Auf den Spuren des Saarbrücker Rabbiners Schlomo Rülf

Neunkirchen · . Woran es wohl lag, dass sich nur so wenige Zuhörer am Donnerstagabend bei Bücher König einfanden? Ob es am Eröffnungsspiel der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien lag oder an den hochsommerlichen Temperaturen oder das Thema selbst zu schwierig erschien, für Edith Riefer, Inhaberin der Buchhandlung, stand fest: „Für die, die da waren, war es ein spannender Abend.

" Herbert Jochum, Professor an der Universität Saarbrücken, stellte die Autobiografie des Saarbrücker Rabbiners Schlomo Rülf vor: "Ströme im dürren Land. Von Saarbrücken nach Nahariya". Wer war dieser Mann, den so wenige kennen und der soviel geleistet hat, dass man einen Platz in der Saarbrücker Innenstadt nach ihm benannte? Herbert Jochum erzählte, wie er in den 70er Jahren dieses Buch in einem Antiquariat fand, das nun vom Röhrig-Verlag nachgedruckt wurde. Schlomo Friedrich Rülf, geboren 1896 in Braunschweig, studierte am Rabbinerseminar in Breslau, promovierte in Erlangen und übernahm 1929 die jüdische Gemeinde in Saarbrücken. Rülf hatte wohl vorausgesehen, was sich im nationalsozialistischen Deutschland zusammenbraute. Aufgrund seiner internationalen Kontakte schaffte er es, auf die bedrohliche Situation der Juden im Saargebiet aufmerksam zu machen. Es gelang ihm, dass der Völkerbund sich mit der Saarfrage beschäftigte. Die Einigung zwischen Völkerbund und dem Deutschen Reich besagte, dass alle Ausreisewilligen, sollte das Saargebiet nach der Abstimmung 1935 wieder zu Deutschland gehören, eine Frist von einem Jahr haben, das Land zu verlassen. Dadurch konnten sich mehr Menschen ins Ausland retten, als das im Deutschen Reich der Fall war. Das ist auch der große Verdienst von Rülf: Er hat Menschenleben gerettet.

In der kleinen Runde entwickelte sich ein Gespräch über Aberglauben und Vorurteile. "Kein Volk ist von den Juden so geliebt worden wie die Deutschen. Aber sie sind auf wenig Gegenliebe gestoßen", sagte Jochum.

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