Ist zu volle Schule auch Gefahr für Kinder?

Furschweiler · Der Vorschlag, die Furschweiler Grundschule nach Namborn umziehen zu lassen, stößt beim Vize-Bürgermeister Thomas Rein auf wenig Gegenliebe. Auch wegen Angaben zu Schülerzahlen liegt er mit dem Rathauschef im Clinch.

 Streit um Platzmangel in der Grundschule: Sollen Container aufgestellt werden? Foto: Bonenberger & Klos

Streit um Platzmangel in der Grundschule: Sollen Container aufgestellt werden? Foto: Bonenberger & Klos

Foto: Bonenberger & Klos

Die Annenschule ist zum Bersten voll. Die Situation in der Furschweiler Grundschule wird sich kommendes Schuljahr sogar verschärfen. Dann, wenn wegen gestiegener Anmeldezahlen eine dritte Klasse im ersten Schuljahr dazukommt. Das zumindest prophezeit ein besorgter Bürgermeister: Theo Staub (SPD ).

Heftigen Gegenwind verspürt er allerdings von seinem Stellvertreter Thomas Rein (CDU ), zugleich Furschweiler Ortsvorstehr. Staub hantiere mit unseriösen Zahlen. "Es stimmt nicht. Wir werden keine dritte Klasse im ersten Schuljahr bekommen." Denn bislang seien 55 Kinder angemeldet. Erst ab 59 Schüler sei eine Klassenteilung von zwei auf drei gesetzlich vorgesehen. Rein über Staub: "Er sollte nicht mit hypothetischen Zahlen spielen."

Indes macht sich Staub weitere Sorgen. Schon heute biete die Einrichtung nicht ausreichend Platz für die Nachmittagsbetreuung. "88 Kinder kommen auf 62 Plätze", schildert er. So müssten sich Kinder diese teilen. "Die einen kommen Montag und Dienstag, die anderen Mittwoch und Donnerstag."

Über 200 Kinder würden in Furschweiler unterrichtet. In einem Gebäude, das sechs Unterrichtssäle zähle. Zehn würden gebraucht. Zwei Klassen seien in die angrenzende Ganztagesschule ausgelagert. "Mehr geht nicht, die brauchen den Platz für ihre eigenen Schüler ."

Erneuter Widerspruch seines Stellvertreters Rein. Zwar sieht auch er die Raumprobleme, die unter anderem mit der Betreuung behinderter Kinder (Inklusion) einhergehen. Es gebe daher erhöhten Platzbedarf. Doch Kapazitäten in der Ganztagsschule von zwei weiteren Sälen seien drin. Diese würden bisher nur stundenweise genutzt.

Doch Staub legt nach: Die Raumnot bedrohe die Sicherheitslage. Einige Schüler würden auf Gängen betreut. "Aber das darf nicht sein. Das sind auch Fluchtwege", erklärt der Verwaltungsmann. Die müssten bei einem Zwischenfall frei sein, wenn Schüler blitzschnell ins Freie müssen.

Was ist zu tun? Daran entbrannte der politische Knatsch. Bewerber abweisen? Kommt für Staub nicht in Frage. Und: "Wenn wir vier Container aufstellen, ist der Schulhof weg", sieht der Kommunalpolitiker ein zusätzliches Dilemma. Seine Alternative: die ab Sommer leerstehende Gemeinschaftsschule in Namborn. Staubs Vorschlag: "Hier passen Ganztags- und Grundschule komplett rein." Das Gebäude gehört dem Landkreis St. Wendel. Nach SZ-Informationen ist er zum Verkauf bereit. Preis: knapp 300 000 Euro. Der Kreistag müsse dem zustimmen.

Was würde dann aus den frei werdenden Häusern in Furschweiler ? "Da könnte der Kindergarten einziehen", schlägt Staub vor. Denn die jetzige Betreuungseinrichtung mit zurzeit 38 Kindern sei in solch miserablem Zustand, dass eine Sanierung von 800 000 Euro anstehe. Rein hält nichts von solchen Gedankenspielen: "Wir sollten nicht über den Kindergarten reden, so lange die Schulfrage nicht geklärt ist."

Kommende Woche ist ein Vor-Ort-Termin mit Vertretern des Saar-Bildungsministeriums angesetzt sowie am 20. März ein Treffen mit Landrat Udo Recktenwald (CDU ). Während einer Sondersitzung hat sich Namborns Gemeinderat mit der Raumnot an Furschweilers Annenschule befasst. "Deshalb muss demnächst die Aufnahme neuer Kinder zur Nachmittagsbetreuung abgelehnt werden", sagte Bürgermeister Theo Staub (SPD ) voraus. Auch Schulleiterin Nathalie Schneider ist besorgt: "Nicht nur im Hinblick auf die Inklusion bitten wir um Lösungsvorschläge, sondern auch wegen der zukünftigen Schulneulinge. (…) Somit besteht akute Raumnot, unsere Schule platzt aus allen Nähten", schreibt sie in einem Brandbrief. Unterstützung erhält sie von Schulrätin Christiane Thewes: "Nach eingehender Prüfung kann ich das Anliegen wegen des Raumbedarfs (...) durchaus nachvollziehen."

Der Rat stimmte einem CDU-Vorschlag zu, Staub zu beauftragen, folgende Sachverhalte zu klären: Was verlangt der Gesetzgeber für die aktuelle Grundschulsituation aus Sicht der Gemeinde? `Was fordern Schulleitung und Elternvertretung darüber hinaus? Die Gemeindeverwaltung soll mindestens zwei Lösungsvorschläge bieten und Rechenmodelle vorlegen. Bis 10. April hat Staub Zeit, ergänzte die Freie Liste.

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