André Noltus hat dem „Sense Eduard“ ein Denkmal gesetzt

Neunkirchen · . Es ist ein kleines, liebenswertes Büchlein, in dem André Noltus die Lebensgeschichte des bekannten Neunkircher Originals „Sense Eduard“ recherchierte.

Aber es ist keine Biographie im eigentlichen Sinne, sondern eine Mischung aus Lebensdaten, überlieferten Geschichten und Fiktion. Noltus schlüpft in seinem Buch in die Rolle des Eduard, lässt ihn in der Ich-Form erzählen und seine Gedanken mitteilen, um dann wieder in die Rolle des Berichterstatters zu wechseln. Für seine Zuhörer bei der Lesung am Donnerstagabend in der Bücherei König war dieser Wechsel der Erzählperspektive nicht immer einfach. Aber Noltus schaffte den Spagat zwischen Information und Emotion. Denn die Hauptfigur des Abends, der "Sense Eduard", geboren 1877 in Wiebelskirchen als Franz Carl Eduard Senz, hatte wirklich kein einfaches Leben. Behaftet mit einem Sprachfehler - er stotterte - und einem schlurfenden Gang, war er für seine Mitmenschen häufig Zielscheibe für Häme und Spott. Und doch versuchte er, Haltung zu bewahren und sich zu wehren. Wenn er auch den Eindruck erweckte, er könne nicht bis Drei zählen, bescheinigt man ihm doch eine gewisse Bauernschläue. Einige Geschichten und Anekdoten, die sich um die Figur des "Sense Eduard" ranken, gab Noltus zum Besten, ließ aber auch der Tragik dieses Lebens viel Raum.

1923 wird Eduard Senz aufgrund von Angstzuständen, Panikattacken und "einem ständigen Pochen in seinem Kopf" von seinem Arzt "in Kur" geschickt. Er stieg in Neunkirchen in den Zug, um in die "Provinz-Irren-Anstalt" nach Merzig zu fahren. 16 Jahre dauerte seine "Kur" in Merzig, bis er 1939 in die Landesanstalt nach Herborn gebracht wurde und 1941 im hessischen Hadamar in der Gaskammer starb.

Mit diesem Buch "Franz Carl Eduard Senz - Sense Eduard" hat Noltus dem Neunkircher Original ein Denkmal gesetzt. Und nicht nur ihm, sondern "all den Schwachen und Hilflosen, die der Willkürherrschaft der Nazis zum Opfer fielen". Ihnen allen ist dieses Werk gewidmet.

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