Applaus auf offener Szene

Homburg · Für Bandleader und Klarinettist Rainer Sander ist die aktuelle Besetzung seiner Allotria Jazzband schlicht die beste aller Zeiten. Davon konnte sich das Homburger Jazzfrühschoppen-Publikum wahrlich überzeugen.

 Mit wunderbar anzuhörenden Arrangements bekannter Jazz-Titel begeisterte die Allotria Jazzband die aufgrund des Wetters nicht sehr zahlreichen Zuhörer. Foto: Thorsten Wolf

Mit wunderbar anzuhörenden Arrangements bekannter Jazz-Titel begeisterte die Allotria Jazzband die aufgrund des Wetters nicht sehr zahlreichen Zuhörer. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Zweitklassiges Wetter, erstklassig Band. Auf diese kurze Formel kann man das erneute Gastspiel der Allotria Jazzband am Samstag beim Homburger Jazzfrühschoppen auf dem Marktplatz bringen (wir berichteten). Die Formation um den Klarinettisten Rainer Sander spielte mit Verve gegen die nasskalte Variante des Sommers 2014 an. Rainer Sander selbst zog in der Pause ein durchweg positives Fazit. Und er stellte sich gerne den Fragen unserer Zeitung - so der, was eine Jazzband denn nun ausmache, das Kollektiv oder die Güte der Einzelmusiker. "Beides ist ganz wichtig. Natürlich braucht man einen gewissen Rahmen, um mit den Arrangements für die Zuhörer Attraktivität zu schaffen. Aber ohne die Qualität der einzelnen Musiker geht natürlich gar nichts." Dabei profitiere die Allotria Jazzband davon, "dass unsere Musiker auf ihren Instrumenten eine ausgesprochene Expertise haben. Und ich muss sagen, dass die aktuelle Besetzung ist die beste Allotria Jazzband ever ist".

Über diese Einschätzung urteilte auch das Homburger Publikum. Und das tat es mit Applaus auf offener Szene und nicht selten als Begeisterungsbekundung nach Soli. Die prägten den Auftritt der Münchner Formation nachhaltig, ohne dabei die Arrangements der Eitelkeit Preis zu geben. So als Schlagzeuger Gregor Beck vor Ende des ersten Sets mit einem beeindruckenden Solo-Part begeisterte.

Dabei näherte sich die Band klassischen Jazz-Stücken durchaus auf neuen Wegen. Rainer Sander: "Es gibt natürlich Puristen, die wollen, dass wir Stücke Ton für Ton dem Original gleich nachspielen. Das ist eine Möglichkeit. Wir aber wollen die Komponisten würdigen, im klassischen Jazz-Stil bleiben - und nehmen uns heraus, auch mal modernere Einstellungen vorzunehmen. Damit das Ganze eine gewisse Lebendigkeit hat. Es soll keine Kopie sein. Und für uns ist auch jeder Auftritt, obwohl wir Arrangements natürlich auch wiederholen, immer wieder eine neue Erfahrung." Dabei prüfe man, so Sander, den eigenen Weg auch immer anhand der Reaktionen des Publikums. Und die zeigten am Samstag in Homburg, dass Rainer Sander und die Allotria Jazzband wohl buchstäblich den richtigen Ton getroffen hatten.

Das galt, daran ließ Homburgs Kulturbeigeordneter Raimund Konrad am Samstag keinen Zweifel, auch für den Auftritt der Band "Die üblichen Verdächtigen" am Abend zuvor bei Querbeat. Die Formation habe, so Konrad, perfekt in die Veranstaltungsreihe gepasst, "das waren durchweg sehr gute Musiker", die prächtig unterhalten hätten.

Damit liegt die Latte für das kommende Wochenende hoch - allerdings nur beim samstäglichen Jazzfrühschoppen. Denn: Querbeat wird nicht stattfinden, stattdessen soll Jogi Löws DFB-Elf gegen die Auswahl Frankreichs im Viertelfinale für mehrfaches Klingeln im Tor der Equipe Tricolore sorgen. Am Morgen danach steht der Auftritt der Wagner Company beim Jazzfrühschoppen auf dem Programm. Die Band um den Kaiserslauterer Posaunisten Thomas Wagner soll dann mit Dixie und Swing entweder das Freudenfest eines möglichen deutschen Fußball-Erfolges gegen Frankreich verlängern - oder den Frust einer ebenfalls möglichen Niederlage mit ein paar Jazz-Standards vergessen machen.

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