15. Indianer-Powwow Wenn Feinde am Bostalsee zu Freunden werden

Bosen · Beim 15. Powwow feierten Indianer verschiedener Stämme, Soldaten und Trapper gemeinsam. Für die Besucher gab es Reitershows, Zauberer und Tanzvorführungen.

 Büffel (links) und Napetanka (rechts) präsentierten beim Indianer-Powwow am Bostalsee ihren aufwendigen Schmuck.

Büffel (links) und Napetanka (rechts) präsentierten beim Indianer-Powwow am Bostalsee ihren aufwendigen Schmuck.

Foto: Frank Faber

Drei Tage lagerten Indianer, Trapper, Glücksritter, Soldaten und Siedler beim 15. Powwow am Bostalsee. Powwow heißt vor allem eines: Spaß haben, das Leben feiern und die Lebensweise der nordamerikanischen Ureinwohner und der Zugezogenen mit Hunderten anderen Menschen am Seeufer teilen. Dazu nahmen 150 Hobbyisten ihre Rollen ein. „Ich mache das schon seit ewigen Jahren“, sagte der Freizeit-Apache Napetanka. Im Uhrzeigersinn tanzte er zu den Trommelschlägen im Kreis, dabei klingelten die Metallglöckchen an seiner selbst hergestellten Kleidung. In einer Schale brannte Sweetgras und Salbei, süßer Rauch stieg auf.

Gestartet war das Fest mit dem Grand Entry (Einzug) aller Akteure, die sich anschließend zu ihren Tipis und Lodges ans Lagerfeuer zurückzogen. Als „Rendezvous“, dem Vorläufer eines Powwow, wurden ab den 1820er-Jahren die Treffen von Trappern, Pelzhändlern und ihren indianischen Handelspartnern in der Wildnis bezeichnet. „Ich handele mit Fellen“, erklärte der Trapper Tanka Mato, der die weiße und indianische Sprache beherrscht. Chricahua-Apache Wiesel und der Lakota-Sioux Rennender Fuchs freundeten sich an, in der Prärie war das eine Seltenheit. „Der Apache war ein Einzelgänger. Die Stämme wurden klein gehalten und sind brutal gewesen“, berichtete Napetanka. Weitere Rothäute vom Stamm der Cheyenne tauchten auf. Die Wald-Indianer wohnten in kuppelförmigen Tipis und die Irokesen eher in einer Art Langhaus mit dicken Holzbohlen. Alles auf dem Gelände wirkte authentisch.

Ein Großteil der Bleichgesichter bezog Quartier im Military-Camp. Die im Amerikanischen Bürgerkrieg (1861 bis 1865) verfeindeten Nord- und Südstaatler campierten friedlich nebeneinander. „Alles in Ordnung, der Süden ist brav, der Norden auch. Deshalb bin ich jedes Jahr so gerne hier“, meinte Doc Sebastian Mc Fly. Die Betten in seinem Field Hospital blieben leer. Für den Totengräber Nonnenmacher gab es kein Begräbnis zu organisieren. Die mit Steckbrief gesuchte Dalton-Bande (1890 bis 1892), die auf Bank-und Zugraub spezialisiert war, wurde zu Beginn der Veranstaltung geschnappt und in Ketten gelegt.

Hinterher umgekleidet als die „Gamblers“ eröffneten die Laiendarsteller die Pokerrunde im Saloon. Generalleutnant James Longstreet, verkörpert von einem Franzosen aus Le Mans, zapfte sich in der Offiziersmesse ein kühles Bier. Während des Bürgerkrieges oblag dem sogenannten „alten Schlachtross“ die Befehlsgewalt über mehrere Infanteriedivisionen der Konföderierten und er war bei der Niederlage in der Schlacht von Gettysburg dabei. Wegen der Trockenheit blieben die Kanonen der First Richmond Howitzer wie im Vorjahr stumm. Die Gruppe „Little Tombstone“ befasste sich mit der Geschichte der Stadt im Süden des US-amerikanischen Bundesstaates Arizona. Tombstone, 1880 Schauplatz der legendären Schießerei am O.K. Corral mit Marshal Wyatt Earp, dem zockenden Zahnarzt Doc Holiday sowie Ike Clanton und seinen Leuten. „Wir stellen das nicht nach, uns geht darum, dass die Menschen mehr über Tombstone an sich erfahren“, erläuterte Morgan Earp.

 Wie gut sie miteinander harmonieren, zeigten Pferd und Reiter der Gruppe Ecurie La Cantera bei ihren Shows.

Wie gut sie miteinander harmonieren, zeigten Pferd und Reiter der Gruppe Ecurie La Cantera bei ihren Shows.

Foto: Frank Faber
 Der Goldene Adler – auf Indianisch Qury Anka – nennt sich dieser Tänzer.

Der Goldene Adler – auf Indianisch Qury Anka – nennt sich dieser Tänzer.

Foto: Frank Faber

Indianische Reitkunst präsentierte die französische Ecurie de La Cantera, Martin Mathias zauberte und ein Westernmarkt bot alles für das Bleichgesicht und die Rothaut an. Musik gab es von Raza Inka und den Countrybands Lunchbox und Louisiana. „Am Samstag ist alles gut gelaufen, mit der Besucherzahl bin ich zufrieden“, meinte Georg Lauer von der St. Wendeler Agentur Gog Concepts, die das Powwow in Kooperation mit dem Landkreis veranstaltete. Beim Sicherheitspersonal kamen die Organisatoren billig weg. Den Job erledigten die Gesetzeshüter um Marshal Wyatt Earp gleich mit und sorgten so für ausgelassene Feierstimmung.

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