Warum in Namborn die Kirchenglocken schweigen

Namborn · Erst begann Putz vom Glockenturm der Namborner Kirche zu rieseln – dann stellte sich heraus: daran ist der Glockenstuhl schuld.

 Sanierungsbedürftig: Die Namborner Kirche Maria Himmelfahrt wurde im Jahre 1889 durch Weihbischof Henricus Feiten eingeweiht. Fotos: Thorsten Grim

Sanierungsbedürftig: Die Namborner Kirche Maria Himmelfahrt wurde im Jahre 1889 durch Weihbischof Henricus Feiten eingeweiht. Fotos: Thorsten Grim

Bimbam, die Glock' es krank. Zwar hängt kein toter Mann im Schrank, wie es in dem saarländischen Kinderreim weiter heißt, aber prächtiges Geläut tönt schon seit Monaten keines mehr durch die Schallluken des Glockenturms der Namborner Kirche. "Wir mussten das Läuten der Glocken weitestgehend einstellen", erklärt Jörg Benz vom Verwaltungsrat der Kirchengemeinde Maria Himmelfahrt Namborn. Nur zur weithin hörbaren Zeitangabe werde alle 15 Minuten noch eine Glocke angeschlagen. Dabei schwinge jedoch keine Kirchglocke samt Klöppel im Glockenstuhl, wie das etwa beim Vorläuten und dem Hauptläuten vor Beginn eines Gottesdienstes gemeinhin der Fall ist. Sondern die stillhängende Glocke wird dabei lediglich von außen mit einem Hämmerchen angeschlagen. "Das geht. Das halten Glockenstuhl und Turm aus", beruhigt Benz. Das Schwingen der drei Glocken auf Dauer aber nicht.

"Es wurden große Schäden an der Bausubstanz des Kirchturms festgestellt." Wir stehen vor dem Turm, haben den Kopf ins Genick gelegt und schirmen mit der Hand die Augen gegen das Sonnenlicht ab. Kirchenverwalter Benz zeigt auf die langen und offensichtlich tief gehenden Risse, die sich außen gut sichtbar von oben nach unten durch das gesamte Mauerwerk des Turms ziehen. Das wölbt sich stellenweise sogar ein wenig nach außen. "Wenn alle drei Glocken gleichzeitig läuten, bewegt sich der Glockenstuhl im Mauerwerk mehrere Millimeter", berichtet Benz. "Ganz schlimm ist es, wenn sie anfangen zu läuten. Denn dann schwingen sie zunächst in die gleiche Richtung. Erst wenn sie gegeneinander schwingen, ist es nicht ganz so schlimm, weil sich die Schwingungen der Glocken dann aufheben", erläutert Stefan Klein vom gleichnamigen Architektenbüro in Merchweiler - er ist vom Verwaltungsrat der Namborner Kirche mit der Sanierung beauftragt. "Teil des Problems ist", erklärt Klein, "dass das Joch, an dem die Glocken hängen, aus Stahl ist." Das leite die Schwingungen der Glocken ungedämpft in die Mauer weiter. Besser wäre, wenn die Glocken an einem Holzjoch hingen.

Beim Ortstermin an der Namborner Kirche berichten Benz und Klein, wie die Schäden kurz vor Weihnachten aufgefallen sind, weil der Mineralputz außen vom Turm herabgebröckelt sei. Bei der Ursachenforschung sei man dann auf das Problem mit dem Glockenstuhl gestoßen. Die Glockenbaufirma Mark sah sich demnach das ganze vor Ort an. Auch Birgit Müller, Glockenfachfrau des Bistums Trier, habe die Stufen hinauf in den Glockenstuhl erklommen. Um sich selbst ein Bild vom Schaden zu machen, den die drei in dem einstöckigen Stahlglockenstuhl hängenden Kirchenglocken angerichtet haben. In der Woche vor Weihnachten musste sogar das Hauptportal geschlossen werden, damit den Kirchenbesuchern der herabrieselnde Mineralputz nicht aufs Haupt fällt. Inzwischen ist der Haupteingang aber wieder offen. "Der lose Putz wurde abgeschlagen", erklärt Benz und zeigt auf den freigelegten Naturstein, aus dem die 1889 eingeweihte Kirche erbaut wurde.

Wie geht es weiter? "Klar ist, dass die Risse vor dem Winter zugemacht werden müssen, damit kein Wasser eindringen kann", sagt Benz. Denn sonst würde Frost die Schäden vergrößern. "Wir müssen uns jetzt zusammensetzen und reden, wie es weiter geht", erklärt der Kirchenverwalter, "und wie wir das finanziert bekommen." Wir, das seien der Architekt des Bistums, Pastor Volker Teklik, Architekt Klein, das Denkmalamt und der Verwaltungsrat.

Sollte der grün angestrichene Glockenstuhl, dessen Winkeleisen sichtbare Beschussschäden aus dem Zweiten Weltkrieg tragen, ausgetauscht beziehungsweise erneuert werden müssen, wird es teuer - und kompliziert. "Entweder müssen wir das Dach des Kirchturms abdecken und die Glocken mit einem Kran herunterholen", erklärt Benz, "vielleicht reicht es aber auch, die Glocken ins Dachgebälk zu hängen."

Die im Ton f klingende Hauptglocke hat einen Durchmesser von 1,16 Metern und wiegt rund eine Tonne. Gegossen wurde sie 1951 bei der Firma Causard in Colmar. Ebenso die mittlere Glocke (as), die 98 Zentimeter im Durchmesser hat und 620 Kilogramm wiegt. Wird die älteste der drei Namborner Glocken geläutet, erklingt ein weiches b. Sie misst im Durchmesser 86 Zentimeter und wurde 1923 in Bremen bei der Firma Otto gegossen. Ihr Gewicht wird vom Verwaltungsrat mit 420 Kilogramm angegeben.

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