Kelterhaus mit Brennerei war ein Meilenstein

Baltersweiler · Der Obst- und Gartenbauverein in Baltersweiler feiert 100. Geburtstag. Ob Obstanbau, Produktion von Apfelsaft und Edelbränden oder Kinderaktionen – der Verein zeigt sich rührig und ist eine feste Größe im Dorfleben.

 Der Verein beteiligt sich rege im Dorf. Hier: fleißige Helfer beim ersten Dorffest 1983. fotos: Lißmann/Verein

Der Verein beteiligt sich rege im Dorf. Hier: fleißige Helfer beim ersten Dorffest 1983. fotos: Lißmann/Verein

Der Obst- und Gartenbauverein Baltersweiler hat mittlerweile ein ehrwürdiges Alter erreicht. Er feiert mit einem Festakt am kommenden Samstag, 21. Mai, ab 19 Uhr, im Gemeindesaal St. Willibrord seinen 100. Geburtstag. Dabei werden langjährige Mitglieder geehrt. Der Musikverein Baltersweiler unter der Leitung von Simon Maurer wird die musikalische Umrahmung und der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald (CDU ) die Schirmherrschaft übernehmen.

Die Chronik berichtet: Mitten im 1. Weltkrieg, am 27. Februar 1916, gründeten 17 Männer im Gasthaus der Witwe Rammacher diesen Verein und wählten Johann Meier zum Vorsitzenden. Wie es in der Urkunde dazu heißt, erhofften sich die Mitglieder Vorteile und segensreiche Wirkungen durch den Obstanbau, die Obstverwertung und die Verbesserungen der Ernteerträgen in den Hausgärten. 1917 wurde eine Obstpresse und eine Obstmühle angeschafft, 1922 ein Laxemkessel gekauft und 1923 die erste Kelteranlage in der Bahnhofstraße in Betrieb genommen. 1918 zählte der Verein 36 Mitglieder.

Recht strenge Sitten herrschten in dieser Zeit: Wer unentschuldigt bei Sitzungen fehlte, musste drei Mark in die Vereinskasse zahlen. Um diese Zeit, so berichtet die Chronik weiter, stellte der Verein eine Nachtwache, damit kein Obst entwendet werden konnte. 1929 übernahm der Lehrer Hans Weber den Vorsitz des Vereins. Er organisierte die erste Ernteausstellung im Verein. 1934 folgte Werner Müller an die Vereinsspitze. In den folgenden Jahren schaffte der Verein eine Rücken- und Handspritze, einen Krautschneider und eine Dosenverschlussmaschine zur Konservierung des Obstes an. 1937 wurden in Baltersweiler 4200 Obstbäume gezählt und der erste Vortrag über Schädlingsbekämpfung abgehalten. 1947 übernahm Heinrich Soester den Vorsitz. 1950 folgte ihm Alois Baldes. Das war der Start zu der Schnapsbrennerei. Es war schon eine gewaltige Leistung, als der Verein in den folgenden Jahren ein neues Kelterhaus mit Schnapsbrennerei am Todbach (Zum grauen Dorn) baute. Durch die Nutzung eines vereinseigenen Traktors konnte die Dorfbevölkerung viel Zeit und Geld bei Baumaßnahmen einsparen. Der Fuhrlohn, so heißt es, deckte nicht immer die Betriebskosten. Bis in die 80er Jahre wurde der große Sauerkrauthobel, eine Gartenfräse und eine Motorsäge gegen geringes Geld verliehen.

Ab 1. Januar 1972 war Fridolin Lissmann 40 Jahre lang der Vereinsvorsitzende. Er wurde wegen seiner großen Verdienste um den Obst- und Gartenbau zum Ehrenvorsitzenden ernannt und vom Verband der Gartenbauvereine mit der Goldenen Rose ausgezeichnet. Die im Laufe der Zeit zu klein gewordene Brennerei wurde 1974 mit einem Anbau erweitert, in dem die angelieferte Obstmaische gelagert werden konnte. Als weitere Anschaffungen werden Packpresse und Ratzmühle genannt. Auch in den folgenden Jahren war die Verwertung des Obstes ein Schwerpunkt der Vereinsarbeit. Zu ihrem 80. Geburtstag 1996 machten sich die Obst- und Gartenbauer selbst ein Geschenk: eine neue Brennanlage, ein Hochleistungs-Wasserbad-Brenngerät mit Doppelbrand-Super-Aromator. Mit der Einrichtung einer Apfelannahmestelle für einen bekannten Saftproduzenten erschloss der Verein eine neue Einnahmequelle. Im ersten Jahr 2008 waren mehr als 170 Tonnen Äpfel angekarrt und fast 40 000 Flaschen Saft ausgegeben worden.

In der Folgezeit wurde mit weiteren ehrenamtlichen Arbeitsstunden das Vereinshaus mit einem Vordach, Aufenthalt- und Versammlungsraum mit Küchenzeile und Toiletten weiter aufgewertet.

"Neben der Verwertung des Obstes mit vielen ausgezeichneten Edelbränden sind Kinderaktionen ein weiterer Schwerpunkt des Vereins", sagt die amtierende Vorsitzende Susanne Ost und verweist auf die Bastel-, Bau- und Mitmachaktionen auch im Rahmen des Kinderferienprogramms. Weitere Beispiele sind die Kürbiswettbewerbe, das Begleiten der Kartoffel vom Einpflanzen der Knolle bis zu ihrer Ernte, die Herstellung von Süßmost und das Stellen der "Korrekästen". "Darüber hinaus beteiligt sich der um die 160 Mitglieder zählende Verein rege am Dorfgeschehen", so die Vereinschefin Susanne Ost.

Zum Thema:

 Das Brennhaus Mitte der 60er-Jahre.

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Auf einen Blick Der Vorstand des Obst- und Gartenbauvereins Baltersweiler : Vorsitzende Susanne Ost, Stellvertreter Johann Schwan, Kassierer Jörg Rammacher, Fridolin Lissmann, Schriftführer Jörg Loch, Thomas Ost. Beisitzer Anneliese Maurer, Mary Schwan, Karl-Heinz Loch und Jürgen Jennewein. se

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