Mit Schiffen in die Zukunft

Saarbrücken. Nein, sagt Herbert Primm, er sei "kein gebürtiger Pessimist". Und der Verband der Saarschiffer Unitas, dessen Vorsitzender er ist, sei auch "nicht nur Nostalgie". Deshalb redet Herbert Primm von der Saarschifffahrt nicht nur in der Vergangenheitsform. Sie ist für ihn und seinen Unitas-Vorstandskollegen Ludwig Momper Gegenwart und Zukunft

Saarbrücken. Nein, sagt Herbert Primm, er sei "kein gebürtiger Pessimist". Und der Verband der Saarschiffer Unitas, dessen Vorsitzender er ist, sei auch "nicht nur Nostalgie". Deshalb redet Herbert Primm von der Saarschifffahrt nicht nur in der Vergangenheitsform. Sie ist für ihn und seinen Unitas-Vorstandskollegen Ludwig Momper Gegenwart und Zukunft. Einen Abgesang auf die Saarschifffahrt wird man von Primm und Momper nicht hören. Schon gar nicht zum 50-jährigen Bestehen der Unitas, den die Saarschiffer am Samstag im Burbacher Gasthaus Antes feiern.Dass die ganz großen Zeiten der Unitas vorbei sind, zeigen zwei Zahlen: Bei Gründung des Verbandes am 2. März 1958 im Gasthaus "Zum Hirsch" in St. Arnual hatte die Unitas 255 Mitglieder. Heute sind es noch 65. Darunter ein knappes Dutzend aktive Frachtschiffer und die Eigner der Personenschiffahrtsgesellschaften. Die Unitas verstehe sich zum einen als Traditionsverein, der für die Rentner Veranstaltungen und Wanderungen organisiert. Der Verband verstehe sich aber nach wie vor auch als Interessenvertretung der aktiven Schiffer - eine Sache, mit der Primm viel Erfahrung hat. Er hat in Brüssel und Berlin verhandelt für die Saarschiffer und deren Interessen in der Straßburger Rheinkommission vertreten. Verhindern, dass "Vorschriften über Vorschriften" den Schiffern das Leben immer schwerer gemacht haben, konnte er nicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass "die Jungen nicht mehr so sehr daran interessiert sind weiterzumachen", wie Primm sagt. Vielleicht ist ein Beruf, der entwurzelt, aber auch einfach nicht mehr attraktiv genug. "Die Kollegen von der Saar, die hat man selten hier daheim getroffen", erzählt Primm. Die Saarschiffer haben sich öfter in Belgien, in Frankreich oder in Holland gesehen, als in Saarbrücken. Dabei war auch auf der Saar viel Verkehr. "Das war hier eine voll ausgelastete Wasserstraße. Wir haben Schlange gestanden an den Schleusen", erinnert sich Primm. In Fünfer- und Sechserreihen haben die Schiffe auf der Saar nebeneinander gelegen, sagt Momper. "Zu Hochzeiten hatten wir 200 Schiffe auf der Saar. Röchling ist damals mit eigenen Schiffen gefahren. Die Halberger Hütte hatte auch ein eigenes", sagt Primm.Die Zeiten, als Saarpenichen mit Kohle ins Elsass gefahren und mit Kies und Sand zurückkamen, sind allerdings vorbei. An Kies bestehe weiter Interesse, aber an der saarländischen Kohle nicht mehr, sagt Primm. Und eine Strecke leer zu fahren, lohne sich nicht. Dass Saarkohle nicht mehr gefragt ist, sorge auf der Saar nördlich von Saarbrücken allerdings wieder für höheres Schiffsaufkommen. Binnenschiffe bringen die billigere Importkohle aus Übersee vom Hafen Rotterdam zum Kraftwerk Ensdorf und zu den Hütten. Zukunft habe die Binnenschifffahrt auch in Osteuropa und in Frankreich. In den französischen Kanälen seien die traditionellen, etwas kleineren Saarschiffe sehr gefragt, sagt Primm. Und die Angst vor einer Billigkonkurrenz aus Osteuropa nach dem Fall der Grenzen sei unbegründet gewesen. "Es ist genau umgekehrt gekommen: Dort waren viele Schiffe schrottreif, jetzt fahren dort die Holländer und die Belgier - und auch der ein oder andere von uns."Bereits nach der Moselkanalisierung haben einige Saarschiffer der Saar den Rücken gekehrt, sich mit größeren Schiffen neuen Märkte erschlossen, erzählt Primm. "Man hätte die Saar damals gleich mit der Mosel kanalisieren müssen", sagt Ludwig Momper. Dann hätte sich die Schifffahrt auf der Saar anders entwickelt. Zukunft, sagt Herbert Primm, müsse die Binnenschifffahrt auf jeden Fall haben. "Die Binnenschifffahrt ist das umweltfreundlichste Verkehrsmittel. Ein Schiff verursacht auf die Tonne umgerechnet nur zehn Prozent der Schadstoffe, die ein Lkw verursacht. Und ein Binnenschiff verbraucht pro Tonne nur die Häfte der Energie, die die Bahn dafür braucht", erklärt er. Wem es also Ernst sei mit Klimaschutz und einer Entlastung der Straßen vom Schwerlastverkehr, der müsse auf die Schifffahrt setzen.Dass er da nicht der einzige Saarschiffer ist, der an die Zukunft glaubt, zeige, dass einer der Unitas-Kollegen in China gerade ein neues 3500-Tonnen-Schiff bestellt hat. Es fasst zehnmal so viel Fracht, wie das Schiff, mit dem er bis vor einigen Jahren unterwegs war, sagt Herbert Primm. "Schiffe sind auf die Tonne gerechnet umweltfreund- licher als Lkw und die Bahn."Herbert Primm"Man hätte die Saar damals gleich mit der Mosel kanalisieren müssen."Ludwig Momper

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