Abschied in Marpingen Die letzten Zeugnisse sind unterschrieben

Marpingen · Schulleiterin Petra Brenner-Wolff der Gemeinschaftsschule Marpingen tritt in den Ruhestand.

 Petra Brenner-Wolff war nach eigenen Angaben mit Leib und Seele Lehrerin. Hier schneidet sie die Torte zum 30. Geburtstag der Schule an.

Petra Brenner-Wolff war nach eigenen Angaben mit Leib und Seele Lehrerin. Hier schneidet sie die Torte zum 30. Geburtstag der Schule an.

Foto: Markus Mörsdorf

„Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust“. Wer kennt es nicht, das Zitat aus Goethes Faust? Zwischen der Wissenschaft und dem Leben hin- und hergerissen, sucht er schließlich sein Heil im Bund mit dem Teufel. Hin- und hergerissen ist Petra Brenner-Wolff, die scheidende Schulleiterin der Gemeinschaftsschule Marpingen. Lange Zeit sei sie unentschlossen gewesen. Doch während der Wintermonate ist die Entscheidung gefallen: Sie wird am 1. August mit 65 Jahren in den Ruhestand treten, ein halbes Jahr früher als geplant. Am letzten Schultag vor den großen Ferien wird sie von der gesamten Schulgemeinschaft und den Vertretern des Landkreises St. Wendel verabschiedet.

Unterrichten, der Umgang mit Schülern – das war und ist ihre Berufung geblieben. Ihr Herz schlage ganz besonders für junge Menschen, deren Start ins eigene Leben aufgrund familiärer und sozialer Umstände nicht so glanzvoll verlaufe. Brenner-Wolff hat sich immer für Chancengerechtigkeit in ihrer Schule, aber auch im Schulsystem generell eingesetzt, teilt ein Sprecher der Schule mit. Zuweilen sei sie dabei auch an Grenzen gestoßen – an ihre eigenen, gesundheitlichen, an die der zunehmenden Verwaltungsaufgaben und an die des Schulsystems und der Wahrnehmung vieler Menschen: „Es wird noch immer zwischen dem Königsweg der Bildung, dem Gymnasium, und der Gemeinschaftsschule unterschieden.“ Sie könne von viel Unverständnis und Vorurteilen berichten, aber auch von Jugendlichen, Eltern, Lehrern, die sich gegen dieses Zweiklassensystem stellen und bewusst die Gemeinschaftsschule wählten. Sie steht dabei ganz in der Tradition der ehemaligen Gesamtschule Marpingen und ihres Vorgängers Edmund Hinsberger, dessen Stellvertreterin sie seit 2009 war. Mit der Übernahme der Schulleitung im Jahre 2012 kam gleichzeitig die Umwandlung zur Gemeinschaftsschule, wobei Brenner-Wolffs Richtschnur die gleiche blieb – eine Schule für alle Kinder und Jugendliche zu leiten.

Brenner-Wolff studierte an der pädagogischen Hochschule Saarbrücken die Fächer Arbeitslehre und Deutsch. Sie sammelte nach ihrem Staatsexamen vielfältige Erfahrungen in diversen Schulen des Saarlandes und war 1989 am Aufbau der Gesamtschule Völklingen-Ludweiler beteiligt. Zum Schuljahr 1995/96 wechselte sie an die Gesamtschule Marpingen. Ihren Schwerpunkt setzte sie im Unterrichtsfach Deutsch und leitete viele Jahre zusammen mit Martina Pape und Klemens Bott die Theater-AG.

In den vergangenen Jahren als Schulleiterin hat sie mehr als 2000 Zeugnisse pro Schuljahr unterschrieben, sie war Chefin von rund 80 Lehrern, dazu kamen pro Schuljahr rund 20 bis 30 Referendare und Schulpraktikanten.

Diese Verantwortung gibt sie nun nach neun Jahren an der Spitze der Gemeinschaftsschule Marpingen ab. Was sie mit der vielen freien Zeit nun anfangen möchte, diese Frage beantwortet sie nur vage: „Es gilt jetzt erst einmal durchzuatmen, vor allem die vergangenen Corona-Monate waren äußerst stressig und von ständigen Neuerungen geprägt.“ Sie wird sich ihrer Lieblingsbeschäftigung widmen, in ihrem weitläufigen Garten arbeiten, um wieder stärker in Kontakt mit der Natur zu kommen.

Besonders freue sie sich, öfter in Konzerte zu gehen, sie ist erklärter Fan von Anne-Sophie Mutter. Auch Reisen, das Entdecken der näheren und weiteren Umgebung, liegt ihr am Herzen. „Gerade auch vor unserer Haustür, im nahen Lothringen und Luxemburg, gibt es viele Ecken, die ich noch nicht kenne“.

Die Schule, die Kolleginnen und Schüler werden der Lehrerin und Schulleiterin auf jeden Fall fehlen, weniger wohl der von Formularen, Vorgaben und Richtlinien geprägte Schulalltag. Und auch nicht, da zeigt sie sich ganz sicher, der Unterschriftenmarathon am Ende des Schuljahres. Mit der letzten Signatur unter dem letzten Zeugnis am 16. Juli  gehört dieser Lebensabschnitt nun endgültig der Vergangenheit an.

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