Gegen das geplante Gewerbegebiet am Ortsrand von Urexweiler Bürger übergeben Liste mit 690 Unterschriften
Marpingen · Eine Initiative will das geplante Gewerbegebiet am Ortsrand von Urexweiler verhindern. Im Rathaus tauschten sie ihre Argumente mit dem Bürgermeister aus.
„Keine Zerstörung der Natur für ein Gewerbegebiet bei Hahnenborn“ – unter diesem Motto kämpft eine Bürgerinitiative (BI) gegen die geplante Erschließung der Fläche am Ortsrand von Urexweiler. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, startete sie im Juli 2020 eine Online-Petition. Insgesamt beteiligten sich daran 690 Personen, 331 davon aus der Gemeinde Marpingen (wir berichteten). Nun haben Klaus Feucht, Ute Schledorn und Andreas Burg die Unterschriftenliste stellvertretend an Bürgermeister Volker Weber (SPD) übergeben. Zudem nutzten sie das Treffen im Sitzungssaal auch, um erneut ihre Positionen klar zu machen und Argumente auszutauschen.
„Auf den neuen Ortsschildern wirbt die Gemeinde mit ihrer schönen Natur. Gleichzeitig plant sie dieses Gewerbegebiet. Das ist ein Widerspruch. Eine Erschließung der Fläche würde sowohl die wertvolle Natur als auch das einmalige Ortsbild zerstören“, kritisierte Schledorn. Ihrer Ansicht nach sollte es jedoch das Ziel sein, künftigen Generationen eine intakte und lebenswerte Welt zu hinterlassen. „Wir brauchen in Urexweiler einen Lebensmittelladen, aber nicht auf der grünen Wiese“, betonte sie.
An dieser Stelle erklärte der Rathauschef, dass auch er eine Einkaufsmöglichkeit innerhalb des Ortes bevorzugen würde. „Wir haben uns dafür eingesetzt, einen Markt in der Dorfmitte anzusiedeln. Das ist aber aus unterschiedlichen Gründen gescheitert“, sagte Weber. Daher habe man sich für den Bereich am Ortsrand entschieden. „Wir haben momentan keine Alternative. Es gibt in der Gemeinde keine Flächen mehr, die für die Ansiedlung eines Gewerbegebietes geeignet sind.“ Allerdings sei es die Aufgabe der Verwaltung, die Nahversorgung ihrer Bürger sicherzustellen. „Es gibt in einer Kommune Bedarfe und denen müssen wir Rechnung tragen“, stellte Weber klar. Aber auch unabhängig von der Markansiedlung forciere die Gemeinde die Erschließung des Gewerbegebietes „Nördlich der Remmesweilerstraße“. Es würden zahlreiche Anfragen von ortsansässigen Unternehmern vorliegen, die ihre Produktionsstätten vergrößern möchten. „Wenn wir ihnen kein Angebot machen, werden sie aus unserer Gemeinde abwandern“, gab der Bürgermeister zu bedenken.
Nichtsdestotrotz habe er Verständnis dafür, dass sich die BI um die Flora und Fauna bei Hahnenborn sorge. „Wir legen sehr viel Wert auf Naturschutz in unserer Gemeinde“, versicherte Weber. Daher habe die Verwaltung auch erneut ein Umweltgutachten in Auftrag gegeben. Sachverständige werden die betroffene Fläche noch einmal unter die Lupe nehmen und untersuchen, ob sie ausgeglichen werden kann. „Das Ergebnis wird in etwa einem Jahr vorliegen. Dann sehen wir weiter“, sagte der Rathauschef. Darüber hinaus sicherte er den Vertretern der BI zu, wieder mit den Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderates über das geplante Gewerbegebiet und die Unterschriftensammlung zu sprechen.
Damit wollte sich Klaus Feucht, Sprecher der BI, allerdings nicht zufrieden geben. Der Bereich „Nördlich der Remmesweilerstraße“ sei Mitte der 1980er-Jahre als Gewerbegebiet ausgewiesen worden. Seitdem habe sich das Umweltbewusstsein stark verändert. „Heute wissen wir, wie wichtig der Schutz von Natur, Klima und Artenvielfalt ist“, sagte Feucht. Die Menschen hätten verstanden, dass sie besser auf ihren Heimatplaneten achten müssen. „Wir sollten uns fragen, ob wir mit unserem Handeln einen Beitrag für eine bessere Zukunft leisten“, regte Feucht an.
Die Fläche bei Hahnenborn sei das Zuhause vieler Pflanzen und Tiere. Durch die Versiegelung der Fläche würden diese Lebewesen vertrieben. „Das schmerzt die Menschen, die die Petition unterschrieben haben. Sie hängen mit Leib und Seele an diesem Stückchen Erde“, betonte der BI-Sprecher. Eindringlich bat er daher den Verwaltungschef, das Vorhaben noch einmal zu überdenken und den Bürgern bei einer öffentlichen Versammlung die Möglichkeit zu geben, ihren Unmut zum Ausdruck zu bringen. Zum Abschluss zitierte Feucht eines der zehn indianischen Gebote: „Behandle die Erde und alles, was auf ihr lebt, mit Respekt.“