Polizei Angriff auf Polizisten: Was wirklich in Eckelhausen geschah

Eckelhausen · 20 Menschen schlagen auf Polizisten ein. Sie spucken, bedrohen und würgen die Einsatzkräfte.

 Mit Blaulicht eilten St. Wendeler Polizisten ihren Kollegen in Eckelhausen zu Hilfe.  Foto: dpa/ Seeger

Mit Blaulicht eilten St. Wendeler Polizisten ihren Kollegen in Eckelhausen zu Hilfe. Foto: dpa/ Seeger

Foto: picture alliance / dpa/Patrick Seeger

Einer Beamtin treten die Angreifer ins Gesicht, verletzen sie ernsthaft. Es sind grausame Szenen, die sich am Freitagabend im 230-Seelendorf Eckelhausen abspielen. Dabei sieht für die Polizisten zunächst alles nach einem Routine-Einsatz aus.

Das Drama beginnt um 21.25 Uhr. „Der Vater eines 13-jährigen Mädchens erstattete eine Vermisstenanzeige. Sein Kind war nach der Schule nicht nach Hause gekommen“, berichtet Andreas Riemenschneider, Leiter der Polizeiinspektion Nordsaarland. Bei der Fahndung stellen die Ermittler fest, dass auch eine 15-jährige Freundin aus der Nachbarschaft verschwunden ist. Etwa zwei Stunden später finden die Beamten die Mädchen unweit ihrer Wohnhäuser in Eckelhausen. „Die beiden erzählten glaubhaft, dass sie zu Hause geschlagen werden und daher nicht zurückkehren können“, rekonstruiert Riemenschneider den Einsatz.

Als die Beamten den Eltern mitteilen, dass die Mädchen dem Jugendamt übergeben werden, eskaliert die Situation. Die Erziehungsberechtigten bedrohen und beleidigen die Polizisten. Immer mehr Menschen eilen zum Ort des Geschehens. „Zu der Zeit waren wir schon mit vier Leuten. Uns war bereits nach der ersten Kontaktaufnahme mit dem Vater klar, dass es Probleme geben könnte“, berichtet der Dienststellenleiter. Die Einsatzkräfte fordern noch weitere Unterstützung aus St. Wendel an.

In der Zwischenzeit werden vor allem der Vater des älteren Mädchens und dessen Lebensgefährtin immer aggressiver. Der stark alkoholisierte Mann sei auf einen Beamten losgestürmt und habe diesen mit Faustschlägen attackiert. „Zwei Polizisten brachten ihn zu Boden und fixierten ihn“, heißt es in der Pressemitteilung der Polizei. Mehrere Personen aus der Menge versuchen, den Mann zu befreien. Sie reißen und zerren an den Beamten, gehen mit Fäusten und Tritten auf sie los. Auch Kinder mischen in dem Gerangel mit. „Das ist der Grund, warum wir keine Schlagstöcke oder Pfefferspray einsetzen durften. Das ist bei Kindern unzulässig“, erklärt Riemenschneider. Erst als die vier weiteren Beamten aus St. Wendel eintreffen, gelingt es den Polizisten, die Lage unter Kontrolle zu bringen.

Insgesamt seien zwischen 15 und 20 Personen in die Schlägerei verwickelt gewesen. Da es nach einer ersten Berichterstattung in den sozialen Netzwerken bereits zu Hetzereien gegen Ausländer kam, betont der Polizeichef: „Bei den Beteiligten handelt es sich nicht um Menschen mit Migrationshintergrund.“ Bei der Schlägerei wurden zwei Beamte verletzt. Die Polizistin, der die Angreifer ins Gesicht getreten hatten, kam ins Krankenhaus. „Sie hat ernsthafte, aber keine schweren Verletzungen erlitten. Die Kollegin ist immer noch krank geschrieben, aber wieder zu Hause“, sagt Riemenschneider. Die Polizei ermittelt gegen die Beteiligten.

Währenddessen hat sich auch Innenminister Klaus Bouillon (CDU) zu den Attacken geäußert. Er fordert härtere Strafen bei Gewalt gegen Polizisten. „Ich verurteile den Vorfall in Nohfelden auf das Schärfste“, sagt er. Diejenigen, die tagtäglich um die Sicherheit der Bevölkerung bemüht seien und ihre eigene Gesundheit riskierten, verdienten einen besonderen Schutz des Staates. „Geldstrafen sind nur wenig abschreckend“, urteilt der Minister. „Oftmals läuft die Verhängung einer solchen Strafe ins Leere und kann nicht beglichen werden. Hier ist deshalb der Bundesjustizminister gefordert und muss nachsteuern.“

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