Gemeinderat „So ein Jahr habe ich noch nicht erlebt“

Marpingen · Im Marpinger Gemeinderat schildert der Revierförster die Situation des Waldes. Trockenheit und Borkenkäfer haben dem stark zugesetzt.

 Impressionen vom Waldstück Höhbüsch bei Berschweiler: Dort musste der Förster besonders viele Bäume fällen.

Impressionen vom Waldstück Höhbüsch bei Berschweiler: Dort musste der Förster besonders viele Bäume fällen.

Foto: Ingo Piechotta

Ingo Piechotta kennt sich aus in seinem Wald. Seit 33 Jahren arbeitet er schon als Förster. Zurzeit ist er für die Gemeinden Marpingen, Illingen und Eppelborn zuständig. Täglich sieht er dort nach dem Rechten, kümmert sich um die Tiere und hat stets die Gesundheit der Bäume im Blick. „So ein Jahr wie dieses habe ich noch nicht erlebt“, verkündet Piechotta am Mittwochabend im Marpinger Rathaus. Er ist zur Gemeinderatssitzung gekommen, um den Mitgliedern zu verdeutlichen, wie sehr die Trockenheit dem Wald zugesetzt hat.

Seit April habe es so gut wie nicht mehr geregnet. Das bisschen Wasser, das in den vergangenen Tagen vom Himmel gefallen ist, sei nur ungefähr zwei Zentimeter tief in den Boden eingedrungen. „Wo Moos wächst, was ja oft unter Fichten und Laubbäumen der Fall ist, ist gar kein Regen durchgekommen“, erklärt der Förster weiter. Dass sich die Situation entspannt, sei daher noch lange nicht in Sicht. Dazu müsste es seiner Einschätzung nach wochenlang am Stück regnen.

Besonders hart habe die Dürre die Fichten getroffen. Diese Baumart sterbe bei dem Wetter relativ schnell ab. Aber auch den Buchen und Eichen hat der ausbleibende Regen geschadet. Piechotta geht davon aus, dass sie in den nächsten Jahren kränkeln und vor allem die älteren Bäume auch kaputt gehen könnten. Um den Ernst der Lage zu verdeutlichen, nennt der Förster Zahlen: „Wir haben in diesem Jahr rund 2400 Kubikmeter Fichte eingeschlagen.“ Der normale Einschlag wäre 740 Kubikmeter gewesen. Bis Ende Mai habe er bereits rund 1500 Kubikmeter Fichte und Kiefer gefällt. „Das war das Doppelte dessen, was wir geplant hatten“, erläutert Piechotta weiter.

Grund für diese Mengen ist zum einen der nasse Winter 2017. Da seien die Wege so matschig gewesen, dass es unmöglich war, das Holz aus dem Wald herauszuschaffen. „Das mussten wir Anfang diesen Jahres nachholen“, sagt der Förster. Zum anderen sei der Borkenkäfer für den hohen Holzeinschlag verantwortlich. Dieses kleine Insekt habe den Bäumen bis jetzt keine Ruhe gelassen. „Im Oktober und November haben wir wegen des Käfers fast nochmal genauso viel Holz eingeschlagen wie das gesamte Jahr vorher“, sagt Piechotta. Dennoch sei Marpingen im Vergleich zu anderen Teilen seines Reviers noch relativ glimpflich davongekommen. In Eppelborn beispielsweise betrage der Jahreseinschlag für gewöhnlich rund 300 Kubikmeter. Mittlerweile würden dort jedoch etwa 2100 Kubikmeter Käferholz am Boden liegen. „Das heißt, da ist der siebenfache Jahreseinschlag von den Käfern gefressen worden“, rechnet der Förster vor.

In der Gemeinde Marpingen ist der Schaden in Berschweiler im Waldstück Am Höhbüsch am größten. Dort habe es vom vergangenen Winter her schon 130 Kubikmeter Käferholz und 200 Kubikmeter normalen Einschlag gegeben. Und es würden jetzt noch weitere 600 bis 800 Kubikmeter dazukommen. „Das heißt, wir haben dort eine Kahlfläche, die gut zwei Hektar groß ist“, sagt Piechotta.

Etwas Positives hat diese große Menge Holzeinschlag auf den ersten Blick jedoch: Sie beschert der Gemeinde ein hübsches Sümmchen Geld. Der Forsthaushalt werde positiver ausfallen, als geplant. Aber die Menge allein macht’s nun mal nicht. So warnt der Förster vor Euphorie: Man müsse das Holz unter Wert verkaufen. „Der Schaden ist immens. Wir haben im Moment etwa 30 Euro Einnahmeverlust pro Kubikmeter.“ Bei zirka 1500 Kubikmeter Holz seien das 45 000 Euro Verlust. Da dieses Jahr nicht nur im Saarland, sondern europaweit extrem trocken gewesen ist, sei der Holzmarkt völlig zusammengebrochen. Überall mussten Waldbesitzer deutlich mehr Bäume fällen. Und sie müssen eben dieses Holz jetzt auch verkaufen, damit es nicht noch schlechter wird. Die Sägewerke wissen das und zahlen daher weniger für das Material.

„Wir müssen einfach abwarten, wie sich der Markt im nächsten Jahr entwickelt“, sagt Piechotta. Er wird sich 2019 erst einmal darum kümmern, die kahl gewordenen Flächen wieder aufzuforsten. Der Förster plant, dazu rund 5500 neue Bäume in der Gemeinde Marpingen zu pflanzen.

 Warm und trocken – so liebt es der Borkenkäfer. Der Dürre-Sommer kam ihm da gerade recht und er hat sich rasant vermehrt.

Warm und trocken – so liebt es der Borkenkäfer. Der Dürre-Sommer kam ihm da gerade recht und er hat sich rasant vermehrt.

Foto: dpa/Matthias Hiekel

„Der Wald wird sich irgendwann wieder erholen“, blickt er positiv in die Zukunft. Doch die Zeichen, dass dies schnell geschehen wird, stünden schlecht. „Die Borkenkäfer halten jetzt erst einmal Winterschlaf. Aber im nächsten Jahr werden sie wieder ausfliegen und an die geschwächten Fichten gehen“, erklärt Piechotta. Er hofft auf einen feuchten, kalten Winter und Frühsommer. Das sei das einzige, was seinem Wald helfen würde.

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