Ärger in Namborn Stachelige Grenze soll Kinder abwehren

Namborn · Mit einbetonierten Scherben und Draht schützt ein Nachbar der Marienschule sein Grundstück. Neue Kletterspinne beschädigt.

 Eine Woche alt, noch nicht offiziell freigegeben und schon beschädigt: Irgendwer hat sich an den Seilen der neuen Kletterspinne auf dem Schulhof der Namborner Marienschule zu schaffen gemacht. Fotos: Thorsten Grim

Eine Woche alt, noch nicht offiziell freigegeben und schon beschädigt: Irgendwer hat sich an den Seilen der neuen Kletterspinne auf dem Schulhof der Namborner Marienschule zu schaffen gemacht. Fotos: Thorsten Grim

"So etwas habe ich noch nicht gesehen", ist Achim Schmidt, Hausmeister der Marienschule in Namborn, empört. "So lange Glasscherben wurden einbetoniert", berichtet Schmidt und zeigt mit Daumen und Zeigefinger etwa zehn Zentimeter an. Damit bestätigt er, was eine aufgeregte Anruferin am Morgen der SZ-Redaktion in St. Wendel mitgeteilt hat: Ein Nachbar der Namborner Grundschule habe an der Grundstücksgrenze zum Schulhof Scherben einbetoniert. Vermutlich, um damit spielende Schulkinder von der Grenze fernzuhalten. Oder schlimmer noch: um sie zu verletzen, wenn sie der Grenzlinie dennoch zu nahe kommen sollten. Garniert worden sei das Ganze mit Stacheldraht an der Grundstücksecke und noch mehr am Gartentor nur wenige Meter oberhalb.

Als die SZ sich auf dem Schulhof in Namborn umschaut und mit dem Hausmeister spricht, ist von der stacheligen und scharfkantigen Grenzsicherung nichts mehr zu sehen. "Die Polizei war heute Morgen da und hat mit dem Mann gesprochen. Daraufhin hat er wohl die Glasscherben und den Stacheldraht um den Pfosten an der Ecke des Grundstücks beseitigt", berichtet Schmidt. Das wird die Polizei später telefonisch bestätigen. "Ja, da war eine Gefahrenstelle, die beseitigt wurde." Gleichzeitig betont der Polizeisprecher aber auch, dass das eine Sache der Ortspolizei ist, die am Morgen mit vor Ort gewesen sei - weniger eine der Polizei selbst. Die interessiere sich eher für eine zweite Sache: "Die neue Kletterspinne wurde über das Wochenende beschädigt, Tatzeit war vermutlich Freitag oder Samstag", sagt der Polizist, der eventuelle Zeugen bittet, sich unter der Telefonnummer (0 68 57) 90 03 13 zu melden. "Der Schaden beläuft sich nach Gemeindeangaben auf mehrere Tausend Euro."

Dass jemand an der Kletterspinne, die vergangene Woche erst aufgestellt wurde, zugange war, bestätigt Bauamtsleiterin Caroline Müller. "Die Spinne ist noch nicht offiziell in Betrieb genommen worden, da ist sie schon kaputt. Es hat noch kein Kind drauf gespielt", sagt Müller. Sie vermute, dass der Täter den Seilen der Spinne mit einem Messer oder einer Metallsäge zu Leibe gerückt ist. Vermutlich nur deshalb, weil die Seile aus extrem widerstandsfähigem Material seien, habe er sie nicht durchtrennen können. Aber beschädigt seien sie dennoch und müssten nun voraussichtlich ausgetauscht werden. "Wir haben mit dem Unternehmer, der die Kletterspinne vertreibt, Kontakt aufgenommen. Er hat gesagt, dass er so etwas in all den Jahren seiner Tätigkeit noch nicht erlebt hat", berichtet Müller. Knapp 16 000 Euro hat das Spielgerät laut Gemeindeverwaltung gekostet. Auch in der Elternschaft ist die Aufregung groß. Ein Vater (Name ist der Redaktion bekannt) erzählt, dass er im Laufe des Montags, als die Polizei an der Schule war und sich die Geschichte wie ein Lauffeuer verbreitete, "23 Anrufe in Abwesenheit und mehr als 20 Textnachrichten" zu den Vorfällen bekommen habe. Es sei nicht das erste Mal, dass der selbst ernannte Grenzschützer auffällig geworden sei. "Es muss schon mehrfach zu Reibereien gekommen sein. Und jetzt haben viele Eltern Angst, ihre Kinder in die Schule zu schicken. Wer weiß schon, was als nächstes passiert", fragt sich der Vater.

Wenn jemand schon so weit gehe, bewusst eine schlimme Verletzung bei den Kindern in Kauf zu nehmen, um sein Grundstück gegen wen oder was auch immer abzusichern, wo sei dann die Grenze? "Wir als Eltern fordern daher, den Schulhof komplett einzuzäunen - ehe wirklich noch etwas Schlimmeres passiert. Wenngleich es sehr schade ist, dass wir unsere Kinder einsperren müssen, damit sie sicher sind." Er selbst habe auch Manschetten vor dem Mann.

Die Schulleiterin war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen - weder telefonisch noch per E-Mail. Genau wie der beschuldigte Nachbar.Ihn trafen wir selbst zu Hause nicht an.

Kommentar

Finger weg von meinen Sachen!

 Die Glasscherben sind weg, doch das Eingangstor bleibt verdrahtet.

Die Glasscherben sind weg, doch das Eingangstor bleibt verdrahtet.

 Fast 16 000 Euro hat die neue Kletterspinne gekostet. Bislang durfte noch kein Kind auf ihr herumklettern.

Fast 16 000 Euro hat die neue Kletterspinne gekostet. Bislang durfte noch kein Kind auf ihr herumklettern.

Von Thorsten Grim

Keine Frage, spielende Kinder lärmen. Das kann auf Dauer nerven - zumal neben einer Schule. Nachlaufen, Verstecken, Rutschen, Klettern, Filme nachspielen - da kann es in den Pausen für ein paar Minuten laut werden. Hinzu kommt, dass es auf dem Schulhof in Namborn auch einen Bolzplatz gibt. Auch da kann es ordentlich scheppern, wird ein Ball gegen das Gitter gedroschen. Aber rechtfertigt dies das Ausbringen von Scherben und Stacheldraht, die in letzter Konsequenz schlimmste Verletzungen verursachen, sollte die abschreckende Wirkung nicht funktionieren? Natürlich nicht. Wo leben wir denn? Fast ebenso kopfschüttelnd lässt mich der Versuch zurück, ein nagelneues Spielgerät zu beschädigen. 16 000 Euro hat das gekostet. Bezahlt von uns allen - den Steuerzahlern. Also auch von mir. Und ich hasse es, wenn jemand meine Sachen kaputtmacht.

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