Praktikum In vielfacher Hinsicht lehrreich

Marpingen · Marpinger Oberstufenschüler absolvieren erstmals in Frankreich ihr Sozialpraktikum.

 Zum obligatorischen Sozialpraktikum ging es für die Marpinger Schüler diesmal zur Partnerschule ins Elsass.

Zum obligatorischen Sozialpraktikum ging es für die Marpinger Schüler diesmal zur Partnerschule ins Elsass.

Foto: Markus Mörsdorf

() „Für mich gibt es Wichtigeres im Leben als die Schule.“ Gern wird dieser Satz des berühmten amerikanischen Schriftstellers Mark Twain zitiert, der zugleich provozierend wie erhellend ist. Rund 70 Schüler der Gemeinschaftsschule Marpingen machten in der zweiten Septemberhälfte die Probe aufs Exempel. Für sie hieß es zwei Wochen lang: pflegen, zuhören, anreichen und Hilfestellung geben, statt zu pauken und die Schulbank zu drücken.

„Die Gemeinschaftsschule Marpingen ist eine der wenigen saarländischen Schulen, die in der Einführungsphase der Oberstufe ein zweiwöchiges Sozialpraktikum obligatorisch macht“, erklärt dazu Markus Mörsdorf von der Marpinger Gemeinschaftsschule. Seit nunmehr sechs Jahren absolvieren die 15- bis 17-Jährigen nach Angaben Mörsdorfs in Seniorenheimen, Werkstätten und Wohnheimen für Behinderte, in integrativen Kindertagesstätten, in einer therapeutischen Reitschule, in Förderschulen oder auch, erstmals in diesem Jahr, im Migrationsdienst der Caritas ein zweiwöchiges Praktikum und werfen einen Blick ins wahre Leben. Ziel sei es, die Heranwachsenden zur Reflexion eigener Lebensentwürfe zu animieren. „In der Erfahrung von Hilfsbedürftigkeit können die jungen Erwachsenen auch ihre Sensibilität für Grenzsituationen im Leben ausbauen. Sie lernen zuzuhören und auch Situationen auszuhalten, die unangenehm oder ungewohnt sind“, so Petra Brenner-Wolff, die Schulleiterin der Gemeinschaftsschule. Sie hat das Projekt „Sozialpraktikum in der Oberstufe“ vor sechs Jahren ins Leben gerufen.

Erstmals waren fünf Marpinger – ein junger Mann und vier junge Frauen – in den Sozialeinrichtungen der Partnerschule Lycée Schuré im elsässischen Barr eingesetzt. Selina Spohn, Simon Krämer, Elena Folz, Laura Rausch-Dupont und Lucy Becker wagten den Sprung über die Sprachgrenze und engagierten sich tatkräftig in der schulischen Sozialarbeit, berichtet Mörsdorf. Und nebenbei hätten sie zum einen viel in der französischen Sprache hinzugelernt, zum anderen aber auch das ungute Gefühl kennen und auszuhalten gelernt, sich nicht mitteilen zu können. Mörsdorf berichtet vom Alltag der Schüler in Frankreich: „Sie arbeiteten in den Integrationsklassen des Collège Torenberg, einer Nachbarschule des Lycée Schuré, mit. Sie halfen beim Entwurf von Ferienfreizeitplänen des Service Animation Jeunesse, einer Einrichtung der Jugendhilfe. Sie unterstützten die Schulsozialarbeiterinnen bei der Organisation des Schulalltags und des schuleigenen Internats. Und das alles in Französisch.“ Dass dies eine große Herausforderung dargestellt hat und fast alle auch mal an ihre sprachlichen wie mentalen Grenzen gestoßen sind, habe mit zur Erfahrung gehört, die nun im Praktikumsbericht reflektiert werde.

„Das deutsch-französische Austauschprojekt im Bereich des Sozialpraktikums wird in Marpingen als ein Baustein der Stratégie France der Landesregierung verstanden, die von der Gemeinschaftsschule tatkräftig unterstützt wird“, teilt die Schule mit. Ziel sei es, die französische Sprache in den Alltag vieler Marpinger Schüler zu bringen, sodass sie als selbstverständlicher Teil der Kommunikation auch außerhalb des Fremdsprachenunterrichts erfahren werden kann.

Neben dem Sozialpraktikum in Frankreich bildeten gemeinsame politische Studienfahrten nach Berlin, Brüssel und Paris einen zweiten Schwerpunkt. Die Premiere des Sozialpraktikums in Frankreich hätten jedenfalls alle fünf Teilnehmer mit Bravour bestanden und könnten dieses uneingeschränkt den zukünftigen Oberstufenschülern in Marpingen weiterempfehlen.

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