Als Bürgerversteher will er jüngster Rathauschef werden
Marpingen · Mit jeder Menge Vorschusslorbeeren aus den eigenen Reihen und überregionaler Wahlkampfstütze ist am Freitagabend das Buhlen um die Gunst der Bürger gestartet. Der Erste Beigeordnete der Gemeinde Marpingen erhielt 73 von 74 Stimmen während der SPD-Mitgliedervollversammlung.
Gut gelaunt und recht gelassen begrüßt Volker Weber am Eingang zur Aula der Marpinger Gemeinschaftsschule die eintrudelnden Versammlungsteilnehmer. Mit Handschlag hier, mit einer herzlichen Umarmung dort. Ruhig kann's an diesem Abend der Jungpolitiker mit langer Parteierfahrung auch angehen lassen. Widerstand hat er von seinen Parteikameraden, von der SPD nicht zu befürchten, die ihre rund 300 Mitglieder zur Vollversammlung geladen hat. Von denen erscheinen an die 80.
Und nicht nur die sind am Freitag im Anmarsch. Um seine bevorstehende Bürgermeisterkandidatur gebührend in Szene zu setzen, baut der 31-Jährige auf Unterstützung von Kreis-, Landes-, ja sogar Bundesebene. Zwischen den Auftritten der Marpinger Rhythmusgruppe Samba Total und des Mandolinenvereins aus Urexweiler weht ein internationaler Hauch: als von seiner Rückreise vom Brüsseler Sondergipfel mit seinen EU-Amtskollegen Bundesjustizminister Heiko Maas rasch vorbeischaut.
Maas lobt eifrigen Mitarbeiter
Dies aber mehr als Webers Chef, als Vorsitzender der Saar-SPD, deren hauptberuflicher Pressesprecher der Marpinger ist. Maas schaut rein und tritt ans Rednerpult, als die Versammlung schon eine ganze Weile begonnen hat und für ihn unklar ist, ob die Kandidatenkür bereits über die Bühne ging. So feixt der Minister "Wirste erst gewählt?" Dann lobt er Volker Weber, er habe "die besten Karten". Und: "Der Kerl ist so fleißig." Dies habe Maas an dem Marpinger zu schätzen gelernt. Die beiden verbinde eine langjährige Zusammenarbeit. Er wünsche Weber, auf den Chefsessel im Rathaus gewählt zu werden, "nicht, weil ich ihn loswerden will", scherzt der Minister.
Webers Verantwortungsbewusstsein würdigt auch Magnus Jung . Er sei ein Mann, der "Probleme erkennt", wertet der SPD-Kreischef. "Wenn man was sagen kann: Er ist absolut zuverlässig", lobt Jung seinen Freund.
Und Freunde habe Weber zu dieser Veranstaltung eingeladen, wie der Anwärter für den Verwaltungsposten kundtut. Überhaupt lege er viel Wert auf die Meinung der Bürger in seiner Gemeinde, wolle während des Wahlkampfes bis zum 10. April jeden Haushalt abklappern, um sich umzuhören. Auch wenn unterdessen viele Vorschläge, sicherlich darunter ebenso notwendige, an ihn herangetragen würden - mit Blick auf die angespannte Finanzlage lässt Weber an diesem Abend wissen: "Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann."
Und trotz der klammen Kassen will Weber zum einen den eingeschlagenen Kurs von Amtsinhaber Werner Laub (SPD ) fortführen, der länger als 25 Jahre Marpingens Bürgermeister ist. Zum anderen setzt Weber, der mit 16 Jahren in die Partei eintrat, eigene Ziele. So möchte er seniorengerechten Wohnraum ausbauen. "Betreutes Wohnen ist unterrepräsentiert." Zudem sollen Dienstleistungen einer eigenständigen Gemeinde vor Ort erhalten bleiben. Ähnliches gelte für die Lebensmittelversorgung in den vier Ortsteilen. Was die generelle Infrastruktur betrifft, kritisiert Weber den Abzug der Sparkasse aus Alsweiler, der binnen zwei Wochen nach Ankündigung über die Bühne gegangen sei. Was für das Geldinstitut offenbar nicht gelte, schreibt sich Weber auf die Fahne: "Ich bin in der Gemeinde verwurzelt."
Die Vorstellung des einzigen SPDlers, der sich der Vollversammlung als Kandidat andient, geht voll auf. Webers routinierte Gelassenheit zahlt sich aus. Er erhält eine überragende Zustimmung seiner Anhänger: 73 Ja-Stimmen sind ihm gewiss, nur einer möchte ihn nicht als Kandidaten haben. 75 nahmen an der Abstimmung teil, eine Stimme war ungültig.
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Zur PersonVolker Weber (31) hat in Trier Politikwissenschaft und öffentliches Recht mit Abschluss Bachelor studiert. Seit 2012 arbeitet er hauptberuflich Pressesprecher der Saar-SPD. Er ist ledig. hgn
