Unter Tage Schüler auf den Spuren des Bergbaus

Marpingen · Die Gruben haben die Industriegeschichte an der Saar und in Lothringen geprägt.

 Schüler der Marpinger Gesamtschule haben sich kürzlich die Überbleibsel des Bergbaus angesehen.

Schüler der Marpinger Gesamtschule haben sich kürzlich die Überbleibsel des Bergbaus angesehen.

Foto: Markus Mörsdorf/Schule

Seit 2004 ist der lothringische, seit 2012 der saarländische Bergbau eingestellt – und doch prägt er immer noch die Mentalität, die Wirtschaft und die Bewohner des Saarlandes und des östlichen Teils des Departements Moselle mit. Auf den Spuren der Industriegeschichte wandelten unlängst 20 junge Marpinger bei ihrer Exkursion an die saarländisch-lothringische Grenze an der Rossel. Zum original Bergmanns-Frühstück ging es in die Kaffeeküche der Grube Velsen, der ältesten des Saarlandes. Direkt an der Grenze bei Petite Roselle gab es je einen halben Ring Lyoner, einen Weck, schwarzen Kaffee und Senf – für Bergleute früher Grundnahrungsmittel, für einige der heutigen Schüler jedoch zu wenig vegetarisch. „Aber es gab glücklicherweise Alternativen“, berichtet Markus Mördsdorf, Lehrer an der Marpinger Gesamtschule.

Nur zwei Kilometer entfernt hat der französische Staat auf dem Gelände der ehemaligen Grube Wendel ein Grubenmuseum eröffnet, das zweite Ziel der Marpinger Schüler an diesem Tag. In den nachgebauten Stollen erfuhren die jungen Leute viel von den harten Arbeitsbedingungen unter Tage. Gespannt lauschten alle den Ausführungen ihres Führers Horst Schmadel, ehemaliger Bergmann mit halb saarländischer, halb lothringischer Familie.

Schon die simulierte Einfahrt in den Schacht sei ein Erlebnis gewesen, die Schmadel auch persönlich kommentierte: Die ruckelige, beengte Fahrt in die Tiefe auf zum Teil 1000 Meter unter Tage sei ihm so im Gedächtnis geblieben, berichtet Mörsdorf, dass dieser regelmäßig davon träume. Für die jungen Leute wurde es im Dunkel der Stollen und der nachgestellten originalen Geräuschkulisse nachvollziehbar, welchen Belastungen die Arbeiter unter Tage ausgesetzt waren – aber auch, warum man hier von wahrer Kameradschaft redete: Alle waren aufeinander angewiesen. Und da sei es egal gewesen, ob der Bergmann Türke, Marokkaner, Italiener, Lothringer oder Saarländer war.

Nicht nur die Mahlzeiten, sogar die Umgangssprache sei dieselbe gewesen: Unter Tage wurde – auch im lothringischen Abbaugebiet – moselfränkischer Dialekt gesprochen. „Dieser engen Verbindung zwischen dem Saarland und dem Departement Moselle wurde im Museum über Tage viel Platz eingeräumt“, berichtet Mörsdorf. Ihm gegenüber hätten die Verantwortlichen geäußert, dass hier etwas verloren gehen könnte: das Zusammengehörigkeitsgefühl über die heutige Nationalgrenze hinweg – die es unter Tage sowieso nicht gab. „Für die Marpinger war es eine ganz neue Sicht auf ihre Region – nicht nur, dass für viele der Bergbau weit zurück im Dunkeln der Geschichte liegt, sondern auch, dass diese Grenze Richtung Westen lange Zeit wirtschafts- und mentalitätsgeschichtlich gar nicht existierte.“

Die Gemeinschaftsschule Marpingen ist laut Mörsdorf die erste, die an dieser von der Stiftung Demokratie angebotenen Exkursion teilnahm.

 Auch unter Tage ging es für die Marpinger Schüler.

Auch unter Tage ging es für die Marpinger Schüler.

Foto: Markus Mörsdorf/Schule
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