Mut zum Trauern, Zeit zum Reden geben

Hasborn. "In unserer heutigen Gesellschaft sind Tod und Trauer ein Tabuthema." Der Mann, der das sagt, Michael Jakob, muss es wissen. Schließlich gehören der Umgang mit dem Tod und das Gespräch mit den Angehörigen zu den Aufgaben eines Pastors. Jakob ist Seelsorger der Pfarreiengemeinschaft St. Katharina Scheuern und St

Hasborn. "In unserer heutigen Gesellschaft sind Tod und Trauer ein Tabuthema." Der Mann, der das sagt, Michael Jakob, muss es wissen. Schließlich gehören der Umgang mit dem Tod und das Gespräch mit den Angehörigen zu den Aufgaben eines Pastors. Jakob ist Seelsorger der Pfarreiengemeinschaft St. Katharina Scheuern und St. Bartholomäus Hasborn und weiß, wie schwer es den Betroffenen fällt, über ihren Verlust und ihre Trauer zu reden. "Manche kostet es große Überwindung, darüber zu sprechen", erläutert Jakob. Andere wollen die Familie oder Freunde mit ihrem Kummer nicht belasten oder können Floskeln wie "Kopf hoch" oder "Das wird schon wieder" nicht mehr hören. "Und wenn die Trauernden doch den Trost im Gespräch suchen, kann es passieren, dass man sie bald meidet oder ihnen aus dem Weg geht", weiß Ulrike Schiemann, eine Mitarbeiterin der Pfarreiengemeinschaft. Dabei sei die Verarbeitung des Verlustes, die Trauerarbeit, für jeden Betroffenen enorm wichtig, um den Tod des geliebten Menschen zu bewältigen. Seit April dieses Jahres bietet Ulrike Schiemann deshalb einmal monatlich Menschen, die ihren Lebenspartner, einen Elternteil, den Bruder oder die Schwester, das Kind oder den guten Freund verloren haben, einen Platz, ihre Trauer zu leben. Unter dem Motto "Mut zum Trauern" lädt Schiemann immer an jedem zweiten Montag im Monat Trauernde zu einem "Trauercafé" ins Pfarrheim Hasborn ein. "Hier soll ihnen die Möglichkeit gegeben werden, sich mit Menschen zu treffen, die genau wie sie den Tod eines nahe Stehenden betrauern", erläutert Schiemann das Konzept. "Hier sind Leute, die das auch schon gefühlt haben, die einen verstehen." Mit dem Trauercafé soll den Betroffenen Zeit und Raum zum Austausch mit Gleichgesinnten gegeben werden. "Sich verstanden wissen, weil man auf Menschen trifft, die das eigene Schicksal teilen, die wissen, wie man sich fühlt, was man empfindet, die genauso allein sind wie man selbst, ist sehr hilfreich, den Verlust zu verarbeiten und neuen Lebensmut zu finden", weiß Ulrike Schiemann aus eigener Erfahrung. Wer das Angebot nutzen möchte, sei jederzeit willkommen, so Schiemann. Das gelte auch für Trauernde, die sich nicht so schnell öffnen können und anfangs vielleicht nur einmal zuhören wollen. mgs

Auf einen BlickDas Trauercafé in Hasborn ist an jedem zweiten Montag im Monat geöffnet. Treffpunkt ist immer um 16 Uhr im Pfarrheim, dem ehemaligen Schwesternhaus, in Hasborn. Die Teilnahme steht sowohl Frauen als auch Männern offen, ist unverbindlich und kostenlos, heißt es. Informationen: Hasborner Pfarrbüro, Telefon (06853) 65 16. mgs

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