„Man kann anfangs sehr viel falsch machen“

Marpingen · Wenn Patienten aus Krankenhäusern entlassen und in die Alte Mühle in Marpingen gebracht werden, stellt das Pflegekräfte vor Herausforderungen. So müssen auch Situationen richtig eingeschätzt werden.

 Bewohner der Alten Mühle in Marpingen im Foyer der Einrichtung.Fotos: Bohlander

Bewohner der Alten Mühle in Marpingen im Foyer der Einrichtung.Fotos: Bohlander

"Man kann anfangs sehr viel falsch machen und Leute vor den Kopf stoßen", sagt Nicola Dannert-Zimmer. Die Pflegedienstleiterin der Awo-Seniorenresidenz Zur Alten Mühle in Marpingen weiß um die ganzen Fragen, die auftauchen, wenn Patienten aus dem Krankenhaus entlassen und in die Einrichtung im Ortskern gebracht werden. Wenn dies beispielsweise unter der Woche geschieht, ist dies gar kein Problem. Schwierig wird es, wenn ein Bewohner zum Wochenende hin in die Seniorenresidenz kommt.

"Dann geht es um Dinge wie: Wer kümmert sich um den Bewohner, wer finanziert den Platz, sind Angehörige und genügend Kleidung da?", erzählt Angelika Lupp, die Leiterin der Einrichtung. Erster Ansprechpartner sei für die Einrichtung der Sozialdienst des jeweiligen Krankenhauses. Deren Mitarbeiter seien stets bemüht, möglichst viele Infos bereits im Vorfeld zu bekommen und weiterzugeben. Die Informationen werden in einem Überleitungsbogen dokumentiert; man spricht sich so ab, dass zum Beispiel die Medikamente bis über das Wochenende auf jeden Fall reichen. Wichtig ist, dass Krankenhäuser nicht verpflichtet seien, Medikamente mitzugeben, dies aber meistens trotzdem machen.

Vier Kurzzeitpflegeplätze stehen in der Alten Mühle zur Verfügung. Wenn man Bewohner aufnimmt und diese sich in der fremden Umgebung bei ihnen unbekannten Menschen zurechtfinden müssen, könne es sein, dass Auffälligkeiten erst dort auftreten. Deswegen könne man nie genau wissen, ob der Überleitungsbogen alle Infos enthalte. Wenn man genügend Zeit im Vorfeld hat, geht man auch selbst ins Krankenhaus, um sich vor Ort ein erstes Bild zu machen. Es besteht auch eine Kooperation mit der Knappschaft. Hier gibt es einmal die Woche, jeweils freitags, eine Visite, bei der ein Arzt, gegebenenfalls durch eine Behandlung, zum Beispiel Antibiotika-Abgabe, eine Krankenhauseinweisung vermeiden kann.

Man müsse aber die Situation bei einer möglichen Einweisung richtig einschätzen lernen: "Grundsätzlich ist es unsere Bemühung, dass niemand ins Krankenhaus kommt", so Angelika Lupp. Bei einer möglichen Aufnahme in die Einrichtung pflichtet ihr Nicola Dannert-Zimmer bei: "In Pflegeeinrichtungen haben wir einen anderen Zugang zu den Menschen".

Optimal sei es natürlich, wenn man genügend Zeit hat, um alles vorzubereiten, zum Beispiel, um Hilfsmittel zu beantragen. Für die Bewohner, die in der Alten Mühle meist zwischen 60 und 100 Jahre alt sind, sollten idealerweise gleich zu Beginn Bezugspunkte hergestellt werden. Wenn zum Beispiel jemand gerne im Garten arbeitete, kann er sich im Hochbeet engagieren. Sollte jemand gerne Musik gemacht haben, stehe eine Gesangsgruppe bereit. Mit diesen Reizimpulsen sei, wenn es gut läuft, gleich Vertrauen hergestellt. "Jede Information, die wir bekommen, kann helfen", erklärt es Angelika Lupp kurz und knapp. Auf dem Pflegestützpunkt in St. Wendel würden bereits sehr viele Infos zusammenlaufen. Außerdem gibt es dort trägerneutrale Beratung. "Schließlich haben wir alle ein gemeinsames Ziel", erklärt Nicola Dannert-Zimmer, "den alten und pflegebedürftigen Menschen bestmöglich zu versorgen".

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Auf einen BlickSteckbrief: Senioren-Haus "Residenz Zur Alten Mühle, Am Kirmesplatz 13-14, 66646 Marpingen : 38 stationäre Pflegeplätze, zwölf Tagespflegeplätze, vier Kurzzeitpflegeplätze. Kontakt: Tel. (0 68 53) 90 21 20; E-Mail: ndannert@lvsaarland.awo.org. Ansprechpartner: Nicola Dannert-Zimmer, Pflegedienstleitung. Träger: Arbeiterwohlfahrt . redawo-saarland.de

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