Schutzmaßnahmen Studenten planen Schutz vor Sturzfluten
Berschweiler · In Kooperation mit der Technik-Hochschule hat sich die Gemeinde Marpingen vorgenommen, die Berschweiler Bürger künftig vor Unwetter-Folgen zu bewahren. Wie das funktionieren soll, erklärt der Bürgermeister.
Gemeinsam gegen Sturzfluten anzukämpfen und die Berschweiler Bürger künftig vor den Folgen eines Unwetters zu schützen – das haben sich die Gemeinde Marpingen und die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Saar zum Ziel gesetzt. Vor gut einem Jahr unterzeichneten Bürgermeister Volker Weber (SPD) und Professor Joachim Dettmar einen entsprechenden Koopereationsvertrag (wir berichteten). Seitdem hat sich einiges getan.
Ein Student hat in seiner Bachelor-Arbeit beispielsweise ein Schutzkonzept vor urbanen Sturzfluten erarbeitet. Er entwickelte, untersuchte und bewertete drei verschiedene Varianten. „Das Oberflächenwasser soll in einem Grabensystem gesammelt und abgeleitet werden“, fasst der Rathauschef das Ergebnis zusammen. Im Anschluss habe die HTW eine weiterführende Machbarkeitsstudie in Angriff genommen. Dabei haben die Studenten die sinnvollste Variante detaillierter ausgearbeitet. Sie legten Trassenverläufe der Gräben, Verrohrungen und Kanäle fest. „Das ist wirklich ein komplexes Feld“, sagt Weber. Umso beeindruckter ist er von den Plänen, die die Studenten anfertigt haben.
Diese liegen der Gemeinde mittlerweile vor und umfassen den gesamten Bereich am Rothen-Berg. Dort hatten Unwetter im Juni 2016 große Schäden verursacht. Die Wassermassen rissen Autos, Straßen und Bordsteine mit, machten Häuser unbewohnbar. In Berschweiler herrschte der Ausnahmezustand. „So etwas wollen wir nicht noch einmal erleben“, sagt der Verwaltungschef. Auf dem Tisch in seinem Konferenzraum ist eine Karte ausgebreitet, auf der die geplanten Maßnahmen eingezeichnet sind. Sie ist in drei Abschnitte unterteilt.
Der erste deckt den Bereich unterhalb des Rothenbergerhofes beziehungsweise oberhalb der Straße Auf Weißmauer ab. Dort stehen die Häuser an einem Hang. Auf dem Gelände darüber sind Wiesen, auf denen sich das Regenwasser sammelt und ohne Versickerung abläuft. „Die Studenten haben vorgeschlagen, auf dieser Wiese einen 304 Meter langen Graben zu ziehen“, erklärt Weber. Dieser würde das Oberflächenwasser Richtung Osten ins nahegelegene Auental ableiten. Dort könnte das Wasser in den Meulwiesbach fließen, die letztendlich in den Alsbach mündet. „Da es zwischen Wiese und Auental einen gewissen Höhenunterschied gibt, müssten wir ein Sturzbauwerk errichten. Das würde die Geschwindigkeit des Wassers reduzieren“, erklärt Weber weiter. Inklusive dem Bau zweier Schächte, eines Kanals und einer Einlaufrinne würde es 130 000 Euro kosten, diese Maßnahme umzusetzen.
Der zweite Abschnitt bezieht sich auf den Mittelbereich des Rothen-Bergs. Dort gelte es, die Häuser entlang der Straße An der Hümes und Zur Laubwiese zu schützen. „Da gibt es aktuell zwar schon einen Entwässerungsgraben, aber der ist schnell verstopft und reicht bei Starkregen nicht aus“, berichtet der Rathauschef. Die Studenten haben daher geplant, auf der Wiese einen weiteren 496 Meter langen Graben anzulegen, der das Oberflächenwasser auffängt und ableitet. Momentan fließe dies noch in den Abwasserkanal und weiter in die Kläranlage. Die Studenten hatten jedoch die Idee, eine sogenannte Fremdwasserentflechtung vorzunehmen. Dann würde das Oberflächenwasser in den Alsbach eingeleitet. „Dadurch könnten wir Geld sparen. Denn die Kläranlage müsste weniger Wasser aufbereiten und würde dadurch entlastet“, erläutert Weber. Um dieses Vorhaben zu realisieren, stünden zusätzlich Schachtumbauten an. Außerdem müsste man einen Kanal verlegen und den Durchlass unter der Straße vergrößern. Mit rund 216 000 Euro sei dieser Abschnitt somit der teuerste.
Das dritte Teilstück liegt oberhalb des Wohngebietes Zur Frankenbach. Dort würde es laut der Studie genügen, einen rund 592 Meter langen Graben zu ziehen, durch den das Wasser ebenfalls wieder in den Alsbach fließen könnte. Inklusive Verrohrung, Einlaufrinne und Furt belaufen sich die Kosten hier auf rund 111 000 Euro.
„Ob wir all diese Maßnahmen letztendlich auch verwirklichen können, hängt von verschiedenen Faktoren ab“, sagt Weber. Zum einen sei die Gemeinde auf Zuschüsse vom Umweltministerium angewiesen. Dieses habe für den Schutz vor Starkregen Gelder in Aussicht gestellt. „Wir hoffen, dass wir für das Projekt mit Gesamtkosten von 600 000 Euro einen Zuschuss von 70 Prozent bekommen“, erklärt Weber. Doch bevor er den beantragen könnte, stünden zunächst einmal Gesprächen mit den Eigentümern der Wiesen an. Denn die müssten zustimmen, dass die Gemeinde auf ihren Grundstücken Gräben zwischen 0,4 und 1,5 Metern Tiefe ziehen darf.