Da haben drei Lust aufs Rathaus

Marpingen · Einen Wechsel auf dem Chefsessel in Marpingens Verwaltung wird es auf alle Fälle geben. Denn Amtsinhaber Werner Laub (SPD) kandidiert kein weiteres Mal. Um die Nachfolge kämpfen drei Anwärter. Wahltermin ist der 10. April.

Wer zieht als Nachfolger des scheidenden Bürgermeisters Werner Laub ins Marpinger Rathaus? Drei Kandidaten wetteifern um den Chefsessel in diesem Verwaltungsgebäude. Archivfoto: Iris Maurer

Wer zieht als Nachfolger des scheidenden Bürgermeisters Werner Laub ins Marpinger Rathaus? Drei Kandidaten wetteifern um den Chefsessel in diesem Verwaltungsgebäude. Archivfoto: Iris Maurer

Wer zurzeit einen der Kandidaten auf dem Mobiltelefon erreicht, der kann ziemlich sicher sein, ihn während seiner Hausbesuche in einem der vier Marpinger Ortsteile zu erwischen. Wer Bürgermeister in der etwas mehr als 10 000 Einwohner zählenden Gemeinde im St. Wendeler Land werden will, vertraut darauf, diesem Ziel mit jeder Menge Klinkenputzen näher zu rücken.

Zwar ist bis zum Wahltermin 10. April noch ein paar Wochen hin. Doch die Bewerber drehen schon mächtig sowohl am Werberad als auch ihre Touren von Haus zu Haus.

Einer von diesen Ehrgeizigen ist Volker Weber. Ihn schicken die Sozialdemokraten ins Rennen . Der 31-Jährige wäre, sollte er die meisten Bürgerstimmen auf sich vereinen, der dann jüngste Rathauschef saarlandweit. Schon jetzt ist er in der Verwaltung als Erster Beigeordneter und damit Bürgermeister-Stellvertreter aktiv.

Eher als Seiteneinsteiger kam Manfred Wegmann ins Rennen um die Nachfolge von Werner Laub (SPD ), der nach 26 Amtsjahren nicht erneut kandidiert. Die CDU will den 56-Jährigen als Bürgermeister haben, der seit 2014 Ortsvorsteher im Ortsteil Marpingen ist.

Völliges Neuland betritt mit ihren Wahlavancen Sabine Nowaczyk. Als Überraschungskandidatin trat sie dem Reigen der Bewerber bei. Die 52 Jahre alte Einzelbewerberin (parteilos) lebt in Hülzweiler und ist politisch bislang noch gar nicht in Erscheinung getreten. Um überhaupt aufgestellt zu werden, benötigte sie Unterstützerunterschriften. 99 Stimmen waren als Minimum erforderlich. Nach Auskunft aus dem Rathaus brachte sie bis zum Stichtag 162 zusammen.

So unterschiedlich die Lebensläufe hin zur Politik, so ungewöhnlich tritt zumindest die Kandidatin in dem Triumvirat in ihrem jeweiligen Wahlkampf auf. So stellen sich Weber und Wegmann während einer Podiumsdiskussion von SR und SZ öffentlich den Fragen aus der Bevölkerung. Anders verhält es sich bei Nowaczyk. Sie verzichtet auf eine Teilnahme. Nowaczyk begründet dies auf ihrer Internetseite mit einer "besonderen Vorgehensweise für meine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit". So wolle sie sich im Wahlkampf den Menschen im Ort persönlich widmen. Interviewanfragen der Medien lehnt sie ab.

Offensiver, was die klassischen Aktionen zum Stimmenfang betrifft, zeigen sich da die beiden Parteikandidaten. Erster im Nominierungsreigen war Wegmann. Bereits im September hoben ihn seine Parteikollegen aufs Schild. Die CDU - zwar stärkste Fraktion im Gemeinderat, aber der Koaltition zwischen SPD und Linke unterlegen - zeigte sich da selbstbewusst. Die Schwarzen sehen die Zeit für einen Stabwechsel nach 25 Jahren roter Rathausführung erreicht. Der Kfz-Meister sei "der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Platz", beflügelte St. Wendels Landrat Udo Recktenwald (CDU ) während der örtlichen Unionsdelegiertenversammlung. Darauf erhielt Wegmann 59 von 60 Stimmen.

