Tag des offenen Denkmals Wanderung in die regionale Geschichte

Namborn · Zum Tag des offenen Denkmals führte eine Tour der Gemeinde Namborn von der Liebenburg aus zu den 20 Grenzsteinen.

 Rüdiger Andres (rechts) im Turm der Liebenburg, der früher als Wasserspeicher genutzt wurde und in dem heute Trauungen stattfinden.

Rüdiger Andres (rechts) im Turm der Liebenburg, der früher als Wasserspeicher genutzt wurde und in dem heute Trauungen stattfinden.

Foto: Carmen Gerecht

Beim Tag des offenen Denkmals marschiert eine Gruppe von neun Leuten durch diesigen Nebel und teilweise rutschiges Gelände, um an die Monumente der Zeitgeschichte zu kommen. Denn nur so gelangen die Interessierten an die 20 Grenzsteine, über die der ehrenamtliche Denkmalbeauftragte des Saarlandes, Rüdiger Andres, viel zu erzählen weiß. So interpretiert die Gemeinde Namborn das Tages-Motto „Macht und Pracht“. Das lockt sogar Interessierte aus Saarlouis an, wie Manfred Nebelung vom Lisdorfer Heimatverein.

Bevor die kleine Gruppe über ehemalige Schmugglerpfade an die Grenzsteine auf dem Metzenberg gelangt, klärt Andres über den Hintergrund der Liebenburg – dem Startpunkt der Wanderung – auf. Schließlich stellte das Wahrzeichen aus dem 13. Jahrhundert die Machtgrenze im Norden zu den Bischöfen von Verdun dar. Ursprünglich befand sich die Burg nicht wie heute auf dem Schlossberg, sondern um 800 nach Christi auf dem Gelände des Einkaufszentrums „Allerburg“ —  und trug auch diesen Namen. Heute ist nur noch eine Mauer des Machtbaus zu sehen. Kathrin Scheffler hat kürzlich erst dieses Grundstück erworben und die „Allerburg Apotheke“ eröffnet. Gemeinsam mit ihren Eltern nutzt die „Freifrau“ die Gelegenheit, um sich über die Geschichte ihrer denkmalgeschützten Mauer zu informieren.

 Der ehrenamtliche Denkmalbeauftragte des Saarlandes, Rüdiger Andres (Zweiter von rechts), erzählt den Wanderern viel über die Grenzsteine.

Der ehrenamtliche Denkmalbeauftragte des Saarlandes, Rüdiger Andres (Zweiter von rechts), erzählt den Wanderern viel über die Grenzsteine.

Foto: Carmen Gerecht

Auch wenn der erste Grenzstein auf dem Weg noch so unscheinbar aussieht, birgt er doch eine interessante Geschichte. Denn der „Oldenburger Stein“ um 1835 ist aus Tephrit, das in der Eifel vorkommt, und hat einen Weg von 150 Kilometern per Schiff und Fuhrwerk hinter sich. „Der Großherzog von Oldenburg wollte einen Stein, der sich von allen anderen unterscheidet und somit erkennungssicher ist. Damit demonstrierte er den Oldenburger Machtbereich“, erklärt Andres. Auf dem Weg bliebt er an bestimmten Punkten stehen und erzählt aus früheren Zeiten von den Herren von Rüdesheim, dem Bischof von Verdun oder den Grafen von Blieskastel und Zweibrücken. So bringt er Licht hinter die Grenzsteine, die aus einer Zeit von 1731 bis 1920 stammen, und erklärt geschichtliche Zusammenhänge, die sehr komplex sind. Dabei entsteht innerhalb der Gruppe ein offener Dialog. Der Start des Premiumwanderweges „Schmugglerpfad“ bildet auch einen wichtigen Punkt in der Geschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bis 1920 trennte ein blau-weißer Schlagbaum hier das Saargebiet von Preußen, und um dem Zoll zu entgehen, nutzte man die Pfade entlang der Grenze.

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