Alles Pallotti für junge Flüchtlinge

Eiweiler · Neben dem Clearinghaus in St. Wendel, das die Saarland-Heilstätten-GmbH betreut, gibt es nun ein zweites in Eiweiler. 20 minderjährige Flüchtlinge im Alter zwischen 14 und 17 Jahren leben derzeit im Pallottihaus.

 Die beiden Computer im Clubraum sind heiß begehrt. Fotos: B & K

Die beiden Computer im Clubraum sind heiß begehrt. Fotos: B & K

Es riecht noch nach Hähnchen. Der Tisch ist schon abgeräumt, ein paar Jugendliche werkeln in der Küche, wischen den Tisch ab. Das Mittagessen - zum Fleisch gab es Salat und Gemüsepüree - ist gerade vorbei, jetzt haben die unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlinge Zeit für sich. Schnell sind die beiden Computer im Aufenthaltsraum belegt. Ähnlich wie bei deutschen Jugendlichen, steht das Surfen in Sozialen Netzwerken hoch im Kurs bei den 20 Jungs, die seit gut 14 Tagen im Pallottihaus in Eiweiler wohnen. 14 kommen aus Syrien, fünf aus Afghanistan, einer aus dem Irak.

Die Tischtennisplatte und der Tisch-Kicker im Keller sind noch verwaist. Dabei sind die 14- bis 17-Jährigen durchaus sportinteressiert. So schauten sie sich Champions-League-Spiele gemeinsam am Fernseher an - und gehen regelmäßig ins Fußball-Training der Sportfreunde Eiweiler . Der Sportplatz befindet sich direkt neben dem Pallottihaus.

Aber wie kam es zu der Zusammenarbeit zwischen Pallottihaus und Diakonischem Werk, die gemeinsam als Träger des Clearinghauses - eine Art Durchgangsstation für die jungen Flüchtlinge - fungieren? Werner Lucas, der Pädagogische Leiter des Pallottihauses Neunkirchen, sagt: "Der Jugendamtsleiter aus Saarlouis hat bei uns angefragt, weil es Probleme gab, Räume zu finden." Das war vor den Sommerferien. Lucas nahm Kontakt mit Volker Bourgett auf, dem Leiter Jugendhilfeverbund beim Diakonischen Werk an der Saar. Schon bei anderen Projekten hatten die beiden Träger zuvor zusammengearbeitet. Ende Juli setzten sie sich zusammen und arbeiteten die Einzelheiten aus. Das Pallottihaus in Eiweiler bietet optimale Bedingungen. In dem ehemaligen Schulgebäude aus den 1960er-Jahren, wo immer wieder Ferienfreizeiten organisiert wurden, gibt es große Räume, eine Turnhalle, eine Küche und weitere Sozialräume.

Es ist zwar ein Schulgebäude , aber in die Schule gehen die Jungs noch nicht. Das solle aber nach den Herbstferien passieren. Dennoch sei es wichtig, so Bourgett, einen strukturierten Tagesablauf einzuhalten. Diesen erklärt Hausherr Stefan Kraemer. Um 7 Uhr werden die Jungs geweckt, gegen 8 Uhr wird gefrühstückt. Dieses bereiten die Erzieher vor. Zwei Betreuer sind rund um die Uhr im Pallottihaus, außerdem werden sie von einem Studenten und einem FSJler unterstützt. Samt Dolmetscher, Reinigungskraft und Krankenpfleger arbeiten 15 Personen im Haus - aber nicht alle Vollzeit.

Der Vormittag werde außerdem für Termine genutzt - beim Arzt, beim Zahnarzt, beim Jugendamt oder Amtsgericht. Um 13 Uhr gibt es Mittagessen , das wird von einem Caterer aus Wadern angeliefert. Nach dem Essen haben die jungen Moslems Zeit zur freien Verfügung. Nachmittags steht der Deutschkurs an. "Die ersten Floskeln sitzen schon", sagt Kraemer. Die Jugendlichen wollten unbedingt die Sprache lernen. "Dankeschön" und "Bitteschön" kommt bereits wie selbstverständlich über ihre Lippen. Um 22 Uhr sind die Jugendlichen auf ihren Zimmern, "spätestens um 23 Uhr sollte kein Ton mehr zu hören sein", sagt Kraemer.

Sieben Zimmer sind mit Jugendlichen belegt, maximal drei Betten gibt es pro Zimmer. Bis Mitte nächsten Jahres, so erklärt Lucas, solle es zunächst ein Clearinghaus bleiben. Dann werde überprüft, ob es in eine stabile Gruppe umgewandelt wird.

 So sieht das Pallottihaus von außen aus.

So sieht das Pallottihaus von außen aus.

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Auf einen BlickDie Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung sei groß, heißt es von Seiten der Träger. Um sie genauer über das Pallottihaus in Eiweiler zu informieren, sei für Mittwoch, 4. November, 19 Uhr, eine Info-Veranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus geplant. Unter anderem mit einer Ausstellung, die den Weg von Afghanistan ins Saarland dokumentiert. him

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