Bürgermeister Weber: „Wir sind alle sehr geschockt“ Tornado wütete: Aufräumarbeiten in Urexweiler werden wohl noch Wochen dauern (Fotos)

Urexweiler · Seit Donnerstagnachmittag herrscht in dem Marpinger Ortsteil Ausnahmezustand. Ein Tornado hatte 50 Häuser beschädigt, Bäume entwurzelt und Autos demoliert. Die Aufräumarbeiten werden sich wohl noch über Wochen ziehen.

Urexweiler am Tag nach dem Tornado​ - Drohnenfotos und Bilder der Schäden
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Drohnenfotos und Bilder der Schäden: Urexweiler am Tag nach dem Tornado

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Foto: Brand- und Katastrophenschutz Landkreis St. Wendel

Umgeknickte Bäume sind wie Mikado-Stäbe übereinander gefallen. Auf den Gehwegen liegen zerschmetterte Blumentöpfe und abgerissene Zaunteile. Heruntergestürzte Dachziegel türmen sich in den Einfahrten. Auch am Tag, nachdem ein Tornado durch Urexweiler im Saarland gefegt war, ist die Zerstörung, die er verursacht hat, noch deutlich sichtbar. „Wir sind alle sehr geschockt, was der Tornado in wenigen Minuten angerichtet hat“, sagt Marpingens Bürgermeister Volker Weber (SPD).

Bürgermeister Weber spricht von beängstigender Szenerie

Er war bereits am Donnerstagabend am Unglücksort, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Die Szenerie sei bedrückend und beängstigend gewesen. „Wir haben eine Schneise der Verwüstung vorgefunden: abgedeckte Dächer, entwurzelte Bäume, Gegenstände an Stellen, wo sie vorher nicht waren“, beschreibt der Rathauschef seine ersten Eindrücke. Wie hoch der Schaden ist, kann er nicht abschätzen. Saarlands Innenminister Reinhold Jost (SPD), der nach dem Unwetter ebenfalls nach Urexweiler geeilt war, sprach von rund 50 beschädigten Häusern.

Das sagt Ministerpräsidentin Rehlinger zu dem Tornado in Urexweiler

Mehr als 100 Rettungskräfte waren bis 2 Uhr im Einsatz, um Bäume zu entfernten, provisorisch Dächer zu reparieren und Schutt zur Seite zu räumen. Mitarbeiter eines Energieversorgers kümmerten sich um die defekten Stromleitungen. „So schlimm Schäden an Gebäuden, Fahrzeugen und anderem auch sind: Welch’ ein großes Glück, dass niemand verletzt wurde“, findet Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD). Und es gibt eine weitere gute Nachricht: Die Häuser seien größtenteils noch bewohnbar. „Eine Familie wurde bei Verwandten untergebracht“, weiß Dirk Schäfer, Leiter des Katastrophenschutzamtes beim Landkreis St. Wendel.

Er steht nicht nur in Kontakt mit den Betroffenen, sondern auch mit einem Experten des Wetterkanals Kachelmann. Dieser hat den Wirbelsturm inzwischen als Tornado der Stufe zwei mit Windböen von etwa 150 Stundenkilometern eingestuft. Laut Augenzeugenberichten sei das Monster innerhalb von Sekunden auf eine Höhe von 70 Metern angewachsen. Es habe sich in der Bergstraße gebildet, sei weiter Richtung Illinger Straße und von dort zur Grubenstraße gezogen. Die Verwüstung aufzuräumen, die der Tornado dabei hinterlassen hat, wird vermutlich Wochen dauern.

Unterstützung für betroffene Bürger

„Wir stellen Container auf, damit die Bürger schon mal den größten Schutt entsorgen können“, erläutert der Bürgermeister, der am Freitag erneut vor Ort war. Dieses Mal in Begleitung mehrerer Verwaltungsmitarbeiter. Ihr Ziel sei es, die Menschen möglichst unbürokratisch zu unterstützen. „Sollte es etwa Probleme mit der öffentlichen Infrastruktur geben, die wir bislang nicht gesehen haben, sind wir gerne erster Ansprechpartner“, betont Weber. Betroffene sollten sich zentral bei der Ortspolizeibehörde melden.

Landrat Udo Recktenwald (CDU) ist derweil von der „großartigen Nachbarschaftshilfe“ beeindruckt und lobt in dem Zusammenhang auch die schnell funktionierende Einsatzfähigkeit von Feuerwehren, Technischem Hilfswerk und Deutschem Rotem Kreuz in Zusammenarbeit mit den Katastrophenschutz. „Das großartige Engagement aller Helferinnen und Helfer ist ein gutes Beispiel für gelebte Solidarität in unserer Gesellschaft und keineswegs selbstverständlich“, bedankt sich auch Innenminister Jost.

Dieser habe laut Recktenwald in Aussicht gestellt, „die unzureichende Funkverbindung vor Ort zur besseren Kommunikation der Hilfskräfte zügig umzusetzen“. Insgesamt, so betont der Landrat, sei man im Landkreis St. Wendel gut für den Umgang mit derartigen Ereignissen aufgestellt. „Die interkommunale Zusammenarbeit und der Ausbau des Katastrophenschutzes bewähren sich“, ist er überzeugt. Dies sei auch nötig, da angesichts des Klimawandels häufiger mit solchen oft lokal begrenzten Unwettern zu rechnen ist.

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