Kunstprojekt Bilder nach mathematischen Regeln neu gestaltet

Marpingen · Marpinger Schüler präsentieren Kunst auf mathematischer Basis.

 Schüler der Gemeinschaftsschule analysieren und messen Bilder bekannter Künstler aus und setzen sie neu zusammen.

Schüler der Gemeinschaftsschule analysieren und messen Bilder bekannter Künstler aus und setzen sie neu zusammen.

Foto: Markus Mörsdorf/GMS Marpingen

() Am Schulfach Mathematik scheiden sich oft die Geister: „Vektoren, Wahrscheinlichkeitsrechnungen, Kurvendiskussionen stellen für viele Abiturienten eher Schreckensvisionen eines Weltuntergangs dar, als interessante Herausforderungen des logischen Denkens“, weiß Markus Mörsdorf, Lehrer an der Gemeinschaftsschule. Dass für junge Erwachsene vor dem Abitur eine andere Haltung gegenüber dem gefürchteten Fach möglich ist, beweist eine Ausstellung im Oberstufenbereich der Gemeinschaftsschule. 18 Schüler des Seminarfaches „Mathematik trifft Kunst“ – betreut von der Mathematiklehrerin und Hobbykünstlerin Susanne Müller-Huwig – stellen dort eindrucksvoll die Ergebnisse ihrer Recherche und Gestaltung vor.

In Kleinstarbeit wurden Werke bekannter bildender Künstler und Musiker analysiert, ausgemessen und dann nach mathematischen Regeln neu gestaltet. So entstanden Parkettierungen, teilweise mit 3D-Effekt, orientiert an Vorlagen und Vorgaben des ungarisch-französischen Künstlers Victor Vasarely, des Niederländers C.M. Escher und der Kunstrichtung des Kubismus (Arbeiten von Louisa Schmidt und Alisa Ebersold). Grundlage der Ausarbeitung waren Stilübungen zur sogenannten Fibonacci-Folge – die Summe zweier aufeinander folgender Zahlen ergibt die direkt darauf folgende Zahl, (0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13. . .) – und geometrische Kunstexperimente nach Pythagoras. Die dadurch entstehenden Formen ergeben ganz eigene Strukturen, die sich darüber hinaus farblich akzentuieren lassen.

Mit einer Verpixelung von Van Goghs „Sternennacht“ (Franziska Kusewetter) fanden auch moderne Computeralgorithmen ihren Niederschlag im Sichtbaren. Auch Franz Marcs Bild Der Tiger diente als Vorlage (Selina Wolter und Janina Lerner). „Mathekennern wird der Begriff der ‚Schnecke des Theodorus’ oder der ‚Wurzelschnecke’ ein Begriff sein“, vermutet Mörsdorf. Diese geometrische Schneckenform aus rechtwinkligen Dreiecken mit gleicher Seitenlänge stellte die Grundlage einer weiteren kreativen Gestaltung dar (Johanna Wüschner).

Hinter der Bildenden Kunst steht in den Arbeiten die Musik nicht zurück. Kunstgenuss pur bieten laut Mörsdorf die Arbeiten musikalisch talentierter Schüler. So bildeten zwei Menuette von Bach die Grundlage einer Eigenkomposition von Annabelle Neis, die Bachs Taktsetzung in einer nach mathematischen Regeln erstellten Excel-Tabelle mit Hilfe eines Würfels neu ordnete und so einen ganz eigenen Musikgenuss ermöglicht. Neben diesen praktischen Arbeiten sind auch theoretische Ausarbeiten zum „Goldenen Schnitt“ (Lolita Lehmann) und zu „Fraktalen“ (Fabian Fries) einsehbar. Während der Begriff des Goldenen Schnittes ein proportionales Größenverhältnis zwischen zwei Teilen beschreibt, sind Fraktale mathematisch erfass- und berechenbare Formen, die vor allem in der Digitalkunst zunehmend Verwendung finden. Sie stellen somit die Erweiterung des klassischen Kunstkanons in der modernen Computerwelt dar.

„Mit ihren Arbeiten zu mathematischen Aspekten der abbildenden und digitalen Kunst wie auch der Musik haben die angehenden Abiturienten gezeigt, dass Mathematik kein Schrecken sein muss“, erklärte Mörsdorf abschließend. Die Begeisterung der Schüler für die abstrakteste der Wissenschaften könne möglicherweise andere motivieren, sich mit dieser komplizierten, zugleich aber auch faszinierenden und die Logik schulenden Wissenschaft auseinanderzusetzen.

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