Die Marpinger Ereignisse

Marpingen · Drei Mädchen erzählten vor 140 Jahren, dass ihnen die Muttergottes im Härtelwald erschienen ist. Damit begann die Geschichte der Marienverehrungsstätte von Marpingen. Ein Rückblick. Die Fakten hat die Gemeinde zusammengestellt.

 Feierliche Einsegnung: 2006 wurde die neu gefasste Marienquelle und Andachtsstätte eingeweiht, wie diese Archivaufnahme zeigt. Foto: B&K

Feierliche Einsegnung: 2006 wurde die neu gefasste Marienquelle und Andachtsstätte eingeweiht, wie diese Archivaufnahme zeigt. Foto: B&K

Foto: B&K

In den Abendstunden des 3. Juli 1876 soll die Muttergottes drei achtjährigen Mädchen aus Marpingen im Härtelwald erschienen sein. Die Kinder sagten, sie hätten eine "weiße Frau mit einem Kind auf ihrem Arm" gesehen. Auf die Frage, wer sie sei, soll sie zwei Kinder bei einer erneuten Erscheinung am folgenden Tag geantwortet haben, sie sei die "unbefleckt Empfangene."

Als weitere Erscheinungen folgten und auch erste Heilungen vermeldet wurden, verbreitete sich die Kunde wie ein Lauffeuer in der Region. Die Pilger kamen in Scharen, nach weniger als zwei Wochen waren es an manchen Tagen schon bis zu 20 000.

Ein Großteil des Saarlandes stand damals unter preußischer Verwaltung. Preußen befand sich mit der katholischen Kirche im sogenannten Kulturkampf. Der Staat wollte die Vorgänge im Härtelwald unterbinden. So riegelte am 13. Juli eine Kompanie Soldaten aus Saarlouis den Härtelwald ab, stürmten diesen, verletzten einige Pilger und verfolgten die Flüchtigen bis ins Dorf. Zeitweise wurden die Pfarrer aus Marpingen und Alsweiler sowie die drei Seherinnen in Gewahrsam genommen. Die "Marpinger Ereignisse" schlugen deutschland- und europaweit Wellen.

Erst Ende 1877 ging der Pilgerstrom zurück. Die katholische Kirche hat die Erscheinungen nicht anerkannt, Marpingen blieb aber ein Wallfahrtsort, der von Pilgern aus Deutschland und anderen Länder aufgesucht wurde.

Ende der 1990er-Jahre geriet Marpingen erneut ins Rampenlicht. Ende Mai 1999 kursierten Gerüchte, dass es im Härtelwald Marienerscheinungen gegeben habe und weitere angekündigt seien. Es gab dann bis zum 17. Oktober insgesamt 13 angebliche Erscheinungen. Bei der letzten kamen mehr als 30 000 Menschen. Die Gemeinde war im Ausnahmezustand. Die drei "Seherinnen", betreut auch vom Kapellenverein, stammten nicht aus der Gemeinde. Viele Gläubige sahen diese angeblichen Erscheinungen kritisch, auch weil diese überwiegend im Vorfeld mit Datum bekannt gegeben wurden. Das Bistum Trier hat sie ebenfalls nicht anerkannt.

In einer Befragung am 23. Oktober 1999 sprachen sich 83 Prozent der Marpinger dagegen aus, den Härtelwald zu einem deutschen Lourdes auszubauen. Drei Viertel der Befragten waren aber für die Erhaltung der Verehrungsstätte und die Sanierung der Quelle. Seit 2002 kümmern sich die Zivil-, die Kirchengemeinde und die Stiftung Marpinger Kulturbesitz um die Marienverehrungsstätte.

Die Gemeinde pflegt die Anlage, organisiert den Verkauf von Kerzen und Devotionalien sowie die Bewirtung der Pilger . Die katholische Kirche hat die Marienkapelle als Gebetsstätte anerkannt und kümmert sich um die seelsorgerische Betreuung.

Die Pilger übrigens kommen aus dem gesamten Bundesgebiet, aus Frankreich, Belgien, Österreich und der Schweiz nach Marpingen .

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Hintergrund 40 000 Menschen pilgern in jedem Jahr in den Härtelwald. Diese Zahl hat die Gemeinde Marpingen berechnet. Ziemlich exakt zählen lassen sich die angemeldeten Reisegruppen und Buspilger. Das sind laut Gemeinde zwischen 5000 und 7000 im Jahr. Zählen lassen sich zudem die angemeldeten Teilnehmer der regelmäßigen Pilgertreffen und Gebetstage. Das sind weitere 3500 bis 5000 Menschen. Das gilt auch für die Besucher der Lichterprozessionen, kirchlichen und musikalischen Andachten sowie geistlichen Konzerten, nämlich weitere 2500 bis 3000 Menschen. Das ergibt etwa 15 000 Besucher. Die darüber hinaus gehende Zahl beruht auf Hochrechnungen auf der Basis der durchschnittlichen Besucherzahlen an Werktagen, Wochenend- und Feiertagen. Die Marienkapelle ist täglich geöffnet, von April bis Oktober von 8 bis 21 Uhr, von September bis März von 8 bis 20 Uhr. Der Verkaufspavillon ist von April bis Anfang November an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 18 Uhr nutzbar. Die Andachtsstätte an der Marienquelle ist ganzjährig begehbar. Auch eine Wasserentnahme ist das ganze Jahr über möglich. Die Kneipp-Anlage nahe der Quelle ist von Mai bis Oktober offen. Die Gemeinde Marpingen bietet auch Führungen an. Zum festen Veranstaltungsprogramm an der Marienverehrungsstätte gehören neben den wöchentlichen Andachten und Rosenkranzgebeten, regelmäßige Pilgertreffen verschiedener Gruppen, musikalische Andachten, geistliche Konzerte sowie in jedem Jahr zwei Gottesdienste. vf

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