100 Prozent: Eitzweiler behält Ortsvorsteher Gerald Linn

Eitzweiler · Eine reine SPD-Sache ist der Eitzweiler Ortsrat. Obwohl andere Parteien hätten antreten können. Doch jetzt teilen sich neun sozialdemokratische Lokalpolitiker die Arbeit. Inklusive Ortsvorsteher.

Eine konstituierende Sitzung im Schnelldurchgang, die Freisens Bürgermeister Karl-Josef Scheer (SPD ) durchzog. Erstmals nach der Kommunalwahl vom 25. Mai tagte Eitzweilers Ortsrat in neuer Besetzung. Auf der Tagesordnung: gesetzliches Standardprogramm: Mitglieder verpflichten (20 Uhr), aus deren Mitte Ortsvorsteher (20.03 Uhr) und Stellvertreter (20.15 Uhr) wählen. Nichts Besonderes also. Wirklich nicht?

Ungewöhnlich, dass den 220 Einwohner zählenden Ort eine Partei vertritt: die SPD . Auf den vorgedruckten Wahlzetteln standen ausnahmslos rote Kandidaten, die in den neun Lokalpolitiker starken Rat einziehen wollten. Von der CDU , 2009 noch angetreten, keine Spur.

Die SPD machte kein langes Federlesen, Gerald Linn erneut zum Ortsvorsteher zu wählen. Der 51-Jährige ist seit elf Jahren im Amt. Zuvor war es sein Vater Ernst. Der 74 Jahre alte Postpensionär bekleidete den Posten von 1974 bis zur Stabübergabe an den Sohn. Ernst Linn war an Gerald Linns Wiederwahl nicht ganz unbeteiligt. Als Wahlhelfer kümmerte er sich darum, die Stimmen auszuzählen. Für seinen Sohn stimmten acht Politiker. Ein 100-Prozent-Ergebnis. Ein Vertreter war berufsbedingt am Wahlabend verhindert. Freisens Rathauschef hatte mit dem Ausgang gerechnet. Er überreichte die Ernennungsurkunde mit dem Satz: "In weiser Voraussicht habe ich sie heute Morgen schon unterschrieben." Die Wahlzettel waren übrigens auch mit Gerald Linn bedruckt.

Gleiches Prozedere bei der Stellvertreterwahl: Hier trat als ebenso einziger Kandidat Amtsinhaber Gerd Gelzleichter (72) an. Der ehemalige Schreiner erhielt alle Stimmen in dem Ruck-zuck-Wahlgang.

Im Vorfeld der Ortsratssitzung hatte Julian Molter schon am Wahlabend angekündigt, sein Mandat nicht anzunehmen. Dabei war der jüngste Kandidat auf der Liste der eigentliche Sieger: Auf ihn setzten 130 Bürger bei der Mehrheitswahl, das beste Einzelergebnis. Persönliche Gründe führte Molter für seinen Rückzug an, ohne ins Detail zu gehen. Gerald Linn und Rüdiger Fischer (beide 118 Stimmen) blieb ein Losverfahren erspart. Denn sie standen - noch mit Molter auf der Liste der Gewählten - auf dem neunten und zehnten Platz. Der Ortsrat hat aber nur neun Stühle. So hätte bei Stimmengleichheit das Los zwischen Linn und Fischer entscheiden müssen. Mit Molters Rücktritt rutschten beide in den Ortsrat.

Linn profitierte folglich bei der Kommunalwahl nicht vom Amtsbonus. Dennoch sieht sich der Ortsvorsteher in seiner Arbeit bestätigt. Die CDU habe keine Flagge gezeigt, indem sie keine Kandidaten aufgestellt hat, kritisierte er. Deshalb hätten sich unzufriedene Eitzweiler "an der SPD abgearbeitet", begründete Linn sein schwächeres Ergebnis bei der Kommunalwahl. Trotzdem bewertete er das SPD-Personaltableau als richtig. Und kündigte an: "Wir machen so weiter, wie wir es in den vergangenen Jahren gemacht haben." Wofür er heftig Applaus vom Rat erhielt.

"Von irreführenden Veröffentlichungen" nach der Ortsratswahl und einem 100-Prozent-Ergebnis für die SPD sprach Ortsratsmitglied Alwin Saar. Schließlich hätte der Wähler die Wahlliste ändern und um weitere Kandidaten während des Wahlgangs ergänzen können. Das taten einige, aber die Stimmen für die Zusätzlichen reichten nicht für einen Einzug. Das Resultat für die SPD sei respektabel: "Der Abstand zwischen den künftigen Ortsratsmitgliedern und den Nachrückern ist mit mehr als 100 Stimmen enorm hoch." Seit Mitte 2011 hat sich die bis heute öffentlich zur Schau gestellte Kluft zwischen CDU und SPD in Eitzweiler manifestiert. Wie Kurt Wommer (CDU ) jetzt erneut betont, liege dies "an einer Person, die das Ganze bestimmt". Die harte Kritik gilt Ortsvorsteher Gerald Linn. Wommer wiederholte den Vorwurf, dass Linn Unionsanträge im Rat ignoriert habe. Das habe zum CDU-Mandatsverzicht während der Legislaturperiode geführt. Und deshalb sei seine Partei nun auch nicht mehr zur Kommunalwahl angetreten. Wähler trugen aber Wommer auf den Wahlzettel ein. Er erhielt 16 Stimmen und ist erster Nachrücker, falls ein Ratsmitglied ausscheidet. Würde er das Mandat annehmen? "Ein klares Nein."

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