Rückendeckung von Bundesjustizminister und SPD-Landesvorsitzenden Heiko Maas sowie 73 von 74 Stimmen während der SPD-Mitgliedervollversammlung erhielt Weber im November. Überhaupt hatte er sich jede Menge überregionaler Wahlhelfer eingeladen. Maas lobte Politikwissenschaftler Weber, der unter anderem Pressesprecher seiner Partei auf Landesebene ist: "Der Kerl ist so fleißig."

Podiumsdiskussion zur Marpinger Bürgermeisterwahl des Saarländischen Rundfunks (SR) und der Saarbrücker Zeitung am Montag, 4. April, im Alsweiler Pfarrheim. Sie beginnt um 19 Uh. Daran nehmen nur Volker Weber (SPD ) und Manfred Wegmann (CDU ) teil. Die parteilose Einzelbewerberin Sabine Nowaczyk verzichtet auf eigenen Wunsch.

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HintergrundWenn am 10. April in Marpingen die Wahl eines neuen Bürgermeisters ansteht, sind nach Angaben aus dem Rathaus zurzeit 9040 Bürger dazu berechtigt abzustimmen. Etwas mehr als 10 500 Einwohner zählt die Gemeinde mit den vier Ortsteilen Alsweiler, Berschweiler, Urexweiler und Marpingen selbst. Es ist die dritte Direktwahl eines Rathauschefs in Marpingen . Zuletzt wurde Werner Laub (SPD ) 2007 wiedergewählt. Davor hatte er sich 1999 einer ersten Direktwahl gestellt. Vor der Gesetzesnovelle wählten Gemeinderäte die Person an der kommunalen Verwaltungsspitze aus ihren Reihen.Offiziell endet Laubs Amtszeit am 31. Juli. Dann war 26 Jahre auf dem Chefsessel im Rathaus.Wermutstropfen zum Ende seiner Karriere: staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen ihn wegen Betrugs- und Untreueverdachts. Die Ermittlungsbehörde ließ daraufhin das Rathaus und bei Laub privat durchsuchen sowie Unterlagen beschlagnahmen. Das war im Oktober. Dabei ging es um eine Finanzspritze vom Mai 2011 der Gemeinde über 60 000 Euro an den Schullandheimverein Biberburg, dessen Vorsitzender Laub ebenfalls ist. Die Staatsanwaltschaft ging einer Anzeige nach, ob bei der Darlehensvergabe alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Außerdem ging es um eine Dienstkostenabrechnung. Hier soll geklärt werden, ob Laub tatsächlich beruflich in Köln war. Die Anzeige soll von einem ehemaligen Rathaus-Mitarbeiter stammen. hgn

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Zur PersonVolker Weber (31, SPD ) will nach seinen eigenen Angaben den Kurs des scheidenden Bürgermeisters Werner Laub (SPD ) fortführen. Dabei setzt der Kandidat unter anderem auf seniorengerechten Wohnraum. Dienstleistungen einer selbstständigen Gemeinde Marpingen will er erhalten. Auch die Vor-Ort-Versorgung in den Dörfern mit Lebensmitteln müsse gewährleistet sein. hgn

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Zur PersonManfred Wegmann (56, CDU ) wünscht sich für die Gemeinde ein Mehrgenerationenhaus. Gleichzeitig setzt er auf die Jugend, sie fürs Ehrenamt zu motivieren. Was das Urexweiler Hallenbad betrifft, soll dieses in das kreisweite Bäderkonzept aufgenommen werden, um es langfristig zu erhalten. Den Tourismusstandort Marpingen möchte er gestärkt sehen. hgn

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Zur PersonSabine Nowaczyk (52, parteilos)schreibt auf ihrer Internetseite die drei Schlagworte Klären, Stabilisieren, Beleben. Darunter berichtet sie allgemein, dass sie Projekte in der Gemeinde auf ihre Finanzierbarkeit überprüfen will. Den Veranstaltungspavillon in Marpingen muss ihrer Ansicht wieder auf Vordermann gebracht werden, um den zentralen Treffpunkt wiederzubeleben. hgn

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