Vergangenheitsbewältigung Wer die wahren Helden waren

Marpingen · Marpinger Verein Wider das Vergessen und gegen Rassismus erhält Auszeichnung.

 Das Titelblatt des prämierten Flyers. Das 14-seitige Aufklärungsblatt wurde im September in einer Auflage von 3050 Exemplaren an Marpinger Haushalte verteilt. Eine beispielhafte Aktion, fand das Bündnis für Demokratie und Toleranz mit Sitz in Berlin.

Das Titelblatt des prämierten Flyers. Das 14-seitige Aufklärungsblatt wurde im September in einer Auflage von 3050 Exemplaren an Marpinger Haushalte verteilt. Eine beispielhafte Aktion, fand das Bündnis für Demokratie und Toleranz mit Sitz in Berlin.

Foto: Eberhard Wagner

Einen Flyer mit dem Titel „Marpingen und der Nationalsozialismus“ hatte der Marpinger Verein Wider das Vergessen und gegen Rassismus am 1. September herausgebracht. Das Faltblatt wurde an alle Haushalte der Gemeinde Marpingen verteilt, die das Gemeindeblatt beziehen – also in einer Auflage von 3050 Exemplaren, wie der Vereinsvorsitzende Eberhard Wagner berichtet. Der Flyer steht unter dem Motto „Wer die Vergangenheit vergisst, ist verurteilt, sie zu wiederholen“ und beleuchtet die Gemeinde Marpingen in der Nazi-Zeit und darüber hinaus.

„Das NS-System erfreute sich in weiten Teilen der Bevölkerung, so auch in Marpingen, großer Beliebtheit“, weiß Wagner zu berichten, „und auch heute ist ein beängstigender Rechtsruck im Denken großer Bevölkerungsteile zu beobachten.“ In dem Faltblatt wird auf 14 Seiten in der gebotenen Kürze dargestellt, was sich in Marpingen hinsichtlich Opfer, Täter und Widerstand gegen das Nazi-Regime abspielte. Insbesondere werden die Marpinger NS-Opfer ausführlich benannt und ihr Schicksal beschrieben.

Da gibt es einen jüdischen Arzt, dessen Existenz zerstört wurde und der flüchten musste. Da gibt es drei Sinti-Kinder aus Urexweiler, die in Auschwitz ermordet wurden, ein Händler aus Urexweiler, der ebenfalls im KZ den Tod fand und der Widerstandskämpfer Alois Kunz aus Marpingen, der auch in Auschwitz ermordet wurde.

Es werden auch drei Täter benannt, zwei KZ-Aufseher und der NSDAP-Ortsgruppenleiter. Zwei dieser Herren werden noch heute im Marpinger Ehrenbuch als Helden geehrt.

In dem Flyer werden darüber hinaus die wenigen Männer und Frauen benannt, die sich im Abstimmungskampf 1933/1934 gegen den Anschluss des damaligen Saargebietes an Hitler-Deutschland wehrten. „Es waren noch keine 20 Personen“, haben Wagner und seine Mitstreiter herausgefunden. „Späteren Widerstand gegen das NS-Regime gab es in Marpingen nicht“. Im September hatten die Vereinsmitglieder beschlossen, den Flyer zum bundesweiten Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz 2019“ des gleichnamigen Bündnisses, BfDT abgekürzt, mit Sitz in Berlin anzumelden. „Mitte Dezember bekamen wir nun die erfreuliche Nachricht, das unser Flyer eingestuft und mit einer Prämie in vierstelliger Höhe ausgezeichnet wurde“, berichtet der Widerstand-Vereinsvorsitzende.

Bundesweit wurden laut Wagner 254 Projekte aus den 16 Bundesländern eingereicht und 63 davon prämiert. „Im Laufe des ersten Halbjahres 2020 werden alle Preisträger zu einer öffentlichen Preisverleihung eingeladen und gewürdigt. Für unseren Verein ist es eine große Ehre, diese bundesweite Würdigung unserer Arbeit erhalten zu haben“, erklärt Wagner.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort