Von Filetstücken , Pilgern und mehr Babys

Marpingen · Im Vorfeld der Marpinger Bürgermeisterwahl am 10. April haben sich zwei der drei Kandidaten Fragen der Bürger sowie Journalisten gestellt. Volker Weber (SPD) und Manfred Wegmann (CDU) saßen im Podium.

Im Vorfeld der Marpinger Bürgermeisterwahl am 10. April haben sich zwei der drei Kandidaten Fragen der Bürger sowie Journalisten gestellt. Volker Weber (SPD ) und Manfred Wegmann (CDU ) saßen im Podium. Ob Unentschlossene nun schlauer sind, bleibt dahingestellt. Denn bei der Podiumsdiskussion von Saarländischem Rundfunk und Saarbrücker Zeitung mit zwei der drei Bürgermeister-Kandidaten - die Dritte im Bunde, Sabine Nowaczyk (parteilos), wollte nicht mitmachen - kristallisierten sich am Montagabend nur wenige Unterschiede zwischen Manfred Wegmann (CDU ) und Volker Weber (SPD ) heraus. Dennoch applaudierten die Partei-Anhänger unter den rund 400 Gästen im Alsweiler Pfarrheim lautstark ihrem jeweiligen Kandidaten - und nicht dem Konkurrenten um das Amt des Bürgermeisters. Am kommenden Sonntag, 10. April, wird gewählt. Und damit entschieden, wer als Nachfolger von Werner Laub (SPD ) antritt. Der 66-Jährige hört nach 26 Dienstjahren auf.

Die Themen der 90-minütigen Veranstaltung gaben die beiden Redakteure Thomas Gerber (SR) und Matthias Zimmermann (SZ) vor. Im Vorfeld hatten SZ-Leser die Möglichkeit, ihre Fragen einzureichen. Und auch aus dem Publikum traten einige ans Mikro.

Winfried Schirra aus Marpingen fragt sich beispielsweise, was aus dem defizitären Urexweiler Schwimmbad wird. Beide Kandidaten positionierten sich klar. Beide wollen, dass das Bad ins Bäderkonzept aufgenommen wird, und beide wollen das Bad auf jeden Fall erhalten. "Wir stehen fest hinter unserem Schwimmbad", sagte Weber. Die 90 000 Euro Betriebskosten pro Jahr seien gerechtfertig, da Kinder aller Schulen dort schwimmen lernen. Außerdem sei die DLRG sehr aktiv. "Dieses Bad gehört zur Gemeinde Marpingen", sagte der SPD-Mann. Und Wegmann fordert gar, dass das Bad in die Verantwortung des Landkreises gehöre - und dann alle Kommunen, ähnlich wie in Tholey, ihren Beitrag leisten.

Nach Urexweiler blickte auch Ortsvorsteherin Margret Geiger (CDU ). Sie fragte nach den Plänen für das Grundschulgebäude in Urexweiler. Weber stellt sich vor, dass "heimatlose Vereine" die Räume nutzen könnten. Außerdem denkt er an das Heimatmuseum. Denn das ist derzeit im Dachgeschoss untergebracht und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. "Ich bin aber auch für andere Ideen offen." Wegmann sieht es ähnlich: Jeweils ein Drittel soll dem Heimatmuseum, den Vereinen und den Gewerbetreibenden zur Verfügung stehen.

"Stichwort Gewerbegebiet - fehlt da was in Marpingen?", wollte Gerber wissen. Die topografische Lage - zu viele Hügel - mache es schwierig, Gewerbegebiete zu erschließen. Aber: Bau- und Wertstoffhof hätten woanders hingehört. In diese Kerbe schlug auch Zuhörer Volker Peter aus Alsweiler. Er sprach davon, dass "Filetstücke verheizt" wurden. Dort, wo der Bauhof steht, hätte es auch eine größere Halle geben können. Diese wünscht sich übrigens auch Wegmann. Er spricht von einer "Vision", sieht Bedarf für eine "größere Halle für Kulturtreibende". Weber hingegen sieht dafür kein Geld vorhanden. Er wolle sich lieber auf das konzentrieren, was bereits da ist - und das eventuell ausbauen.

Zurück zu den Gewerbetreibenden: Wichtiger, als ein neues Gewerbegebiet anzusiedeln, ist für den CDU-Mann, die Firmen, die da sind, zu halten. Er wisse von einem Betrieb aus der Reisebranche, der abgewandert sei, weil sich dessen Besitzer von der Verwaltung vernachlässigt gefühlt, diese kein Grundstück angeboten habe. "Dass jemand komplett abgewandert ist, davon ist mir nichts bekannt", konterte Weber, der seinerseits den Handwerker- und Gewerbeverein reaktivieren möchte. Die Kritik am Wertstoffhof versteht Weber allerdings nicht. "Es war die richtige und eine wichtige Entscheidung." Damals habe es für diesen Standort auch Planungen für ein Einkaufszentrum gegeben. Allerdings hätte es lediglich eine Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern geben können - unter 1000 Quadratmeter siedele sich kein Markt an.

Und wie sieht es mit dem Tourismus aus? Nach Angaben Webers kommen 50 000 Pilger pro Jahr. Aber davon sei im Ort wenig zu spüren, meinten die Moderatoren. Zimmermann: "Es scheint so, als bringen die Busse die Pilger , diese packen irgendwann ihr Butterbrot aus und verschwinden dann wieder." Diesen Eindruck haben auch die beiden Kandidaten. Wegmann will daher nach neuen Wegen suchen, um die Pilger im Ort zu halten. Seine Frage: "Warum halten die Busse außerhalb des Ortes?" Daher würde er mit Busunternehmen reden, sollte er Bürgermeister werden. Ähnlich die Vorgehensweise Webers: "Wir müssen den Besuchern ein Angebot machen." Konkrete Pakete schnüren und diese den Busunternehmen anbieten. Er sprach von Events, von Wallfahrtswochen. Außerdem sollte seiner Meinung nach das Segelflugzentrum in ein Tourismuskonzept eingebunden werden. Und: Dank des Ferienparks am Bostalsee habe Marpingen die Möglichkeit, neue, jüngere Zielgruppen zu erschließen.

