1000 Euro aus Berlin sind schon sicher

Türkismühle · Für ihr Projekt zum jüdischen Leben in der Gemeinde werden Schüler der Gemeinschaftsschule Türkismühle in Berlin ausgezeichnet.

 Die beteiligten Schüler bei der Einweihung des Stolperstein-Projekts am Lotte-Koschelnik-Platz. Fotos: Friedrich

Die beteiligten Schüler bei der Einweihung des Stolperstein-Projekts am Lotte-Koschelnik-Platz. Fotos: Friedrich

Den dritten Platz beim Wettbewerb "fair@school - Schulen gegen Diskriminierung" hat die Gemeinschaftsschule Türkismühle schon sicher. Und damit 1000 Euro. Am Dienstag, 13. Juni, wird sich entscheiden, ob vielleicht auch der zweite oder gar erste Platz drin ist. "Das wäre sehr schön", kommentiert diese Möglichkeit der betreuende Lehrer Jörg Friedrich. Er sagt aber auch: "Alleine, dass wir nach Berlin eingeladen wurden, 1000 Euro gewinnen und damit weiterarbeiten können, ist schon Belohnung genug."

Die AG "Multimediale und inklusive Erinnerungsarbeit: Jüdisches Leben in der Gemeinde Nohfelden" hat nicht nur eine Ausstellung zu jüdischem Leben in der Gemeinde entwickelt, sondern das Projekt gemeinsam mit blinden Schülern erarbeitet, um es barrierearm zu machen.

Angefangen hat alles bereits im Jahr 2011. Die damaligen Siebtklässler beteiligten sich auf Anfrage des St. Wendeler Adolf-Bender-Zentrums an dem Stolpersteine-Projekt in der Gemeinde Nohfelden. Dafür beschäftigten sie sich intensiv mit dem jüdischen Leben in der Gemeinde. Im Schuljahr 2014/15 erarbeiteten sie eine Wanderausstellung, die nicht nur in der Schule zu sehen ist, sondern auch ausgeliehen werden kann. "Wir hatten so viele Infos zusammen, die man gar nicht alle in der Ausstellung zeigen konnte", sagt Friedrich. Also erarbeiteten die Schüler eine eigene Homepage mit umfangreichen Informationen zum jüdischen Leben. Aber damit nicht genug: Auch Menschen mit Beeinträchtigungen sollten Zugang zu der Ausstellung haben - Seh- oder geistig Behinderte sowie Menschen, die der deutschen Sprache nur minimal mächtig sind.

Also suchte die Gruppe den Kontakt zur Blindenschule in Lebach - und erarbeitete eine Version der Ausstellung in leichter Sprache. "Alles, was wir auf den Tafeln haben, wurde vertont", berichtet Friedrich. Aber auch damit ist das Projekt noch nicht beendet. Die Schüler, die mittlerweile die zwölfte Klasse besuchen, wollen einen Weg der Erinnerung schaffen. Eine Art Rundweg entlang der Zeugnisse jüdischen Lebens in der Gemeinde. An Wandertagen könnten andere Schüler diesen Weg gehen und dabei mit Broschüren versorgt werden. "So können wir dauerhaft unser Wissen, das wir gesammelt haben, an die Schulgemeinschaft weitergeben", sagt Friedrich.

Da wären die 1000, 2000 oder 3000 Euro gut angelegtes Geld. Wofür genau es gebraucht wird, kann Friedrich noch nicht sagen. Nur so viel: "Wir werden es im Sinne unseres Projektes verwenden."

Aber jetzt geht es erst einmal nach Berlin. Alle sieben Schüler fahren mit, gemeinsam mit zwei Lehrern und einem Vertreter des Adolf-Bender-Zentrums. Drei Tage bleiben sie dort, um ihren Preis entgegen zu nehmen und die Hauptstadt zu erkunden. Und vielleicht, um 3000 Euro mit nach Türkismühle zu nehmen.

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 Sieben Schüler der Gemeinschaftsschule Nohfelden-Türkismühle beteiligen sich seit 2011 an dem Projekt.

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Vielfalt und Chancengerechtigkeit stärken, Diskriminierung verhindern - diese Werte im Schulleben zu fördern, ist Ziel des Wettbewerbs "fair@school - Schulen gegen Diskriminierung". In Berlin zeichnen die Antidiskriminierungsstelle des Bundes und der Cornelsen-Verlag am 13. Juni drei vorbildliche Schulprojekte aus, die sich gegen Diskriminierung und für Vielfalt im Schulalltag einsetzen. Die Schulprojekte wurden vom Zentrum für Bildungsintegration der Stiftung Universität Hildesheim begutachtet. Eine elfköpfige Jury aus Sozial- und Bildungswissenschaftlern entscheidet über die Preisträger. Die Preise in Höhe von 1000, 2000 oder 3000 Euro werden in einer Feierstunde im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend verliehen. Neben der Berliner Kurt-Schwitters-Gesamtschule und der hessischen Schule am Goldberg in Heusenstamm ist auch die Gemeinschaftsschule Nohfelden-Türkismühle nominiert. Die Moderation übernimmt Eric Mayer, die Musikbegleitung die Kölner Band "Und wieder Oktober".

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