Mit Wortwitz und Beharrlichkeit

Marpingen · Auf Umwegen wurde Daniel Recktenwald Autor, jetzt vermarktet er seine Bücher in Eigenregie. Auch wenn die Handlungen frei erfunden sind: Das Saarland und die Marotten seiner Bewohner tauchen im aktuellen Werk auf.

 Daniel Recktenwald alias Dany R. Wood macht gern „auf dicke Hose“ – das führte zu seinem Buch „Urlaub!“. Foto: Jochen Klein

Daniel Recktenwald alias Dany R. Wood macht gern „auf dicke Hose“ – das führte zu seinem Buch „Urlaub!“. Foto: Jochen Klein

Foto: Jochen Klein

Er versteht es, sich in Szene zu setzen. Ist redegewandt, schlagfertig. Und haut sich durchaus auch mal selbst in die Pfanne, wenn's seiner Vermarktung dienlich ist. Daniel Recktenwald hat ein wahrlich komödiantisches Talent, mit dem er nicht nur seine Gesprächspartner fesselt. Der 36-Jährige fasst seine Worte in Romane zusammen, die er über seinen eigenen Verlag an die Kunden bringt. Mit beachtlichem Erfolg. Denn binnen zwei Jahren verkauften sich seine bislang vier Werke mehr als 10 000 Mal, berichtet der gebürtige Marpinger stolz. "Die meisten Exemplare setze ich übers Internet ab." Mit dem Online-Anbieter Amazon habe er mittlerweile einen Exklusivvertrag, wo seine Bücher in elektronischer Variante zu leihen und kaufen sind. Trotz des steigenden Absatzes im weltweiten Netz, der bei Recktenwald längst die physische Verkaufszahl über den Filialbuchhandel überholt hat, sind seine Geschichten gedruckt zu haben.

Auch hier ist er Selbstvermarkter. "Ich bin mit 'nem Opel Corsa quer durch Deutschland gefahren und habe meine Bücher aus dem Kofferraum heraus verkauft", berichtet der Wahl-Münchner von seiner Vermarktungsstrategie. So habe er "einen super Vertriebskontakt mit den Buchhändlern aufgebaut".

Dieser recht untypische Weg eines Autoren brachte ihn schon vor Fernsehkameras. Oder vielmehr: Seine Beharrlichkeit, auf sich aufmerksam zu machen, ließen TV- und Rundfunkkollegen auf ihn aufmerksam werden.

Sein Weg dahin war indes kein direkter. Recktenwald: "Ursprünglich wollte ich ja mal Schauspieler werden. Aber als Sohn eines Bergmanns und einer Hausfrau ist Schauspielerei halt wie Hartz IV." Darauf studierte er Medienwissenschaft in Köln und Australien, gelangte ins Versicherungsgeschäft. Dort seien seine Kollegen auf seinen sprachlichen Humor aufmerksam geworden. "Dann wurde ich eben Autor", berichtet der Saarländer aus dem St. Wendeler Land, als wär's die üblichste Karriere auf der Welt.

2013 brachte er sein Debüt auf den Markt: "Limetten retten in Sydney". Was er lapidar als Urlaubsroman bezeichnet, ist mehr: eine Komödie um schrille Typen, die entweder gemeinsam unterwegs sind oder sich erst im Laufe der Reise kennen lernen. Was seine Geschichten von üblichen Erzählungen unterscheidet: "Ich erkunde die Orte, an denen meine rein erfundenen Handlungen stattfinden." Das Ganze paart er mit Insider-Tipps.

Doch nicht immer sind alle Storys so frei von jeglicher Ähnlichkeit mit lebenden Personen. Denn sein aktueller Band "Urlaub! Wir sind dann mal fort", der vergangene Woche erschien, zeigt durchaus Übereinstimmungen mit Erlebnissen seines Schreibers in Thailand selbst. "Ich war auf einem Motorroller unterwegs", berichtet Recktenwald. Und stürzte. Warum? "Na, ich wollte einen auf dicke Hose machen." Gas und Bremse gleichzeitig gezogen - das konnte nur schief gehen. Daraufhin laborierte er wochenlang an einer tiefen Wunde seines rechten Beines herum. "Ich konnte nicht ins Meer, saß die meiste Zeit nur herum." Das brachte ihm ein paar Pfunde mehr auf die Hüften sowie letztlich das Buch über eine saarländische Familie auf Urlaub in Asien. Seine beiden Protagonisten Jupp und Inge Backes aus dem imaginären Hirschweiler ähneln allen Klischees, wie sie schon Becker Heinz und seine Hilde taten. So fremdeln beide beim Kontakt mit thailändischen Essgewohnheiten und zelebrieren das, was alle Saarländer im Reich und im Ausland früher oder später tun: Sie vergleichen alles mit der Heimat.

Obwohl der Autor wenig Einblicke in sein Privatleben und das seiner Eltern bietet, sie aus der Öffentlichkeit fern hält, gibt er zu: "Meine Mutter hat sich schon beim Lesen des neuen Romans in einigen Verhaltensformen wiedererkannt." Unter dem Künstlernamen Dany R. Wood publiziert er - eine englische Abwandlung seines bürgerlichen Namens. Mit folgender Sachbegründung: "PR-Berater rieten mir dazu, da ich mit meinem echten Namen statt Bücher höchstens Zeitschriften-Abos verkaufen könnte." Wobei wir wieder bei seiner Ernsthaftigkeit wären.

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