Gemeinschaftsschule Marpingen Ein Autogramm, bitteschön

Marpingen · Cornelia Franz liest vor Schülern der Gemeinschaftsschule Marpingen aus ihrem Roman „Ins Nordlicht blicken“.

 Selbst für persönliche Gespräche mit Schülern nimmt sich die Hamburger Autorin genügend Zeit.

Selbst für persönliche Gespräche mit Schülern nimmt sich die Hamburger Autorin genügend Zeit.

Foto: Markus Mörsdorf

Es habe etwas Faszinierendes, wenn Schriftsteller selbst ihre Werke vorstellen, aus ihnen lesen und sich den Fragen des Publikums stellen. So steht es in einem Bericht der Schulleitung über die Lesung der Schriftstellerin Cornelia Franz an der Gemeinschaftsschule Marpingen. Vergangene Woche kamen rund 100 Schüler der Gemeinschaftsschule in den Genuss eines solchen unmittelbaren Einblicks in das Werke und die Gedanken seiner Autorin.

Die charismatische Jugendbuchautorin Cornelia Franz aus Hamburg präsentierte Auszüge aus ihrem Werk „Ins Nordlicht blicken“, das die Identitätssuche des Protagonisten Pakku Wildhausen alias Jonathan Querido thematisiert. Der Jugendroman steht als Pflichtlektüre auf dem Lehrplan der Klassenstufe zehn. Cornelia Franz ließ zwischen den Vorlesepassagen auch immer wieder Gelegenheit zu Rückfragen, Ergänzungen, Anmerkungen ihrer Zuhörer. So gelang es ihr, das junge Publikum nicht nur mitzunehmen, sondern viele auch für ihr Werk, für das Schreiben und generell für die Literatur zu begeistern.

Für sie persönlich sei der Prozess des Schreibens eine „Reise, deren Ziel offen ist“. Und sie zitiert einen Schriftstellerkollegen mit den Worten: „Wie sollte ich beim Schreiben durchhalten, wenn ich von Anfang an schon wüsste, wie die Geschichte endet.“ Es waren gerade solche persönlichen Bekenntnisse zu ihrem ergebnisoffenen Schreiben, die Verbindung persönlicher Erfahrungen mit der inhaltlichen Gestaltung ihrer Romane, die beim jungen Publikum sehr gut ankamen. Und sie traf genau ins Schwarze, wirkte natürlich, offen und engagiert.

So auch ihr Roman: In ihm geht es um das Erwachsenwerden des jungen Protagonisten Pakku, der sich seiner eigenen Verantwortung bewusst wird – einer Verantwortung sich selbst und seiner persönlichen Weiterentwicklung, aber auch der Gemeinschaft wie auch der Umwelt gegenüber. Cornelia Franz verknüpft geschickt diese Ebenen am symbolträchtigen Ort: Grönland. Die innere emotionale Leere Pakkus spiegelt sich in der Weite und den Eisflächen dieses riesigen Landes am Rande der Welt.

Warum sie gerade Grönland als Handlungsort gewählt habe, möchte ein junger Zuhörer genauer wissen. Die Autorin überlegt ein wenig, gesteht dann ein, erst im Laufe des Schreibens Grönland persönlich besucht zu haben. Trotz wirtschaftlichen Fortschritts sei Grönland noch immer ein Ort, von dem viele fliehen wollten. Gerade junge Einheimische suchten ihr Glück woanders – Pakku nimmt im Roman hierfür sogar einen Mord in Kauf. Seine Rückkehr nach Grönland bedeutet daher auch die Konfrontation mit seiner eigenen Vergangenheit. So ließe sich auch die Titelmetapher interpretieren. Denn gerade diese direkte Konfrontation sei es, die Selbsterkenntnis ermögliche. „So ist gerade Nuuk, die kleine, verloren wirkende Hauptstadt in hohen Norden, ein idealer Handlungsort“, erklärt Cornelia Franz. Dazu kommt noch, dass hier der Klimawandel ganz unmittelbar mit den abschmelzenden Gletschern zu erfahren ist. Das eröffne eine weitere thematischen Dimension: „Welche Verantwortung habe ich gegenüber dieser Entwicklung? Was kann ich persönlich dagegen tun? So greift Cornelia Franz Roman viele Bereiche auf, die Jugendliche und junge Erwachsene bewegen.

Selbst eher theoretischen Fragen zur Handlungsstruktur und zum Aufbau des Romans stellte sich die Hamburgerin auf souveräne und verständliche Weise. Die ungeteilte Aufmerksamkeit über eineinhalb Stunden, der anhaltende Applaus am Ende, die langen Reihen derer, die für ein Autogramm oder eine Widmung anstanden, hätten darauf hingewiesen, dass die Lesung eine runde Sache und ein großer Erfolg gewesen sei, heißt es am Ende des Berichtes.

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