Trommeln für Flüchtlinge

Namborn · Flüchtlinge unterbringen, Hilfestellung leisten, die Integration fördern: Für die Gemeinden im Landkreis St. Wendel gilt es einiges zu schultern. Wir fragen nach, wie die Verwaltungen mit den Mehrbelastungen klar kommen und wo es hakt. Dieses Mal im Gespräch mit Namborns Bürgermeister Theo Staub.

 Déde, hier beim integrativen Schülerfest am Arnold-Janssen-Gymnasium, wird beim Begegnungsfest trommeln. Foto: Archiv/B&K

Déde, hier beim integrativen Schülerfest am Arnold-Janssen-Gymnasium, wird beim Begegnungsfest trommeln. Foto: Archiv/B&K

Foto: Archiv/B&K

Bloß keinen Schnee! Das wünscht sich Namborns Bürgermeister Theo Staub . Denn sein Bauhof-Team ist derzeit enorm geschrumpft. Er rechnet vor: "Zwei Mitarbeiter haben sich beim Möbelschleppen für Flüchtlinge verletzt, einer ist regulär krank, einer in Urlaub." Nur noch vier Leute, das sei einfach zu wenig. "Wir wissen nicht ,wie wir die ganze Arbeit bewältigen sollen", sagt Staub. Für einen Streudienst gebe es gar keine Kapazitäten.

So wie der Bauhof arbeite die ganze Verwaltung am Limit, sagt Staub. Das bestätigt Britta Rößler vom Bauamt. Sie und die Fachbereichsleiterin Caroline Müller kümmern sich fast ausschließlich um Dinge, die mit den Flüchtlingen zusammenhängen. Sie schauen sich die angebotenen Wohnungen an, bearbeiten Mietverträge, helfen bei der Abrechnung der Zuschussanträge. Hinzu komme die 20-Stunden-Kraft Ulrike Dörrenbächer, die sich um die Koordination der Sachspenden kümmere. "Da bleibt die andere Arbeit liegen", sagt Rößler. Ein Ende sei nicht in Sicht. Nicht nur, dass bis Ende Oktober noch 14 Flüchtlinge ankommen werden. "Die eigentliche Arbeit kommt noch", spricht Rößler die Nebenkostenabrechnungen an.

Derzeit leben 63 Flüchtlinge - Syrer und Iraker - in der Gemeinde Namborn (siehe Info-Grafik), bis Ende des Monats werden es also 77 sein. 89 wurden der Gemeinde seit Beginn der Flüchtlingswelle zugewiesen, zwölf sind wieder weggezogen. Einer von ihnen habe vor seiner Ankunft bereits vier Jahre in der Schweiz gelebt, sei dann der Gemeinde Namborn zugewiesen worden und in einer "Nacht- und Nebelaktion", wie es Staub nennt, spurlos verschwunden. Staub: "Er hat sogar den Wohnungsschlüssel mitgenommen."

Da Namborn 8,2 Prozent aller Flüchtlinge im Landkreis St. Wendel aufnehme, geht Staub davon aus, dass bis Ende des kommenden Jahres weitere 140 Männer und Frauen in der Gemeinde Zuflucht suchen werden. "Dann wird auch der Wohnraum knapp", sagt Staub. Bisher gebe es da noch keine Probleme. Für 76 zusätzliche Leute sei der Wohnraum gesichert. Staub: "Wir haben 50 Plätze, die direkt belegt werden können, weitere stehen in Kürze zur Verfügung." Außerdem gebe es noch weitere Wohnungen , die zwar angeboten, aber von der Gemeinde noch nicht begutachtet wurden. Insgesamt stünden darüber hinaus 31 Gebäude in der Gemeinde leer, "davon sind 20 Bruchbuden", sagt Staub. Er geht davon aus, dass auch der Kindergarten Furschweiler im kommenden Jahr genutzt werden könne, wenn dieser denn umgezogen ist.

Nicht nur in Sachen Wohnraum sieht Staub Probleme auf die Gemeinde zukommen, auch in Sachen Finanzen. Zwar übernimmt das Kreissozialamt die Kosten für die Wohnungen , aber "über die Kreisumlage werden wir es doch zu spüren bekommen". Außerdem werden, so kündigt er an, im kommenden Jahr die Personalkosten um 45 000 Euro steigen. Denn er müsse noch mindestens eine Person einstellen, hinzu komme eine Kraft im Bundesfreiwilligen-Dienst. Auch an Ehrenamtlichen mangele es in der Gemeinde: 19 Männer und Frauen engagierten sich in der Flüchtlingshilfe. "Diese gilt es jetzt zu vernetzen, ein Netzwerk ist im Aufbau", sagt Rainer Junk von der Gemeinde. Und: "Wir brauchen dringend mehr Helfer."

Zumal die Stimmung in der Bevölkerung derzeit am Kippen sei, was Staub bemerkt hat. Der Bürgermeister erzählt von einem Erlebnis diese Woche in der Bäckerei. Dort sei er angesprochen worden mit den Worten: "Es reicht jetzt." Die Folge: Spontaner Applaus im Laden. Aber Staub weiß auch von positiven Erlebnissen: In Baltersweiler habe eine Vermieterin Couscous und marokkanischen Tee gemacht und so die Neuankömmlinge herzlich begrüßt.

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Auf einen Blick"Refugees Welcome" - unter diesem Motto veranstaltet die Gemeinde Namborn am heutigen Freitag, 16. Oktober, ein Begegnungsfest in der Liebenburghalle in Eisweiler. Der Trommler Dédé und der Zauberer Martin Mathias werden auftreten, außerdem gibt es ein multikulturelles Buffet. Los geht's um 14.30 Uhr. him

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