Monsignore wünscht langen Atem

Namborn. Wenn Schüler, Lehrer, Eltern und weitere Gäste an einem Sonntag in eine Schule kommen, muss schon etwas Besonderes locken. Und das war die Lesung von Monsignore Stephan Wahl in der Erweiterten Realschule Namborn. Kein Stuhl blieb am vergangenen Sonntag in der Aula unbesetzt. Zu spät Gekommene mussten sich mit einem Stehplatz begnügen

 Monsignore Wahl (links) und Roland Helm bei der Lesung in Namborn. Foto: Heiner Micansky

Monsignore Wahl (links) und Roland Helm bei der Lesung in Namborn. Foto: Heiner Micansky

Namborn. Wenn Schüler, Lehrer, Eltern und weitere Gäste an einem Sonntag in eine Schule kommen, muss schon etwas Besonderes locken. Und das war die Lesung von Monsignore Stephan Wahl in der Erweiterten Realschule Namborn. Kein Stuhl blieb am vergangenen Sonntag in der Aula unbesetzt. Zu spät Gekommene mussten sich mit einem Stehplatz begnügen. "Ich bin ein bisschen überwältigt", kommentierte SR-Moderator Eberhard Schilling den Publikumsandrang. "Lust auf Lesen" heißt die Aktion von SR-3, in deren Rahmen die Lesung in Namborn stattfand. Mit dieser Veranstaltungsreihe unterstützt die Saarlandwelle die bundesweite Aktionswoche "Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek", die vom 24. bis 31. Oktober läuft und unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler steht. Monsignore Stephan Wahl, der regelmäßig das Wort zum Sonntag im Ersten spricht, führte zunächst in das Buch "Das Orangenmädchen" des norwegischen Erfolgsautors Jostein Gaarder (Sofies Welt) ein: "Es geht um einen Jungen, der Georg heißt." Dessen Vater habe kurz vor seinem Tod einen Brief geschrieben - und zwar an seinen damals vier Jahre alten Sohn Georg. Darauf las Monsignore Wahl vor, wie der mittlerweile 15-jährige Georg den Brief seines Vaters in einer alten Kinderkarre fand. Auszugsweise erfuhren die Zuhörer in Namborn, was in der Mitteilung des Vaters an seinen Sohn stand. So rezitierte Monsignore Wahl, wie Georgs Vater das Orangenmädchen kennen lernte, das dem philosophischen Roman seinen Namen gab. Da Gaarder seinen Ich-Erzähler Georg mit einer Portion Wortwitz bedacht hat, waren Lacher in der Aula garantiert. Den entscheidenden Satz im Brief, der Georg zum Nachdenken angeregt, las Monsignore Wahl aber nicht vor. Schließlich sollte an dem Sonntagnachmittag zum eigenständigen Lesen animiert werden. Ehrenkaplan Wahl hatte noch ein zweites Buch mitgebracht. Der Titel des Erzählbandes lautete "Engel Aljoscha. Geschichten von Gottes kleinem Lieblingsengel" und wurde von ihm selbst geschrieben. "Das Trinkgeld" und "Die Nashörner" hießen die beiden Texte, die er daraus vorlas. "Aljoscha wünscht allen Gottes Rückenwind und langen Atem. Und das wünsche ich Ihnen auch", schloss Monsignore Wahl seine Lesung, bevor der Beifall der Zuhörer auf ihn niederprasselte. Einen Riesenapplaus gab es auch für Roland Helm. Der Musiker und Kopf von Saarebruck Libre begeisterte mit seinen Liedern, die er in den Lesepausen zur Gitarre präsentierte. Mit seinem saarländischen Reggae "Ich schwitze" brachte Helm das Publikum nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Singen. Barbara Georg, die Rektorin der Erweiterten Realschule Namborn-Oberthal, bedankte sich bei Monsignore Stephan Wahl und Roland Helm: "Ich könnte Ihnen beiden noch stundenlang zuhören." Der Schulchor der Klassen 6/1 und 6/2 hatte den Nachmittag eröffnet. Bevor sich die Zuhörer Kuchen und Kaffee schmecken ließen, rief Monsignore Wahl: "Und Lesen nicht vergessen."

Zur personMonsignore Stephan Wahl wurde am 28. Mai 1960 in Bonn geboren und wuchs in Remagen-Kripp auf. Nach dem Abitur studierte er katholische Theologie und Philosophie in Trier, München und Jerusalem. 1988 wurde er im Hohen Dom zum Priester geweiht und war anschließend drei Jahre Kaplan im Pfarrbezirk Adenau in der Eifel. Wahl absolvierte eine Zusatzausbildung als Hörfunk- und Fernsehjournalist beim Saarländischen Rundfunk. Daneben war er seelsorgerisch tätig im Pfarrbezirk Auersmacher, später in Saarbrücken. Im Jahr 1999 erhielt er den Goldenen Gong. Das war der bis dato einzige Fernsehpreis für ein "Wort zum Sonntag". Der damalige Bischof von Trier Reinhard Marx berief Wahl 2003 in die Bistumsleitung und ernannte ihn zum Hauptabteilungsleiter "Kommunikation, Bildung, Medien und sozialpastorale Dienste" im Bischöflichen Generalvikariat. Im Jahr 2004 wurde er zusätzlich zum Domvikar am Hohen Dom zu Trier berufen, 2006 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Monsignore (Päpstlicher Ehrenkaplan). Seit November 2006 leitet Wahl als einer der sechs Direktoren des bischöflichen Generalvikariats Trier den Bereich Kommunikation und Medien. mic

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