Kommunalwahl Razzien und ein Wechsel an der Spitze

Marpingen · Die Amtszeit des Marpinger Ex-Bürgermeisters endete turbulent. Die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen ihn. Eine heikle Phase im Rathaus begann — auch für seinen Nachfolger Volker Weber.

 Vier Fraktionen (SPD, CDU, Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen) treffen sich seit der Kommunalwahl im Jahr 2014 regelmäßig zu den Gemeinderatssitzungen im Rathaus in Marpingen.

Vier Fraktionen (SPD, CDU, Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen) treffen sich seit der Kommunalwahl im Jahr 2014 regelmäßig zu den Gemeinderatssitzungen im Rathaus in Marpingen.

Foto: B&K- Bonenberger & Klos/B&K Fotograf Bonenberger

Razzia im Marpinger Rathaus: Am 13. Oktober 2015 durchsucht die Saarbrücker Staatsanwaltschaft das Büro des damaligen Bürgermeisters Werner Laub (SPD). Es geht um Betrugs- und Untreueverdacht. Im Raum steht der Vorwurf, dass ein Darlehen in Höhe von 60 000 Euro für den Schullandheimverein zu unrecht aus der kommunalen Kasse geflossen sei. Außerdem soll Laub eine Reise nach Köln über die Gemeindeverwaltung abgerechnet haben. Die Kripo geht auch bei Laub privat auf Spurensuche. Bei einem Hausbesuch beschlagnahmen die Polizisten Computer, Handy und Aktenordner.

Es folgen Sondersitzungen des Gemeinderates, mehrere Verhandlungen vor Gericht – und schließlich das Urteil: Laub ist unschuldig. Im Fall des Darlehens sei kein Schaden im strafrechtlich relevanten Sinn entstanden, heißt es vonseiten der Staatsanwaltschaft. Gegen eine Geldauflage von 800 Euro wird auch das Dienstreise-Verfahren vorläufig eingestellt. Trotzdem muss Laub eine zeitweise Kürzung seines Ruhegehalts hinnehmen. Denn die Kommunalaufsicht sieht Verstöße bei Reisekostenabrechnungen, wo in einigen Fällen die Abgabefrist von sechs Monaten überschritten war. „Das hat uns alle sehr mitgenommen“, sagt Laub nach der Urteilsverkündung im März 2016 gegenüber der SZ.

Doch nicht nur für den Rathauschef geht damit ein nervenaufreibender Abschnitt zu Ende. Auch sein damaliger Stellvertreter Volker Weber (SPD) ist erleichtert, dass die Vorwürfe endlich vom Tisch sind. „Das war keine einfache Zeit. Die ganze Sache hat auch die Politik beeinflusst“, gibt Weber zu. Er bedauert es noch heute, dass die Amtszeit seines Vorgängers so enden musste. Im Juli 2016 räumt Laub nach 26 Jahren den Chefsessel. Am 1. August übernimmt Volker Weber das Amt des Bürgermeisters.

Der Neue legt großen Wert auf Harmonie im Rathaus. Lange eilte dem Marpinger Gemeinderat der Ruf voraus, zu den streitbarsten Gremien im St. Wendeler Land zu gehören. Doch seit Weber den Vorsitz übernommen hat, ist es im Sitzungssaal deutlich ruhiger geworden. Mittlerweile liege die Quote der einstimmigen Beschlüsse bei weit über 90 Prozent, berichtet Weber. Selbst den Haushalt verabschiedeten die Ratsmitglieder in den vergangenen vier Jahren ohne Gegenstimme. 2014 und 2015 war dies nicht gelungen. „Damals wurde noch über die Schwerpunktsetzung gestritten“, erinnert sich Weber.

Apropos Schwerpunktsetzung: Die lag in den vergangenen fünf Jahren auf der Dorfentwicklung. So wurde im Urexweiler Hallenbad ein Lift für Menschen mit Gehbehinderung installiert. Kinder in allen Ortsteilen durften sich über neu gestaltete Spielplätze freuen. Und für die Organisationen wurde in den Vereinshäusern Marpingen und Alsweiler Platz geschaffen. In Alsweiler hat zudem ein Café samt Geldautomat eröffnet. Darüber hinaus laufen Planungen zur Umgestaltung der Marpinger Ortsmitte (wir berichteten), ein Grobkonzept liegt bereits vor. „Das ist ein Megaprojekt, das in den nächsten fünf Jahren nicht abgeschlossen sein wird“, sagt Bürgermeister Weber dazu. Er prophezeit, dass der nächste Gemeinderat grundlegende Entscheidungen diesbezüglich zu treffen haben wird.

 Gemeinderat Marpingen, Sitzverteilung 2014

Gemeinderat Marpingen, Sitzverteilung 2014

Foto: SZ/Müller, Astrid

Aktuell sind vier Parteien in dem Marpinger Gremium vertreten. SPD (14 Sitze) und Die Linke (drei Sitze) bilden die Mehrheitsfraktion. Die Opposition besteht aus CDU (15 Sitze) und Bündnis 90/Die Grünen (ein Sitz). Jene vier Parteien werden auch bei der Wahl am 26. Mai wieder an den Start gehen und um die Stimmen der 8800 Wahlberechtigten buhlen. „In Marpingen gibt es immer ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPD und CDU. Man kann sich vor der Wahl nie sicher sein, ob sich etwas an den Verhältnissen im Gemeinderat ändern wird“, sagt Weber einen spannenden Wahltag voraus.

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