Bewegende Arbeit

Marpingen · Sie waren zwei Wochen Gesprächspartner, Unterstützer und für einige sogar ein neuer Freund. 63 Marpinger Schüler der Stufe 11 absolvierten ihr Sozialpraktikum.

 Zuwendung ist für ältere Menschen in Seniorenheimen oft ebenso wichtig wie medizinische Versorgung, das erfuhren Jugendliche auch bei ihrem Praktikum. Fotos: Markus Mörsdorf/Schule

Zuwendung ist für ältere Menschen in Seniorenheimen oft ebenso wichtig wie medizinische Versorgung, das erfuhren Jugendliche auch bei ihrem Praktikum. Fotos: Markus Mörsdorf/Schule

Sie arbeiteten in Fördereinrichtungen, Seniorenheimen und Wohnheimen. Sie kümmerten sich um ältere Menschen, beeinträchtigte Kinder und sozial Benachteiligte. Ihr Arbeitsort war für zwei Wochen nicht die Schule, sondern eine Sozialeinrichtung. 63 Schüler der Gesamtschule Marpingen absolvierten ihr verpflichtendes zweiwöchiges Sozialpraktikum. Nach Rückkehr in die Schule sagen sie nun: "Wir durften dieses Praktikum absolvieren."

Für alle Schüler der Klassenstufe 11 heißt es seit nunmehr sechs Jahren, die Schulbank auf Zeit mit einer Arbeitsstätte tauschen, wo die jungen Leute auf hilfsbedürftige Menschen treffen. Verbunden mit diesem Pflichtpraktikum ist die Überzeugung, dass die Schule angehenden Abiturienten nicht nur fachliche, sondern auch soziale Kompetenzen vermitteln soll. Die Erfahrung der sechs Jahre wie auch die Rückmeldung der diesjährigen Praktikanten gibt dieser Überzeugung Recht: "Es sind keine verlorenen zwei Wochen, selbst wenn das Programm in Klassenstufe 11 recht eng ist", erklären Lena Schreiner und Mira Junker. Wie fühlen sich ältere, kranke, einsame Menschen im Seniorenheim? Wie gehe ich mit Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung um? In welcher Lebenssituation befinden sich Menschen, die auf die "Tafel" angewiesen sind? In vielen Berufen, Sozialbeziehungen und persönlichen Lebenssituationen sind Erfahrungen mit solchen existenziellen Fragen notwendig. So werden die jungen Erwachsenen im wahrsten Sinne des Wortes auf ihr Leben vorbereitet. "Es wird einem erst jetzt bewusst, in welcher privilegierten Situation wir sind, wo wir doch unser Leben selbstbestimmt leben können", drückt Timo Rajanbabu diese Erfahrung aus.

 Jan-André Hinsberger arbeitete mit Menschen mit Demenz.

Jan-André Hinsberger arbeitete mit Menschen mit Demenz.

Ein Großteil der 63 Marpinger Praktikanten blickt durchaus positiv und ein wenig stolz auf die zwei Wochen zurück. Es waren schon einige herausfordernde Situationen zu meistern, wie zum Beispiel Lenas Erlebnis: "Ich wollte einfach nur helfen und wurde sehr scharf und mit Gewalt zurückgewiesen." Oder wenn demente Menschen ihr Gespür für die Privatsphäre anderer verloren haben, wovon Jan-André Hinsberger berichtet.

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