Runder Geburtstag Mit Obst und Gemüse fing alles an

Gehweiler · Die Obst-, Garten- und Naturfreunde Gehweiler feiern ihren 110. Geburtstag. Dazu haben sie ein zweitägiges Fest geplant.

 Nicht nur die Kartoffel, sondern auch der Kartoffelkäfer kam über den großen Teich nach Westeuropa. In Gehweiler rückten Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins dem Käfer mit einer Rückenspritze zu Leibe: Johann Thiel, Peter Schreier, Jakob Zuschlag, Johann Schwarz, Nikolaus Färber (stehend von links), Peter Krämer und Nikolaus Johann (kniend von links).

Nicht nur die Kartoffel, sondern auch der Kartoffelkäfer kam über den großen Teich nach Westeuropa. In Gehweiler rückten Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins dem Käfer mit einer Rückenspritze zu Leibe: Johann Thiel, Peter Schreier, Jakob Zuschlag, Johann Schwarz, Nikolaus Färber (stehend von links), Peter Krämer und Nikolaus Johann (kniend von links).

Foto: Monika Müller/Verein

Die Obst-, Garten- und Naturfreunde Gehweiler gibt es seit 110 Jahren. Der Verein feiert dieses Alter mit einem zweitägigen Fest am Samstag und Sonntag, 19. und 20. Oktober, am Dorfgemeinschaftsraum und Bouleplatz – und wird dabei vom örtlichen Rentner- und Pensionärverein unterstützt. Dabei sollen auch langjährige Mitglieder geehrt werden.

Und wie hat alles angefangen? Die Chronik berichtet: Im Januar 1909 trafen sich 18 Gehweiler Bürger und gründeten den Obst- und Gartenbauverein, der später in Obst-, Garten- und Naturfreunde Gehweiler umbenannt wurde. Die Ziele des Vereins werden im Gründungsprotokoll unter anderem wie folgt beschrieben: Die Obstbaumzucht und den Gemüseanbau zu heben und zu fördern, die Natur zu schätzen und daraus Kraft und Erholung zu schöpfen. Vorsitzender des neuen Vereins wurde Alexander Haßdenteufel. Er blieb es bis 1930. Obstbäume und Sträucher wurden von Obstbaumschulen bezogen.

Nach dem Ersten Weltkrieg traten auch Einwohner aus den Nachbarorten Hirstein, Furchweiler, Grügelborn und Reitscheid dem Verein bei. Die auswärtigen Mitglieder schieden allerdings aus, als in den Nachbarorten eigene Obstbauvereine gegründet wurden. Der Verein beschaffte sich zur Verwertung des anfallenden Obstes 1927 eine Obstdruckpresse mit Zerkleinerungsmühle, kurze Zeit später eine fahrbare Obstbaumspritze und zur Verstärkung der Schädlingsbekämpfung eine Rückenspritze. Mit der Dosenverschlussmaschine wurde das Obst in Dosen konserviert. Von 1930 bis 1953 führte Johann Schwarz den Verein. Über die weiteren Jahre bis 1953 liegen keine Schriftstücke vor. Nach mündlichen Überlieferungen sollen es sehr schwere Jahre gewesen sein. Felix Schwan leitete von 1953 bis 1957 den Verein. Während dieser Zeit wurden unter anderem eine Süßmostglocke und eine Zerkleinerungsmaschine angeschafft, außerdem ein Kessel und eine Filteranlage zur Herstellung von Süßmost. Die heutige Friedhofsanlage in Gehweiler wurde vom Verein weitgehend mitgestaltet. Im Amt des Vorsitzenden wechselten sich weiter ab: Paul Schreier (1957 bis 1960), Josef Haßdenteufel (1960 bis 1961), Andreas Klein (1961 bis 1967) und Alois Becker bis 1975.

Dann folgte die Ära Guido Backes, die 22 Jahre dauerte. Er prägte nach dem Motto „Zurück zur Natur“ den Verein ganz entscheidend. Der eigenen Obstverwertung wurde wieder mehr Bedeutung verliehen. Die in die Jahre gekommene Kelteranlage wurde renoviert und modernisiert. Fleißige Mitglieder bauten mit finanzieller Hilfe der Gemeinde Namborn das heutige Kelterhaus.

1992 belegte der Verein bei einer Qualitätsprüfung für Apfelsäfte mit 394 Punkten den dritten Platz hinter den Vereinen Homburg-Erbach und Oberkirchen. Nicht nur der Obstverwertung, sondern auch dem Natur- und Umweltschutz mit seinen Problemen stellte sich der Verein und krempelte in zahlreichen Einsätzen die Ärmel hoch. So wurden beispielsweise 15 Kastanien in der Feldflur und weitere Bäume im Dorf gepflanzt. Während der Speierling-Pflanzaktion pflanzte der Verein außerdem zwei Bäume. Der Verein leitete vogelkundliche Wanderungen, baute Nisthilfen für Schwalben und legte in der Eichertsbachstraße einen Lehrgarten an. Im Kindergarten Hirstein organisierte der Verein 1993 einen Sonnenblumen-Wettbewerb und zeigte den Kindern vor Ort, wo der Süßmost herkommt. Mit solchen Aktionen sollen die Kinder bereits im Vorschulalter mit Mutter Natur bekannt gemacht werden, heißt es dazu in der Chronik weiter.

Der Verein entwickelte sich zum stärksten Ortsverein mit 144 Mitgliedern. Guido Backes wurde für seine großen Verdienste zum Ehrenvorsitzen ernannt. Weitere Vorsitzende des Vereins waren Erwin Müller, Walter Theobald (kommissarisch), Michael Schwan, Andreas Heinrich (kommissarisch) und Gerd Schwickert. Seit 2012 ist Peter Marmit der amtierende Vorsitzende.

 Anfang vor 110 Jahren: 1909 gründeten 18 engagierte Bürger den Obst- und Gartenbauverein in Geweiler, der heute der älteste Verein im Ort und einer der ältesten in der Region ist. Zu ihrem Vorsitzenden wählten sie bei der Gründung Alexander Haßdenteufel (Bildmitte).

Anfang vor 110 Jahren: 1909 gründeten 18 engagierte Bürger den Obst- und Gartenbauverein in Geweiler, der heute der älteste Verein im Ort und einer der ältesten in der Region ist. Zu ihrem Vorsitzenden wählten sie bei der Gründung Alexander Haßdenteufel (Bildmitte).

Foto: Monika Müller/Verein

„Wir wollen weiterhin die Pflege der Kulturlandschaft als Lebensraum im Auge behalten“, schreibt der Vereinsvorsitzende Peter Marmit und verweist auf die Vogelwanderungen gemeinsam mit dem Obstbau- und Vogelschutzverein Hirstein unter der Leitung von Walter Theobald, die Anlegung eines neuen Obstbaumlehrgartens, die Pflege vereinseigener Bäume, Wanderungen durch die Natur, Schnittkurse und auf die Teilnahme an Veranstaltungen auf Kreis-, Verbands- und Landesebene. Die Obst-, Garten- und Naturfreunde Gehweiler haben laut Marmit derzeit insgesamt um die 90 Mitglieder mit einem Altersdurchschnitt von 65 Jahren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort