Pilgerlieder und sensible Spätromantik

Marpingen · Ein außergewöhnliches Konzert-Erlebnis konnten Musikfreunde bei einer geistlichen Abendmusik genießen. Mit Sopran, Violine und Orgel brillierten drei Musiker in der Kirche Maria Himmelfahrt.

In der Kirche Maria Himmelfahrt Marpingen wurde eine geistliche Abendmusik ganz besonderer Art dargeboten. Gudrun Bär (Sopran), Sohyun Kim (Violine) und Sebastian Benetello (Orgel ) hatten Kompositionen des 19. und 20. Jahrhunderts unter das Thema "Vom Göttlichen in allen Gestalten" gestellt.

Gesanglicher Auftakt waren zwei Pilgerlieder aus einer geistlich-allegorischen Oper des Engländers Ralph Vaughan Williams, darunter "Der Herr ist mein Hirte" als "Lied des Vogels". Gudrun Bär, in Saarbrücken und Weimar pädagogisch tätig, zeichnete mit wohltimbrierter Stimme schöne Bögen in einfühlsamer Darbietung. Einen kammermusikalischen Höhepunkt bildete das Nachtlied "Der du von dem Himmel bist" von Goethe, wie es Heinrich von Herzogenberg komponiert hatte, sensibel begleitet auch von der Violine, die sich, wenn nötig, zurückzuhalten wusste. Der vielseitig aktive Autor Enjott Schneider hatte drei kurze Prosatexte des barocken schlesischen Mystikers Jacob Böhme als "Meditationen" vertont, und die Sängerin wurde dem geforderten Pathos gerecht. Als anspruchsvoll und dankbar für den Begleiter erwiesen sich ebenso drei impressionistische Tagzeiten-Lieder zum Angelus-Läuten von Louis Vierne. Reifes Können brachte er ein bei den drei Gesängen "Our Lady's Minstrel" ("Unserer lieben Frau Minnesänger") des libanesisch-französischen Komponisten Naji Hakim und beflügelte die Sopranistin zu kühnen Bögen.

Sensible Spätromantik für Violine und Orgel beeindruckte in zwei Stücken aus op. 150 von Josef Rheinberger, "Abendlied" und "Elegie". Mit einer zweiten originellen Improvisation schlug Benetello den Bogen zurück zum Beginn. Wertvolle Hilfen für die Zuhörer waren das Programmblatt mit den Texten und Joachim Meyers Moderation.

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