Die Bereitschaft der Bevölkerung zur häufigeren Nutzung von emissionsfreien Verkehrsmitteln wollen die Kommunen im St. Wendeler Land unterstützen. Sie haben daher von Fachfirmen entsprechende Radverkehrskonzepte erstellen lassen. Für die Gemeinde Marpingen etwa war die Planungsgemeinschaft Verkehr PGV-Alrutz GbR aus Hannover zuständig. Dessen Mitarbeiter Jonas Göber hat die dabei gewonnen Erkenntnisse sowie die daraus resultierenden Maßnahmen in einer Präsentation zusammengefasst.
Ziel sei es demnach gewesen, eine Gesamtstrategie für den Radverkehr in Marpingen zu entwickeln. „Wir wollen die Fahrradnutzung vor allem im Alltag steigern, das Radverkehrsnetz für die Zukunft ertüchtigen sowie Spaß und Sicherheit beim Radfahren gewährleisten“, sagt Göber. Um die lokale Radinfrastruktur zu verbessern, sei jedoch zunächst einmal eine Bestandsaufnahme notwendig gewesen. Die Fachleute haben sich dafür in der Gemeinde umgeschaut. Sie sind selbst mit ihren Drahteseln unterwegs gewesen, haben dabei Daten gesammelt, etwa zu bestehenden Routen, der Topografie, der Lage von Schulen und Supermärkten. Auch die Menschen vor Ort seien in die Erstellung des Konzeptes mit eingebunden worden. „Es gab einen öffentlichen Workshop“, erläutert Göber. Hier hätten die Teilnehmer ihre Eindrücke zum Radfahren in der Region äußern und Ideen einbringen können.
Mithilfe all dieser Informationen haben die Experten ein insgesamt 78 Kilometer langes Wegenetz – bestehend aus 131 Einzelabschnitten – ausgearbeitet. Bei 61 Abschnitten (31,4 Kilometer) sehen die Experten keinen Handlungsbedarf. 27 Abschnitte (20,2 Kilometer) haben sie der Kategorie hohe Priorität zugeordnet und 18 Abschnitte (9,1 Kilometer) der Kategorie mittlere Priorität. 22 Mal (15,4 Kilometer) rät Göber der Gemeindeverwaltung, kleinere Anpassungen vorzunehmen. Die restlichen drei Abschnitte (1,5 Kilometer) würden sich aktuell noch in Planung befinden.
In seiner Präsentation geht der Fachmann auch konkret auf neuralgische Punkte ein. So seien die Ortsdurchfahrten in Berschweiler (Im Oberdorf, L 133) sowie in Alsweiler (Tholeyer Straße, B 269) ziemlich eng. Um die Sicherheit von Radfahrern zu verbessern, schlägt Göber hier vor, Schutzstreifen oder Piktogramme zu markieren. Auch an mehreren Ortsein- beziehungsweise Ortsausgängen sieht er Handlungsbedarf. „An jenen Stellen haben auch die Bürger beim Workshop auf Probleme hingewiesen“, sagt er. Gemeint sind etwa die Remmesweilerstraße (L 130), Marpinger Straße (L 133), Dirminger Straße (L 133) und Buchwaldstraße (L 138).
Um diese für Radfahrer gefährlichen Punkte zu entschärfen, empfehlen die Experten etwa eine Mittelinsel zu errichten. „Positiver Nebeneffekt: „Durch Verschwenkung der Fahrbahn wird auch eine Geschwindigkeitsreduzierung im Ortseingangsbereich erzielt“, sagt Göber. Ein weiterer Lösungsansatz seien sogenannte Fahrradstraßen. Diese würden sich insbesondere für Straßen mit einer hohen Fahrradverkehrsdichte gut eignen. Also beispielsweise im Schulumfeld (Straße am Schulzentrum Marpingen, Im Brühl in Urexweiler), als wichtige Achse innerorts (Im Langgarten, Auf Weißmauer in Berschweiler) und als Verbindung außerorts zwischen Ortsteilen (Haydnstraße in Marpingen, Habenichts in Urexweiler).
Abschließend rät Göber dazu, die Wirtschaftswege zu verbessern. „Die Belagsqualitäten sind zum Teil sehr schlecht“, hat er beobachtet. Als Beispiele nennt der Fachmann hier die Wege zwischen Rheinstraße und St. Wendel, zwischen Marpingen und Urexweiler, zwischen Alsweiler und Tholey sowie Am Kappelberg.
Doch wie soll die Gemeinde nun mit dem Radverkehrskonzept umgehen? Göber empfiehlt, ein konkretes Maßnahmenprogramm für zwei Jahre und ein Handlungsprogramm für einen mittelfristigen Zeitraum aufzustellen. „Außerdem sollten mit öffentlichkeitswirksamen, kurzfristigen Maßnahmen Signale gesetzt werden“, sagt er. Dies könne etwa durch das Auftragen von Piktogrammen, die Errichtung von Radstraßen oder weiteren Radparkplätzen an Bushaltestellen geschehen.