Daisy bringt Senioren tierischen SpaßVierbeiner motivieren Menschen zum Mitmachen

Namborn. Aufgeregt schwänzelt Daisy. Ihr Blick wechselt zwischen Tür und Frauchen Rosmarie Kipper hin und her. Vorsichtig tastet sie sich mit ihren Pfötchen nach vorne. Dann endlich gibt die Leine nach und die dreieinhalbjährige Hündin darf die eintretenden Senioren begrüßen

Namborn. Aufgeregt schwänzelt Daisy. Ihr Blick wechselt zwischen Tür und Frauchen Rosmarie Kipper hin und her. Vorsichtig tastet sie sich mit ihren Pfötchen nach vorne. Dann endlich gibt die Leine nach und die dreieinhalbjährige Hündin darf die eintretenden Senioren begrüßen. Es ist Dienstagnachmittag, 14 Uhr: Zeit für das Café Vergissmeinnicht des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Dorfgemeinschaftshaus.Die ehrenamtlichen Helfer Roswitha Groß, Patricia Groß-Schröder und Hans-Peter Karrenbauer haben bereits alles vorbereitet. Der Tisch ist gedeckt und in der Mitte des Raumes sind Stühle in Form eines Kreises aufgestellt. DRK-Fachkraft Rosmarie Kipper, die das Café leitet, hat alles im Blick und begrüßt die Senioren einzeln mit einer herzlichen Umarmung. Es geht ganz ungezwungen, fast freundschaftlich zu, was wohl auch daran liegt, dass sich auf Wunsch der Senioren hier alle beim Vornamen nennen.

Nach und nach treffen die Stammgäste und ein Neuling ein. Raimund Schwan und Hans-Jürgen Brühl sind das Fahrdienst-Team und sorgen dafür, dass die Senioren sicher im Dorfgemeinschaftshaus ankommen. "Ich bin sehr stolz auf mein ehrenamtliches Team", sagt Rosmarie Kipper und wartet, bis alle neun Senioren und die Ehrenamtler einen Platz im Sitzkreis gefunden haben. Im Café Vergissmeinnicht können sich die demenzkranken Menschen zwei Stunden lang miteinander unterhalten, gemeinsam singen und einfach Abwechslung vom Alltag genießen. Es gehe nicht um Leistung. "Wir holen jeden da ab, wo er steht", erklärt Kipper.

Für eine besondere Abwechslung sorgt an diesem Tag auch Daisy. Der Border-Collie-Mix sitzt aufmerksam neben seinem Frauchen. Um den Hals trägt der Vierbeiner ein rotes Halstuch mit der Aufschrift "DRK-Therapiehunde-Team". Im vergangenen Jahr hat das DRK erstmals Therapiehunde-Teams ausgebildet (siehe Interview). Für Rosmarie Kipper, keine Frage, dass sie daran teilgenommen hat. Denn Daisy lerne schnell, sei wesensfest und freundlich. Ermöglicht wurde Kipper die Ausbildung vom DRK-Ortsverein Alsweiler.

