"Ich weiß es nicht"Mit Schwanensee ins neue Jahr

Namborn. Die katastrophale Finanzlage seiner Gemeinde lässt ihm keine Ruhe. Namborns Bürgermeister Theo Staub (SPD, Foto: dia-saar.de/SZ) kommt immer wieder auf diesen Punkt. Während diverser Gemeinderatssitzungen, in privaten Gesprächen und turnusgemäß zu seiner Neujahrsansprache. Wie schon Anfang 2010 war der permanent wachsende Schuldenberg auch diesmal das Hauptthema seiner Rede

 Ballett-Nachwuchs in Baltersweiler während des Namborner Neujahrempfangs. Foto: B & K

Ballett-Nachwuchs in Baltersweiler während des Namborner Neujahrempfangs. Foto: B & K

Namborn. Die katastrophale Finanzlage seiner Gemeinde lässt ihm keine Ruhe. Namborns Bürgermeister Theo Staub (SPD, Foto: dia-saar.de/SZ) kommt immer wieder auf diesen Punkt. Während diverser Gemeinderatssitzungen, in privaten Gesprächen und turnusgemäß zu seiner Neujahrsansprache. Wie schon Anfang 2010 war der permanent wachsende Schuldenberg auch diesmal das Hauptthema seiner Rede. "Es wird schlimmer", ist er überzeugt und beschert seinen über 300 Zuhörern während des Neujahrsempfangs seiner Gemeinde in Baltersweiler alles andere als einen unbeschwerten Start ins Jahr 2011.Konkret: Namborn sitzt laut Staub auf 20,5 Millionen Euro Schulden und hat kaum noch Geld auf dem Sparbuch. Wenn es so weitergeht - und das befürchtet der Rathauschef - ist seine Kommune spätestens 2013 blank. Zwar ist es laut Gesetz nicht möglich, dass eine Gemeinde zahlungsunfähig wird. Aber wenn Namborn ein privatwirtschaftliches Unternehmen wäre, müsste die Verwaltung Insolvenz anmelden. Staub: "Wie das weitergehen soll: Ich weiß es nicht."

"Ich weiß es nicht" war übrigens ein Satz, den der Bürgermeister während seiner 20-minütigen Rede unzählige Male aussprach. Immer dann, wenn es darum ging, wie die galoppierenden Kosten in den Griff zu bekommen sind. Seiner Meinung nach spielten da zu viele Faktoren von außen mit, die weder er und seine Verwaltung im Rathaus noch die Gemeinderäte beeinflussen könnten. So die Kreisumlage: Geld, das Städte und Gemeinden Landkreisen für deren Aufgaben geben müssen. Demnach musste Namborn im Vorjahr 300 000 Euro zusätzlich abgeben. Außerdem habe die Saar-Regierung die Situation verschärft. Denn aus Saarbrücken seien für die Gemeinde 700 000 Euro weniger geflossen als noch 2009.

Theo Staub: "In diesem Jahr kommen rund 250 000 Euro an Wenigereinnahmen vom Land und 255 000 Euro an Mehrausgaben an den Landkreis hinzu." Mit Blick darauf prognostiziert er: "Die kommunale Selbstverwaltung ist akut in Gefahr." Wie wir das ändern können? Ich weiß es nicht." Und wenn dann auch noch das Land Zuschüsse zum Kinderkrippenausbau versagen würde - "Wie wir dann bis Ende 2013 für 35 Prozent aller Kinder unter drei Jahren einen Krippenplatz vorhalten sollen: Ich weiß es nicht." Namborn. "Mit Musik, Tanz und Gesang ins neue Jahr" war das Motto des Neujahrsempfangs der Gemeinde Namborn. Junge Leute unterhielten die rund 300 Besucher im proppenvollen Gemeindesaal in Baltersweiler.

Der Empfang begann - anders als vor einem Jahr - mit einem ökumenischen Gottesdienst. An ihm nahmen der katholische Pfarrer Christian Scheinost und sein evangelischer Kollege Markus Karsch teil.

Im Anschluss betonte die scheidende Namborner Kulturbeauftragte Ingeborg Hoffmann im Gemeindesaal das "Wir-Gefühl" in der Gemeinde als beispielhaft. Den Programmauftakt machten die Bliesenerin Laura Lenhard und Jan Wagner aus Hofeld-Mauschbach, Sieger im Vorlesewettbewerb der Erweiterten Realschule (ERS) Namborn-Oberthal. Die Schüler der sechsten Klassenstufe lasen aus einem fiktiven Winter-Tagebuch. Der Schreiber steigerte sich vom Hochgefühl, in einer Namborner Winterlandschaft zu wohnen, ins Destaster des nicht mehr enden wollenden Schnees. Der sorgte sogar dafür, dass er in der Klapse landete.

Die Ballettschule Klimenko mit Tatjana und Viktor Klimenko, die unter anderem in St. Wendel Kurse anbietet, gewährte Einblick ins klassische Ballett. Kinder zwischen vier und sechs Jahren tanzten zum Klassiker Schwanensee. Kinder (acht bis zehn Jahre) tanzten das Märchen Rotkäppchen.

Laura Dieringer (22) aus Namborn und die Stennweilerin Eva Gehring (19) luden zur Reise durch die Musicalweltein. Bei Gehring kehrten aus Cats die "Katzen" zurück. Dieringer sang aus "Die schöne und das Biest" und "Thank you for the Musik" von Abba. . Die Instrumentalmusik kam von der Band und dem Schülerchor der Änne-Meier-Schule . Solistinnen waren Jaisi und Janin. se

Zeit für neue Gebietsreform

Von SZ-RedakteurMatthias Zimmermann

Die wirtschaftliche Lage der Städte und Gemeinden spitzt sich von Jahr zu Jahr zu. Eine immer höhere Verschuldung steht immer weniger Geld auf der hohen Kante gegenüber. Dass sich die Einnahmenseite in absehbarer Zeit verbessert, diese Hoffnung überlassen wir lieber den Träumern. Was also ist zu tun? Schlankere, weniger kostenintensivere Strukturen schaffen. Das heißt: auch über unkonventionelle Herangehensweisen nachdenken. Leider ist eine Gebietsreform, was die Landkreise im Saarland betrifft, im Sande verlaufen. Denn die meisten trauten sich nicht, an den bisherigen Verwaltungsebenen zu rütteln, ihre Zahl zu verringern. Daran kommen wir aber auch auf Kommunalebene nicht vorbei. Wer sagt, dass die heute eigenständigen Städte und Gemeinden für alle Zeit festgeschrieben sind? Lokalpatriotismus ist nur dann gut, wenn er auch neue Ideen bei der Selbstverwaltung zulässt. Was nützt jede fest zementierte Eigenständigkeit, wenn die Handlungsfähigkeit wegen nicht mehr zu bezahlender Rechnungen unmöglich wird?

Hintergrund

Zu Jahresbeginn 2010 hatte es keine ökumenische Kirchenfeier zum Neujahrsempfang der Gemeinde Namborn gegeben. Dies scheiterte damals am Widerstand der Katholiken. Grund: Das katholische Hochamt wäre ausgefallen, weil der Neujahrsempfang an einem Sonntagvormittag stattfand. Nach Ansicht des Bistums in Trier könne dies den eigenen Gläubigen nicht zugemutet werden, auf das Hochamt als das höchste Glaubensfest innerhalb der Woche verzichten zu müssen. Dies sorgte vor zwölf Monaten zu Irritationen. hgn

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