Junge Familien - das war ein weiteres Thema, das unter anderem Wolfgang Brachmann ansprach. Wegmann ist zwar überzeugt, dass die Gemeinde ein Neubaugebiet brauche. Aber er weiß auch von 460 Baulücken. Die gelte es, zuerst abzuarbeiten. Vorher werde ein neues Baugebiet nicht genehmigt. Und genau darin sieht Weber ein Problem: Viele Bauplätze seien in privater Hand. "Ich kann die Besitzer ja nicht enteignen, damit dort junge Familien bauen können."

Sowieso müsse die Gemeinde sich anstrengen, um den demografischen Wandel zu stoppen. Da waren sich beide Kandidaten einig. "Wir werden immer älter, es werden immer weniger Kinder geboren", sagte Weber und sorgte mit seiner Aussage zu Gegenmaßnahmen dann für herzhafte Lacher im Publikum: "Wir müssen uns aktiv daran beteiligen." Weber ist 31 und ledig. Wegmann griff das Thema auf und spielte auf eine Bemerkung einer Parteikollegin im Wahlkampf an: "Ich als Womanizer werde mich nicht mehr aktiv beteiligen." Wegmann ist 57, verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. Foto: B&K

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Matthias Zimmermann

Volker Fuchs

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Auf einen BlickDrei Kandidaten wollen die Nachfolge von Marpingens Bürgermeister Werner Laub (SPD , 66) antreten: Volker Weber (SPD , 31) und Manfred Wegmann (CDU , 57) sowie Einzelbewerberin Sabine Nowaczyk (parteilos, 52). Letztere verzichtete auf eine Teilnahme an der gemeinsamen Podiumsdiskussion von SR und SZ und ebenso auf ein Kandidatenporträt in den beiden Medien.9040 Marpinger können am Sonntag, 10. April, wählen. Sollte keiner der drei Bewerber an diesem Tag eine absolute Mehrheit erreichen, steht zwei Wochen später eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten an, die im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhielten. Amtsinhaber Werner Laub tritt aus Altersgründen kein weiteres Mal an. Sein offizielles Dienstende ist der 31. Juli. Dann war er 26 Jahre Rathauschef der 10 500 Einwohner zählenen Gemeinde. Zweimal wurde er in einer Direktwahl im Amt des Verwaltungschefs bestätigt. hgn

 Während der Debatte von Saarländischem Rundfunk und Saarbrücker Zeitung (von links): CDU-Kandidat Manfred Wegmann, SZ-Redakteur Matthias Zimmermann, Thomas Gerber (SR) und SPD-Kandidat Volker Weber. Fotos: Bonenberger & Klos

Während der Debatte von Saarländischem Rundfunk und Saarbrücker Zeitung (von links): CDU-Kandidat Manfred Wegmann, SZ-Redakteur Matthias Zimmermann, Thomas Gerber (SR) und SPD-Kandidat Volker Weber. Fotos: Bonenberger & Klos

 Gerammelt voller Saal: An die 400 Zuschauer verfolgten im Alsweiler Pfarrheim die Diskussion zwischen den Bürgermeister-Kandidaten. Eilig beigestellte Stühle reichten nicht aus. Viele mussten stehen.

Gerammelt voller Saal: An die 400 Zuschauer verfolgten im Alsweiler Pfarrheim die Diskussion zwischen den Bürgermeister-Kandidaten. Eilig beigestellte Stühle reichten nicht aus. Viele mussten stehen.

 Kann's völlig gelassen angehen: ein gut gelaunter Noch-Bürgermeister Werner Laub (SPD, 66) während der Podiumsdiskussion. In der ersten Reihe verfolgte der scheidende Rathauschef die Debatte auf dem Podium zwischen den beiden Kontrahenten. Der Kommunalpolitiker tritt nach 26-jähriger Amtszeit aus Altersgründen nicht mehr an.

Kann's völlig gelassen angehen: ein gut gelaunter Noch-Bürgermeister Werner Laub (SPD, 66) während der Podiumsdiskussion. In der ersten Reihe verfolgte der scheidende Rathauschef die Debatte auf dem Podium zwischen den beiden Kontrahenten. Der Kommunalpolitiker tritt nach 26-jähriger Amtszeit aus Altersgründen nicht mehr an.

 Gut gelaunt trotz Wettstreits um den Chefsessel im Rathaus: die Bürgermeister-Kandidaten Manfred Wegmann (links) und Volker Weber.

Gut gelaunt trotz Wettstreits um den Chefsessel im Rathaus: die Bürgermeister-Kandidaten Manfred Wegmann (links) und Volker Weber.

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Am RandeIm Äther: Wer die Podiumsdiskussion verpasst hat, kann sie sich am Samstag, 9. April, im Radio anhören. Die deutsch-französische SR-Welle Antenne Saar strahlt die 90-minütige Debatte ab 10 Uhr aus. Zu empfangen ist das Programm mit speziellen Geräten im neuen Übertragungsstandard DAB plus via Antenne, Block 9A. Der Sender ist aber auch im Internet zu hören. hgnsr.de/antennesaar

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