Initiative pro Kitz Alsweiler Saarländer setzen sich für die Rehkitz-Rettung ein

Alsweiler · Die Initiative pro Kitz Alsweiler und Umgebung ist manchmal schon ganz früh morgens unterwegs. Das Ziel: Rehkitze vor dem sicheren Tod bewahren. Mitstreiter werden noch gesucht, denn Möglichkeiten, zu helfen gibt es reichlich.

 Die jungen Kitze drücken sich vor der drohenden Gefahr noch dichter ins Gras.

Die jungen Kitze drücken sich vor der drohenden Gefahr noch dichter ins Gras.

Foto: Martina Krechan

 Wenn Landwirte im Frühjahr ihre Wiesen mähen, droht Rehkitzen ein grausamer Tod. Bei einem Arzttermin hatte die Alsweilerin Sandra Wegmann-Backes darüber eine Reportage in einem Magazin gelesen. Berührt davon, schloss sie sich mit Martina Krechan kurz. Vor einem Jahr sind die beiden dann aktiv geworden und haben die Initiative pro Kitz Alsweiler und Umgebung gegründet.

„Wir sind keine militanten Tierschützer“, betont Wegmann-Backes. Nach Gesprächen mit anderen Initiativen, den Jägern und Landwirten sowie dem Alsweiler Ortsvorsteher Theo Neis (SPD) ist die Kitzrettung ins Laufen gekommen. Das Anliegen und den Handlungsbedarf der Initiative verdeutlicht Krechan: „Jedes Jahr werden mehr als 100 000 Rehkitze beim Mähen großer Wiesen verletzt oder sogar getötet, da die jungen Kitze vor drohender Gefahr nicht flüchten, sondern sich aus Reflex noch dichter ins Gras drücken“. Bislang habe die Gruppe rund 50 ehrenamtliche Helfer für ihre Rettungsaktionen gewinnen können. „Wir arbeiten eng mit den Jägern aus unserem Umfeld zusammen“, erklärt Krechan. „Die Landwirte informieren die jeweils zuständigen Jäger über die bevorstehende Mahd der Flächen, und sie geben den Termin an uns weiter. Wir teilen den Termin und den Einsatzort unseren Helfern mit, und die geben uns Rückmeldung, wer kommt“, so Krechan.

Im April/Mai wird die Initiative dann wieder die Wiesenflächen ablaufen, dieser Zeitraum fällt mit der Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere zusammen. „Im vergangenen Jahr haben wir morgens ab 5 Uhr schon auf der Wiese gestanden“, blickt Wegmann-Backes zurück. Vor den Mäharbeiten liefen die Mitglieder der Initiative in einer engen Menschenkette die Wiesen ab, um Rehkitze aufzuspüren, damit sie nicht dem qualvollen Mähtod zum Opfer fallen. Als Hilfsmittel dient ihnen eine vorbereitete Schnur, die in bestimmten Abständen eine Markierung aufweist. Die Einteilung anhand dieser Hilfsknoten wird je nach Wuchshöhe der zu mähenden Wiese im Vorfeld festgelegt. „Wenn sich die Helfer während des Laufens an diesem Seil festhalten, können sie besser Spur halten und das Risiko, ein Rehkitz zu überlaufen, wird verringert“, berichtet Wegmann-Backes.

 Mit einer Menschenkette suchen die Kitzretter die Wiesenflächen ab.

Mit einer Menschenkette suchen die Kitzretter die Wiesenflächen ab.

Foto: Martina Krechan

Wenn dabei ein Kitz entdeckt werde, werde dies vom Jäger professionell aus dem Gefahrenbereich transportiert. „Später findet es dann wieder zu seiner Mutter“, sagt Krechan. In der vergangenen und ersten Saison hat die Initiative so 14 Rehkitze vor dem Mähtod retten können, und kein Kitz ist zu Schaden gekommen. „Das alleine ist schon ein Erfolg, und das Resultat entschädigt für die stundenlange Suche. Allerdings haben wir uns das leichter vorgestellt, aber die Kitzsuche ist extrem anstrengend“, findet Krechan. Denn die Wiesen waren im vergangenen Jahr durch die lange Regenwetterphase extrem hoch, teilweise hüfthoch und dicht bewachsen. „Sodass man das Kitz, das einen Meter vor einem gelegen hat, manchmal mit bloßem Auge nicht sehen konnte“, sagt Krechan.

Unterstützung haben die Kitzritter bei einem Einsatz durch befreundeten Drohnenpiloten erhalten. „An dem Tag haben zwei Landwirte unsere Hilfe angefordert“, blickt sie zurück.

 Martina Krechan (links) und Sandra Wegmann-Backes haben vor einem Jahr die Initiative zur Kitzrettung in Alsweiler und Umgebung gegründet.

Martina Krechan (links) und Sandra Wegmann-Backes haben vor einem Jahr die Initiative zur Kitzrettung in Alsweiler und Umgebung gegründet.

Foto: Frank Faber

Und dabei habe die Gruppe verschiedene Drohnenmodelle mit Wärmebildkamera und Zusatzmonitor kennengelernt und den effektiven und schnellen Einsatz einer Drohne miterlebt. „Danach war für uns klar, dass wir uns eine Drohne anschaffen müssen“, sagt Krechan. Allerdings benötige die neu gegründete Initiative bei der Anschaffung einer Drohne finanzielle Unterstützung. „Jede Spende würde uns sehr helfen, weil die Drohne in  dieser Saison noch zum Einsatz kommen soll“, erläutert die Mitgründerin. Ein Pilot mit erforderlichem Führerschein stünde bereits zur Verfügung.

Für sie ist auch ganz wichtig, dass die Initiative bei Jägern und Landwirten auf offene Ohren stieß. „Neben Alsweiler sind wir auch in Oberthal und Winterbach im Einsatz“, teilt Krechan mit, die sich über weitere Neuzugänge im ehrenamtlichen Helferkreis freuen würde. ei einem Einsatz habe ein achtjähriges Kind genau wie der 88-jährige Senior mitgesucht. „Es ist uns wichtig, den Nachwuchs einzubinden, denn die Kinder sollten ein Gespür für die Natur und die heimische Tierwelt entwickeln. Denn nur was man kennt oder kennenlernt, kann man nachhaltig schützen“, meint sie. Zudem appelliert die Initiative an die Fürsorgepflicht der Hundebesitzer und weist auf die Problematik der verkoteten Wiesenflächen hin. „Das ist nicht nur unappetitlich, sondern auch ungesund“, mahnt Krechan.

Und das liegt in erster Linie am Krankheitserreger Neospora Canium, den Hunde über den Kot ausscheiden.

Nach Rücksprache mit den Jägern wollen die Kitzretter auch bei der Nachsuche bei Wildunfällen im Straßenverkehr, der Begutachtung von Wildschäden in Getreidefeldern aller Arten mithelfen und die Jäger bei der Treibjagd unterstützen sowie der Freiwilligen Feuerwehr ihre Hilfe anbieten.

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