Der Nachmittag im Café Vergissmeinnicht beginnt mit einem Willkommenlied. Darin wird jeder Teilnehmer mit Namen begrüßt. Rosemarie Kipper stellt anschließend einen Korb mit Decke, Bürste, Ball, Leckerlies, Halsband und Futternapf in die Mitte des Kreises. "Was braucht man, wenn man einen Hund hat?", fragt sie in die Runde. Schnell kommen die ersten Antworten. Und ganz nebenbei erinnern sich die Senioren an eigene Haustiere. Eine Dame erzählt von ihrem Spitz, der ihr als Kind zugelaufen war. "Das war ein lieber Kerl", sagt sie. "Wir hatten einen Dackel", wirft eine andere Seniorin ein. So wird Daisy ganz automatisch zum Schlüssel zur eigenen Lebensgeschichte der Senioren. Biografiearbeit nennen das die Fachleute. Bewegung und Gedächtnistraining gehören an diesem Nachmittag auch dazu. Rosmarie Kipper hält einen Würfel hoch. Jede Zahl steht für eine Aktion: in die Hände klatschen, kurz aufstehen oder mit den Armen kreisen. Auf Befehl würfelt Daisy und entscheidet so, was die Senioren tun müssen. Anschließend geht die Hündin mit einem Körbchen rum. Darin sind gelbe Zettel. Auf der einen Seite steht der erste Teil eines Sprichwortes, den einer der Senioren vorliest. Teil zwei muss ergänzt werden. Zwischendurch stupst der Vierbeiner immer mal wieder einen der Teilnehmer an und bekommt so seine Streicheleinheiten. "Der Therapiehund findet über die emotionale Schiene den Zugang zu den Menschen", erklärt Kipper. Gerade bei Demenzpatienten sei der emotionale Bereich oft der letzte Zugang, der bleibt. "Daisy spürt, wenn sich jemand nicht wohlfühlt und geht auf die Person zu." Rosmarie Kipper betont, dass sie und ihr Hund ein Team sind. Das bedeute auch, dass sie auf die Bedürfnisse des Tieres eingehe. Sie merkt, wenn die Hündin erschöpft ist und eine Auszeit braucht. Nach einer Stunde ist es soweit: Daisy zieht sich in ihr Körbchen zurück und die Senioren genießen Kaffee und Kuchen. Was muss ein Hund mitbringen, um Therapiehund werden zu können?

Andrea Rohe: Der Hund sollte zu Ausbildungsbeginn mindestens zwei und höchstens sieben Jahre alt sein und über einen guten Grundgehorsam verfügen. Außerdem muss der Hund menschenbezogen, nervenstark, freundlich und gut sozialisiert sein. Idealerweise hat er möglichst viele alltägliche Umweltsituationen kennengelernt. Er orientiert sich stets an "seinem" Menschen, akzeptiert seine Stellung im Menschenrudel, ist verträglich mit anderen Hunden und sein Jagdinstinkt ist kontrollierbar.

Was macht den Hund so wertvoll für den Einsatz in der Therapie?

Andrea Rohe: Darüber kann man ganze Abhandlungen schreiben. Wir bilden beim DRK Teams aus, die ehrenamtlich mit ihren Hunden Menschen besuchen und diese im Rahmen ihrer Möglichkeiten fördern und fordern. Das DRK-Therapiehunde-Team kann Therapeuten bei der Ausübung ihrer Tätigkeit unterstützen oder nach entsprechender Anleitung Übungen mit den besuchten Menschen durchführen. Hier bietet der Hund häufig die Motivation, eine Übung oder eine Tätigkeit überhaupt anzugehen. Oder aber die DRK-Therapiehunde-Teams besuchen die Menschen einfach nur und bringen damit Freude und Abwechslung in deren Alltag.

Ganz nebenbei können Gedächtnistraining oder Bewegungsübungen integriert werden.

In welchen Bereichen werden die Therapiehunde eingesetzt?

Andrea Rohe: Die denkbaren Aufgabenbereiche für Therapiehunde sind sehr vielfältig. DRK-Therapiehunde-Teams besuchen ein- bis zweimal pro Woche beispielsweise Reha-Kliniken, Senioren-, Alten- und Pflegeheime, Behinderteneinrichtungen, Kindergärten, Schulen oder Seniorennachmittage. Die ausgebildeten DRK-Teams suchen sich ihre Wirkungsstätte entsprechend der Neigungen des Menschen und vor allem des Hundes selbst.Foto: Rohe

AUF EINEN BLICK

Das "Café Vergissmeinnicht" vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) öffnet einmal in der Woche seine Pforten. Die Betreuungsgruppen für demenzkranke Menschen gibt es in Freisen, Namborn und Eiweiler. Neue Teilnehmer sind willkommen, um vorherige Anmeldung wird gebeten. Auch werden immer ehrenamtliche Helfer gebraucht. Kontakt: Rosmarie Kipper, Tel. (0 68 53) 32 02. evy

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