"Lebacher Eier" machten Kelten nicht reich

Nonnweiler. 45 Wochen habe das Forschungsteam am Hunnenring gegraben, 13 Wochen prospektiert. 16 Grabungsflächen sind geöffnet worden, und rund 5000 Fotos vom Nordwall geschossen worden. "So langsam begreifen wir, was der Hunnenring gewesen ist, und wie die Menschen dort gelebt haben", sagte die Archäologin bei der Buchpräsentation in der Nonnweiler Kurhalle

 Dr. Sabine Hornung stellte die Ergebnisse der neuesten Forschungen am Hunnenring vor. Foto: Faber

Dr. Sabine Hornung stellte die Ergebnisse der neuesten Forschungen am Hunnenring vor. Foto: Faber

Nonnweiler. 45 Wochen habe das Forschungsteam am Hunnenring gegraben, 13 Wochen prospektiert. 16 Grabungsflächen sind geöffnet worden, und rund 5000 Fotos vom Nordwall geschossen worden. "So langsam begreifen wir, was der Hunnenring gewesen ist, und wie die Menschen dort gelebt haben", sagte die Archäologin bei der Buchpräsentation in der Nonnweiler Kurhalle. Mit belegbaren Erkenntnissen werde das Bild der Zeit von damals immer klarer. Eine erste keltische Besiedelung datierte sie auf das 4. Jahrhundert vor Christus. "Mehr oder weniger zeitgleich mit den Fürstengräber in Schwarzenbach", ergänzte Dr. Martin Schönfelder vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz, mit einer neuen Erkenntnis.Die erste Entwicklung keltischer Kunst biete viele Möglichkeiten. Die Einbindung des Umfeldes und deren Ressourcen sei dazu ganz wichtig. Schönfelder stellte den Hunnenring in Kontext zu den Grabfeldern in Hermeskeil, dem Vicus "Spätzrech", dem Gräberfeld "In der Kripp" zwischen Schwarzenbach und Sötern, und den Fürstengräbern. Er berichtete, dass die Mauern des Nordwalles zwischen den Jahren 80 und 70 vor Christus entstanden seinen. Die Forscher gehen davon, dass der Hunnenring bis etwa 50 vor Christus dicht besiedelt war. "Die Römer sind schuld daran, dass die Menschen vom Hunnenring vertrieben wurden", schilderte Hornung.

Kein anderer Wirtschaftszweig hat die Landschaft unmittelbar um den Hunnenring so nachhaltig geprägt wie die Eisenindustrie. Hornung beschrieb ein Handelszentrum, dass Schmiedearbeiten produzierte. In der Vergangenheit wurde immer behauptet, dass die Eisenerzverhüttung in der Region den Kelten zu Wohlstand verholfen hat. Als Beleg dafür sind in der Regel die so genannten Lebacher Eier (Toneisenerzsteine) angeführt worden. Diese These, wie auch der Aufsatz von Jürgen Driehaus (1965), "Fürstengräber" und Eisenerze zwischen Mittelrhein, Mosel und Saar, wurden nun durch geochemische Forschungen widerlegt und erstmals richtig publiziert.

"Das Eisen der frühen Kelten sind nicht die Lebacher Eier", stellte Schönfelder klar. Untersuchungen ergaben, dass die chemische Zusammensetzung der alten Schlacken und die der Lebacher Eier nicht passt. Dr. Andreas Kronz, von der Uni Göttingen präzisierte. "Die Lebacher Eier sind nicht der Ausgangspunkt für das keltische Eisen. Sie enthalten zu wenig Eisengehalt, dass sie in dieser Zeit ausgebeutet wurden". Die Eier habe man mit der in keltischer Zeit verfügbaren Methode gar nicht verhütten können. Dies sei erst später mit der Einführung der Hochofentechnologie möglich geworden. "Das hat man schon längere Zeit vermutet", bestätigte Professor Alfred Haffner, der als die Forscher-Ikone für die Eisenzeit schlechthin gilt.

Überhaupt so der ausgewiesene Experte weiter, "scheint mir das Buch ein großartiges Werk zu sein". Hornungs Intension darin ist es, den Hunnenring von der wissenschaftlichen Seite in ein neues Licht zu rücken. "Wir hatten dafür die Chance erhalten, durch die Bündelung von Forschungsteams das ganze Gebiet zu untersuchen", bedankte sich die Projektleiterin. Der Hunnenring habe die durchgeführten Forschungen einfach verdient.

Zur Person

Sabine Hornung (39). Hochschul-Ausbildung mit dem Studiengang der Vor- und Frühgeschichte, klassische Archäologie und Ägyptologie an der Universität Mainz. Aktuelles Projekt: Landschaftsarchäologie im Umfeld des keltischen Oppidums von Otzenhausen. frf

Auf einen Blick

 Die berühmtem "Lebacher Eier". Foto: SZ

Die berühmtem "Lebacher Eier". Foto: SZ

Das Buch "Mensch und Umwelt I - Archäologische und naturwissenschaftliche Forschungen zum Wandel der Kulturlandschaft um den "Hunnenring" bei Otzenhausen" 382 Seiten, herausgegeben von Dr. Sabine Hornung. Der Band 192 ist eine Publikation aus der Reihe "Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie", aus dem Institut für Vor - und Frühgeschichte der Universität Mainz. Erhältlich ist das Buch bei der Tourist-Information der Gemeinde Nonnweiler und im Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH in Bonn. Der Verkaufspreis beträgt 75 Euro. frf

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