Weiterhin der Neue

Marpingen · Unwetter in Berschweiler, Erhalt des Urexweiler Hallenbades, neue Verwaltungsstrukturen: Bürgermeister Volker Weber sieht sich für vieles verantwortlich. Er fühlt sich an Wahlversprechen gebunden, reagiert auf unerwartete Ereignisse, will nach wie vor Akzente setzen.

Unbekannt war ihm zum eigentlichen Start 1. August die Arbeit an der Spitze der Gemeindeverwaltung nicht. Denn als Erster Beigeordneter vertrat Volker Weber seit 2014 seinen Amtsvorgänger Werner Laub (beide SPD ). 26 Jahre war dieser im Amt. Eine Generation kannte niemand anderen auf dem Chefsessel im Marpinger Rathaus. Dann hatte Weber zwei Jahre Zeit, sich in die Arbeit seines väterlichen Parteifreundes hinein zu fuchsen. Besondere Herausforderung für den mittlerweile 32-Jährigen: Er musste den Laden schmeißen, als ein Ermittlungsverfahren wegen Untreueverdachts gegen den scheidenden Amtsinhaber lief.

Und trotz dieses Kraftaktes schon vor seiner Rolle als jetziger Bürgermeister sieht sich Weber weiterhin als "der Neue". Jeden Tag lerne er hinzu. Unter anderem als Aufsichtsratsvorsitzender in kommunalen Betrieben. "Das ist eine völlig neue Aufgabe." Gleichzeitig aber auch eine, in die er sich gern hineinarbeite, zumindest in der Anfangsphase mit Rückfragen an seinen Ziehvater.

Ja, der Kontakt zu Werner Laub besteht wie eh und je. Freundschaftlich verbunden seien sich beide nach wie vor. Das schiebt Weber mit Nachdruck voraus. Denn er, der Neue, habe neue Ideen, pflege eine andere Arbeitsweise, ohne die seines Vorgängers schlecht zu heißen. Aber er, Weber, verkörpere, wie er es bereits während seines Wahlkampfes betonte, "eine neue Generation mit eigenem Stil".

Dies will er insbesondere mit den rund 40 Mitarbeitern im Rathaus deutlich machen, auf allen Ebenen, von der Führungskraft bis zum Sachbearbeiter. "Es gibt regelmäßige Besprechungen und Mitteilungen", berichtet Weber. Vorschläge sollen auch "von unten nach oben" kommen. Er fordere und fördere. Bei dieser Zusammenarbeit habe es zuletzt gehapert. "Ich verfolge da einen anderen Ansatz", ohne Laub in seinem Umgang mit den Kollegen kritisieren zu wollen, wie Weber rasch hinzufügt. Mittlerweile lobt der jüngste Verwaltungschef an der Saar das "Team im Rathaus: Alle ziehen mit". Dieser frische Wind wirke sich auf die Bürgernähe der kommunalen Dienstleistungen aus, alle Marpinger profitierten folglich davon.

Und nicht nur davon - auch von Webers Einsatz auf Landkreisebene, wo er unter anderem noch zu Laubs Zeiten angestoßene Projekte verfolge. Oben auf: das Urexweiler Hallenbad, dessen Bestand über das Kreisbäderkonzept langfristig gesichert sei. "Die Gespräche dazu laufen schon länger, aber jetzt ist es gesichert." Das Lehrschwimmbecken, das seine meisten Kunden aus Schulen, Seniorenschwimmern und Behindertensportgruppen erhält. Allerdings damit weit unter den Einnahmen liegt, die andere Kommunen mit ihren Bädern erwirtschaften. "Der Deckungsgrad liegt bei 18 Prozent", sagt Weber. Ziel sei indes, 30 Prozent dieser defizitären Einrichtungen mit Eintrittsgeld zu refinanzieren. Trotzdem stünden Namborn, Oberthal und Nohfelden - die drei Gemeinden im St. Wendeler Land ohne Bäder - hinter dem gemeinsamen Finanzierungskonzept, das 490 000 Euro verschlingen soll. Etwas weniger als 50 000 Euro erhalte Marpingen aus diesem gemeinsamen Topf. Aber: "Wir zahlen rund 51 000 Euro jährlich an Kreisumlage." Geld, welches Kommunen ans Landratsamt abführen, damit es Aufgaben erfüllen kann.

Ein weiterer Trumpf: das Marpinger Vereinshaus. Es soll nach jahrelanger Debatte Mitte 2017 bezogen werden. Außerdem biete der Pflegestützpunkt des Landkreises nach Verhandlungen mit Weber einmal im Monat Beratungen im Rathaus an.

Was mit als Nächstes auf seiner Agenda steht: der Netzausbau für schnelles Internet. "Marpingen liegt mit 95 Prozent Abdeckung landesweit mit an der Spitze." Aber die noch verbliebenen fünf Prozent würden auch Unternehmer betreffen. Was den Einzelhandel betrifft, strebt Weber künftig noch mehrere Aktionen wie zuletzt einen verkaufsoffenen Sonntag an. Dabei seien insbesondere Marpinger darauf aufmerksam geworden, welche Geschäfte es im Ort gibt.

Um die Mobilität für solche und andere Gelegenheiten auch bei der älteren Generation zu gewährleisten, mache sich Weber für ein Seniorenticket im St. Wendeler Land stark. Gespräche liefen, Konkretes sei indes noch nicht zu vermelden.

Volker Weber plant mit seinen Ideen und ist gleichzeitig stolz auf seine ersten Arbeitswochen: "In 100 Tagen kannst Du schon viel machen."

Zum Thema:

Zur Person Name: Volker Weber Geburtsdatum: 29. Juni 1984 Geburtsort: Bad Honnef/Nordrhein-Westfalen Wohnort: Marpingen Familienstand: ledig Kinder: keine Beruf vor dem Bürgermeisteramt: Pressesprecher Parteizugehörigkeit: SPD , seit 2000 Parteiämter/politische Aufgaben: SPD-Ortsvereinschef, war bis zur Bürgermeisterwahl SPD-Fraktionschef im Marpinger Gemeinderat, seit 2014 Erster Beigeordneter sowie Mitglied im St. Wendeler Kreistag. Hobbys: Wandern, Squash, Lesen, Freunde treffen, Sauna. Bei der Wahl am 10. April erhielt Weber 57 Prozent, sein Herausforderer von der CDU , Manfred Wegmann, 35,9 Prozent. 7,1 Prozent der Wählerstimmen entfielen auf die Parteilose Sabine Nowaczyk. Der SPD-Kandidat setzt sich in allen Orten durch: Sein bestes Ergebnis erzielte er mit 62,84 Prozent in Alsweiler, sein schlechtestes in Marpingen (54,95 Prozent). hgn

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort