülern in Luxemburg, Deutschland und Belgien Vorträge zu diesem Thema gehalten. Zu heutigen Kriegen und Völkermorden zieht er Parallelen und ruft alle Anwesenden zur Zivilcourage auf. "Wenn man was ändern will in dieser Welt, muss man die Courage haben." Allerdings habe er, so Klestadt, das Gefühl, "dass die Menschheit seit dem 2.Weltkrieg nicht viel dazu gelernt hat". Nach seinem Vortrag stellten die Schüler sehr viele Fragen.

Zum Abschluss seines Vortrags verteilte Klestadt an jeden Schüler und Lehrer Murmeln. Diese bunten Murmeln symbolisieren die Vielfalt der Kulturen und Hautfarben unserer Welt.

Gerd Klestadts Engagement wurde am luxemburgischen Nationalfeiertag, 23. Juni, vom Großherzog durch die Verleihung eines Ordens gewürdigt. Klestadt wohnt seit etwa 40 Jahren in Luxemburg.

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