Drei Projekte für die Erinnerung

Berschweiler · Der Berschweiler Verein „Wider das Vergessen und gegen Rassismus“ arbeitet seit dem Jahr 2000 die dunkeln Kapitel der deutschen Geschichte auf, damit sie auch den nachfolgenden Generationen in Erinnerung bleiben. Nun sollen neue Projekte realisiert werden: Die Errichtung einer Erinnerungsstätte am Ort der ehemaligen jüdischen Synagoge in St. Wendel und eine Gedenkstätte für die Marpinger Zwangsarbeiter während der NS-Zeit.

 Eberhard Wagner (rechts) führt eine Gruppe über den jüdischen Friedhof in Urweiler. Foto: E. Wagner

Eberhard Wagner (rechts) führt eine Gruppe über den jüdischen Friedhof in Urweiler. Foto: E. Wagner

Foto: E. Wagner

Die 47 Mitglieder des Berschweiler Vereins "Wider das Vergessen und gegen Rassismus " haben sich zum Ziel gesetzt, dass die Verbrechen, die während der nationalsozialistischen Herrschaft in deutschem Namen begangen wurden, nicht in Vergessenheit geraten. "Es soll nichts verschwiegen, verharmlost oder geleugnet werden, und in der heutigen Zeit wollen wir gegen jegliche Art von Faschismus und Rassismus vorgehen", erklärt der Vereinsvorsitzende Eberhard Wagner aus Berschweiler . Eine Erinnerung an die NS-Zeit in Deutschland sei ohne fundiertes Wissen nicht möglich. "Deshalb will ich wissen, wie es damals war, damit ich mich auch daran erinnern kann", sagt der 66-jährige Ex-Lehrer.

Über Jahrzehnte hat er Nachforschungen im St. Wendeler Land über die Geschehnisse unter der nationalsozialistischen Herrschaft angestellt und darüber mehrere Bücher geschrieben. Gemeinsam mit seinen Vereinskollegen verfolgt er seit mehreren Jahren ein Projekt. Am ehemaligen Standort der jüdischen Synagoge in der St. Wendeler Kelsweilerstraße soll eine Erinnerungsstätte in Form einer Stele oder Skulptur errichtet werden. "Die Stadt und der Landkreis unterstützen das, mit dem Grundstückseigentümer muss das geklärt sein", sagt Wagner. Realisiert werden soll die Gedenkstätte mit finanziellen Mitteln aus dem Kulturprogramm St. Wendeler Land - steinreich. "Ich bin guter Dinge, dass es funktioniert", so Wagner. Der ehemalige Standort sei ein würdiger Platz für eine jährliche Gedenkveranstaltung. "In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die dortige Synagoge in Brand gesetzt", so Wagner. Die Novemberpogrome markieren den Übergang von der Diskriminierung hin zur systematischen Verfolgung, die schließlich im Holocaust mündete.

Das Ausmaß der damaligen NS-Verbrechen zeigt sich auf dem jüdischen Friedhof in Urweiler. "Das ist ein einmaliges Kulturgut, aber seit 20 Jahren ist da nix mehr passiert", bedauert Wagner. Den Urweiler Friedhof und drei weitere jüdische Friedhöfe im Kreis will der Verein schützen. "Die Verwitterung der Grabsteine ist schon weit fortgeschritten. Ohne Schutzmaßnahmen gehen die Kulturgüter für immer verloren", befürchtet er. Zur Sicherung und Erhaltung ist der Verein mit der Synagogengemeinde Saar in Kontakt.

Projekt Nummer drei ist die Erstellung einer Gedenkstätte für die 71 zivilen Marpinger Zwangsarbeiter . "Der Gemeinderat hat einer Errichtung schon 2012 grundsätzlich zugestimmt", so Wagner.

Hilfe für die Flüchtlinge

Doch der Verein beschäftigt sich nicht nur mit der Vergangenheit. "Für uns war vom ersten Tag an klar, dass wir uns bei der Integration von Flüchtlingen einbringen", sagt Wagner. Es gehe darum, eine Minderheit zu unterstützen und sie in die Dorfgemeinschaft zu integrieren. "Bei uns in Berschweiler klappt das gut", berichtet Wagner. Ehrenamtlich unterrichtet er seine neuen Mitbürger in der deutschen Sprache. Demnächst wird in Berschweiler gefeiert. Gemeinsam mit dem Marpinger Jugendbüro veranstalten die Flüchtlingshelfer am 21. Mai ein Begegnungsfest.

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