Wagner wünscht sich eine andere Gedenkkultur

Marpingen. Eine andere und angemessenere Gedenkkultur für die Opfer des Nationalsozialismus mahnte der Vorsitzende des Marpinger Vereins Wider das Vergessen und gegen Rassismus, Eberhard Wagner, bei der Gedenkfeier am Samstag an. Der im Jahre 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog eingerichtete nationale Gedenktag am 27

Marpingen. Eine andere und angemessenere Gedenkkultur für die Opfer des Nationalsozialismus mahnte der Vorsitzende des Marpinger Vereins Wider das Vergessen und gegen Rassismus, Eberhard Wagner, bei der Gedenkfeier am Samstag an. Der im Jahre 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog eingerichtete nationale Gedenktag am 27. Januar, an dem das Konzentrationslager Auschwitz durch die russische Armee befreit wurde, werde nicht so wahrgenommen, wie es ihm gebühre. "Nach wie vor wird in den Gemeinden der Volkstrauertag offiziell begangen. Nicht dass ich etwas dagegen einzuwenden hätte. Aber es gehört zu einer wahrhaftigen Gedenkkultur, dass man auch der tatsächlichen Opfer der Verbrechen gedenkt, die in deutschem Namen geschehen sind", sagte Eberhard Wagner. Der Januar sei ein sehr geschichtsträchtiger Monat. Am 27. Januar habe sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 65. Mal gejährt. Am 30. Januar sei die Machtübertragung an Hitler 77 Jahre her. Am 13. Januar vor 75 Jahren hätten sich die Bewohner des Saargebiets mit überwiegendener Mehrheit für Hitler-Deutschland entschieden. Und schließlich hätten Beamte des Hitler-Staates auf der Wannsee-Konferenz in Berlin am 20. Januar vor 68 Jahren die europaweite Ausrottung der Juden beschlossen. "Diese Beschlüsse führten für mehr als sechs Millionen Menschen unmittelbar in die Ermordung. Allein eine Million Morde hat es in Auschwitz gegeben", so Wagner. In Auschwitz sei auch der Marpinger Sozialdemokrat Alois Kunz umgebracht worden. Er habe seine Gegnerschaft zum Hitlerregime am 23. Oktober 1942 mit dem Leben bezahlt. Der 27. Januar sei der Gedenktag für die Juden, die Sinti und Roma, für Homosexuelle, Behinderte, Regimegegner und Widerständler, die in den KZ's ermordet wurden. Für sie alle und in Erinnerung an Alois Kunz legten zwei Vertreter des Vereins an der Gedenktafel vor dem Friedhof einen Kranz nieder. Eberhard Wagner kritisierte das heute noch in Marpingen existierende Ehrenbuch. Darin sei der Marpinger SS-Mann Reinhold Schmidt, der in Auschwitz Dienst tat, als Held eingetragen. "Nach Meinung der Mitglieder unseres Vereins ist es an der Zeit, dieses Ehrenbuch, das der Gemeinde Marpingen nicht zur Ehre gereicht, aus dem Verkehr zu ziehen und für ungültig zu erklären", sagte Wagner. Unter den Gästen, die an der Feier teilnahmen, waren auch der Landtagsabgeordnete Hermann Scharf, Landrat Udo Recktenwald, der Marpinger Bürgermeister Werner Laub, Ortsvorsteher German Eckert, Superintendent und Pfarrer Gerhard Koepke sowie Thomas Döring vom Adolf-Bender-Zentrum St. Wendel. Ebenso war Hans-Joachim Kunz anwesend, der Enkel des ermordeten Alois Kunz. gtr

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