Flyer Marpingens Geschichte lokal erzählt

Marpingen · In der Alten Mühle in Marpingen wurde der fünfte und somit letzte Flyer der Serie „Lokale Erzählungen – 5 x 100“ vorgestellt.

 Landrat Udo Recktenwald und der Ehrenvorsitzende der KuLanI, Werner Feldkamp (von links) stellten gemeinsam mit den Repräsentanten der beteiligten Vereine und Institutionen den Flyer Lokale Erzählungen 5 x 100 der Gemeinde Marpingen vor.

Landrat Udo Recktenwald und der Ehrenvorsitzende der KuLanI, Werner Feldkamp (von links) stellten gemeinsam mit den Repräsentanten der beteiligten Vereine und Institutionen den Flyer Lokale Erzählungen 5 x 100 der Gemeinde Marpingen vor.

Foto: Ralf Mohr

Als fünfter Flyer der Serie „Lokale Erzählungen – 5 x 100“, nach Tholey, Namborn, Nohfelden und Oberthal, wurde in der Alten Mühle der Flyer der Gemeinde Marpingen vorgestellt.

Mit dieser Reihe soll die Geschichte Neuzeit, der vergangenen 500 Jahre, der Gemeinden des Landkreises St. Wendel den Menschen der Region näher gebracht werden. Der Erste Beigeordnete der Gemeinde, Rene Rohner, begrüßte die Gäste. „Die große Geschichte Europas, herunter gebrochen auf unsere Region, das sollen die Flyer vermitteln“, erklärte Landrat Udo Recktenwald in seinem Grußwort. Geschichte soll damit authentisch vor Ort näher gebracht werden. „Die Geschichte, die man aus Geschichtsbüchern kennt, erreicht nicht alle Menschen der Region, sondern ist oft mehr etwas für Spezialisten und Historiker“, erläuterte der Landrat. Es sei aber keine leichte Aufgabe, die Geschichte von 500 Jahren in einen Flyer zu packen, bemerkte er weiter. „Uns ist es dabei wichtig, die große Geschichte mit den Entwicklungen vor Ort zu verbinden“, so Recktenwald.

Persönlichkeiten, Bauwerke und Grenzzusammenhänge sollen anhand des regionalen Bezuges die Verbindung von Weltgeschichte und lokaler Historie veranschaulichen. Das Bewusstsein für die eigene Geschichte als ein Stück Heimatpflege festige die regionale Identität und gerade auch im Hinblick auf die beteiligten Vereine ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das wichtig für die funktionierenden Strukturen in den Gemeinden und im Landkreis sei.

Der Ehrenvorsitzende der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land, Kulani, und Mitinitiator der Flyer-Reihe, Werner Feldkamp, beleuchtete im Anschluss die Herangehensweise und den Werdegang der Darstellungen. Die regionale Identität stehe dabei im unmittelbaren Zusammenhang mit dem regionalen Geschichtsbewusstsein, erläuterte Feldkamp. Um die Flut an Informationen zu ordnen, wurde eine Koordinierungsgruppe bestehend aus Eva Henn vom Bildungsnetzwerk St. Wendeler Land, Lukas Kowol vom Landkreis St. Wendel und Werner Feldkamp ins Leben gerufen. Als beratende Historiker traten Bernhard W. Planz und Roland Geiger in Erscheinung. Die künstlerische Gestaltung und das Layout der Flyer übernahm Christoph M. Frisch von der Bosener Mühle.

Der Flyer beleuchtet die regionale Geschichte, angefangen mit der Plünderung und Brandschatzung des Schaumberger Landes durch Franz von Sickingen Anfang des 16. Jahrhunderts, über die Erstellung des ersten Einwohnerverzeichnisses von Berschweiler 1542. Gut dreißig Jahre später wurden Berschweiler und Urexweiler katholisch bevor im Dreißigjährigen Krieg die beiden Orte fast vollständig zerstört wurden. 1699 gelobte zwölf Marpinger Familien im sogenannten Marpinger Gelübde, der Mutter Gottes zu huldigen, wenn sie von der Pest und anderen Seuchen verschont blieben. Im 18. Jahrhundert waren der Bau des Hiwwelhauses in Alsweiler, der Bau der Zehntscheune in Berschweiler, der Fall Marpingens und Alsweilers an Frankreich und die anschließende Überführung zum Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, sowie der Umstand, dass im Zuge der französischen Revolution das Oberamt Schaumberg erneut zu Frankreich kam, zu den herausragenden geschichtlichen Ereignissen.

Ins 19. Jahrhundert fallen der Bau der Brandt’schen Bauernhäuser in Berschweiler, der Beginn des Kohleabbaus in einer Kleinzeche in Marpingen und die Errichtung des ersten Bergmannskreuzes, sowie die ersten Marienerscheinungen im Härtelwald 1876. Nach den beiden Weltkriegen brachte die Gebietsreform von 1974 das Erscheinungsbild zu Tage, in dem sich die Gemeinde heute präsentiert.

Entgegen der Vorgehensweise bei der Präsentation der bisher erschienenen Flyer der Serie, stellte Thomas Strömer nicht den Inhalt des Flyers vor, sondern referierte über 100 Jahre Versailler Vertrag und die Entstehung des Saarlandes. Der zwar interessante Vortrag traf nicht überall den Geschmack des Publikums, das sich wohl mehr Informationen über die lokale Geschichte analog zum Flyer erhofft hatte. „Thema verfehlt“, bemerkte einer der Besucher im Weggehen und sprach das aus, was unausgesprochen im Raum stand. Werner Feldkamp erklärte abschließend, dass die Entstehung des Saarlandes große Auswirkungen auf die Gemeinde Marpingen gehabt habe.

Mitgewirkt an der Verwirklichung des Flyers haben der Heimat- und Verkehrsverein Berschweiler, das Geschichtsforum Alsweiler, der Heimat- und Verkehrsverein Urexweiler und die Stiftung Marpinger Kulturbesitz der Gemeinde Marpingen.

 Der Ehrenvorsitzende der Kulani, Werner Feldkamp, erörtert den Marpinger Markenkern.

Der Ehrenvorsitzende der Kulani, Werner Feldkamp, erörtert den Marpinger Markenkern.

Foto: Ralf Mohr

Der nächste Flyer der Serie wird am 7. Mai in der Gemeinde Freisen vorgestellt.

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