Naturpark Saar-Hunsrück stellt die Taubnessel vor „Zahme Nessel“ für Heilkunde und Küche

St Wendel · Was so alles in dem Wildkraut Taubnessel steckt, darüber informiert der Naturpark Saar-Hunsrück. Rezept-Tipps inklusive.

 Der Naturpark Saar-Hunsrück stellt die Weiße Taubnessel vor.

Der Naturpark Saar-Hunsrück stellt die Weiße Taubnessel vor.

Foto: Lydia Hoff-Güdelhöfer

Sie sieht aus der Ferne der Brennnessel ähnlich, ist aber nicht mit ihr verwandt und hat auch keine Brennhaare. Die Rede ist von der Taubnessel, die auch „zahme Nessel“, falsche Brennnessel oder Honigblume genannt. „Sie ist eine wertvolle Insektenweide, die bis in den Herbst eine wichtige Futterpflanze für Wildbienen und Schmetterlinge darstellt und diesen reichlich Pollen und viel Nektar liefert“, attestiert ihr eine Sprecherin des Naturpark Saar-Hunsrück und berichtet, warum die Taubnessel mehr ist als eine eine dekorative Blume im Staudenbeet.

Schon Hildegard von Bingen und auch Sebastian Kneipp haben die große Heilwirksamkeit der Taubnessel geschätzt. Sie könne bei Schmerzen und Krämpfen unterstützend wirken. Gerade der Mix an wertvollen Inhaltsstoffen, die eine antibakterielle und pilzhemmende Wirkung zeigen, ist gesundheitsfördernd. Daher ist die Pflanze bei Frauen heute sehr geschätzt.

Der lateinische Name ist Lamium album. Die Pflanze hat schleimlösende, entzündungs- und krampflösende, blutreinigende und -stillende Wirkung. Wertvolle Inhaltsstoffe der Pflanze sind Schleimstoffe, freie Aminosäuren, ätherische Öle, Flavonglykoside, Gerbstoffe, Saponine, Kohlenhydrate, Cholin, Histamine. Von dem Wildkraut werden Blätter, Blüten, Samen, Triebe und Wurzeln verwendet. Ein Teeaufguss aus den Blüten wirkt lindernd bei Atemwegsentzündungen, bei Magen-Darm-Beschwerden, Blähungen, Menstruationsbeschwerden und Hautproblemen. Darüber hinaus hat die Taubnessel eine anregende Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System, auf die Blutzirkulation und -reinigung. Äußerlich wirkt ein Aufguss des Wildkrautes bei Verbrennungen, Sonnenbrand, Hautverletzungen und als Mundspülung bei leichten Entzündungen im Mund- und Rachenraum.

Neben der weißen Taubnessel, die vor allem eine heilwirkende Eigenschaft hat, gibt es noch die rote und goldene Taubnessel, die ähnliche Eigenschaften haben. Bei allen Taubnesseln sind die Pflanzenteile, von der Wurzel bis zur Blüte, essbar und können auch roh verwendet werden. Die beste Sammelzeit ist März bis Mai und September bis Oktober. Die Pflanze sollte jedoch nur dort gesammelt werden, wo sie reichlich vorkommt.

Neben der heilwirksamen gibt es auch eine kulinarische Komponente. „Die Wildpflanze duftet ganz intensiv nach Spinat, hat einen pilzähnlichen Geschmack und ist ein leckeres Wildgemüse“, so die Sprecherin. Die Blätter, Blüten und Wurzeln bieten eine schmackhafte Basis für Hausteemischungen. Für Salate, Suppen, Pestos, Smoothies, Butter, Quark, Dip, Lasagne, Bratlinge und Spinatgemüse werden junge Triebe und Blätter verwendet. Die honigsüßen Blüten eignen sich für Desserts oder Sirup und können aber auch als dekorative Beigabe zum Salat gemischt werden. „Darüber hinaus bieten sie eine hervorragende Zutat für Wildkräuter-Vitalriegel“, so die Sprecherin. Nach dem Abfallen der Blüten können die Samen, die sich in den Blütenkelchen befinden, als Saatgut für frische Keimlinge verwendet werden. Sirup aus getrockneten Blüten mit Honig und Apfelessig oder Zitrone zubereitet, ist ein erfrischendes und gesundes Getränk. Die Wurzeln der Triebausläufer können als rohe Knabberei oder geröstet als Kaffeeersatz verwendet werden.

Die Taubnessel wächst auf allen Bodenarten in Gärten, an Zäunen, neben Äckern, Wegrändern, im Gebüsch, auf Schuttplätzen und Bahndämmen. Die Blütezeit erstreckt sich von April bis September. Für die Heilkunde werden ausschließlich Taubnesselblüten verwendet. Die Blüten nicht bei nassem Wetter ernten, dann verlieren sie ihren süßen Geschmack“, hat die Sprecherin noch einen Tipp parat. Es sollten vor allem vier bis sechs Blättchen aus dem obersten Pflanzenquirl verwendet werden, da diese am aromatischsten und zartesten sind. „Die Pflanzenteile erst kurz vor ihrer Verwendung sammeln, dann ist das Aroma noch intensiv“, so die Sprecherin.

Weitere Infos über den Naturpark Saar-Hunsrück erhalten alle Interessenten bei der Naturpark-Geschäftsstelle in Hermeskeil unter der Telefonnummer (0 65 03) 9 21 40 und info@naturpark.org.

 So sieht ein Taubnessel-Salat aus.

So sieht ein Taubnessel-Salat aus.

Foto: Lydia Hoff-Güdelhöfer
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