Längere Ferien, mehr Zeit für die Sanierer "Eigentlich ist das ja voll cool"

Hermeskeil. Am Ende des Besuchs vom Chef der Trierer Schulaufsicht, ADD-Präsident Josef-Peter Mertes, stand zumindest eine wichtige Entscheidung für die Realschule fest. In Absprache mit den Vertretern von Schulleitung, Lehrern, Eltern und Kommunalpolitik wurde sich darauf verständigt, dass für die 930 Realschüler die Ferien eine Woche länger dauern

Hermeskeil. Am Ende des Besuchs vom Chef der Trierer Schulaufsicht, ADD-Präsident Josef-Peter Mertes, stand zumindest eine wichtige Entscheidung für die Realschule fest. In Absprache mit den Vertretern von Schulleitung, Lehrern, Eltern und Kommunalpolitik wurde sich darauf verständigt, dass für die 930 Realschüler die Ferien eine Woche länger dauern. "Ich hätte Bauchschmerzen, die Kinder schon am Montag in diese Baustelle zu schicken", hatte Mertes betont. Zur Erinnerung: Im Gebäude war in der Vergangenheit in mehreren Räumen eine hohe Belastung mit dem Schadstoff "PCB" festgestellt worden. Um nach der unzureichenden ersten Sanierung in den 90er-Jahren alle Reste der giftigen Chlorverbindung zu entfernen, laufen seit mehreren Wochen erneut umfangreiche Arbeiten, die vom externen Fachmann Egbert Adam (Otzenhausen) koordiniert werden. Das im Sanierungsausschuss ausgegebene Ziel, bis zum 24. August Erd- und Untergeschoss des Hauptgebäudes PCB-frei zu bekommen, um die Räume dort wieder für den Unterricht zu nutzen, lässt sich aber aber nicht einhalten. Laut Adam, dem alle Beteiligten eine gute Arbeit bescheinigten, haben zusätzliche Arbeiten aus brandschutztechnischen und energetischen Gründen eine Verzögerung von drei Wochen bewirkt. "Wenn der Schulbetrieb jetzt noch etwas länger still steht, ist das ein Vorteil. Wir können uns nicht nur voll auf die Arbeiten konzentrieren, sondern diese Zeit auch zum gründlichen Durchlüften und Reinigen nutzen, um von der hohen Belastung durch Baustaub herunterzukommen", so Adam. Diese habe auch dazu geführt, dass kürzlich im mustersanierten Raum 106 die Raumluft wieder von fast Null auf einen PCB-Messwert von circa 3000 Nanogramm pro Kubikmeter Luft geklettert war. Der Elternbeirat hatte das als "nicht zu tolerieren" bezeichnet. Adam geht jedoch davon aus, dass auch im Raum106 der Zielwert von 300 Nanogramm erreicht werden kann. Eine zweite Frage blieb gestern aber offen. Adam hält es für möglich, die Sanierungszeit von 56 auf circa 30 Wochen zu reduzieren, indem im Realschulgebäude zwei Baubschnitte parallel angegangen werden. Das würde aber zumindest eine partielle Auslagerung der Schule notwendig machen. Bürgermeister Michael Hülpes - die Verbandsgemeinde Hermeskeil ist Schulträger - schlug vor, dafür Gebäude an der früheren Kaserne zu nutzen. Dort könnten sechs bis acht Klassen untergebracht werden. Diese Option soll nun von der Schulgemeinschaft geprüft und bei der Sitzung des Sanierungsausschusses am 2. September entscheiden werden. Am Vormittag hatte der Elternbeirat die komplette Auslagerung der Schule während der Sanierung gefordert. Sprecherin Ulla Kolling betonte im Anschluss an den Mertes-Besuch: "Weil wir uns jetzt näher an unsere Forderungen heranbewegen, tragen wir diese Entscheidung auch mit."Die Realschule wird bis zum 28. August ein Betreuungsangebot einrichten. Wer es für seine Kinder nutzen will, soll sich dafür bis Freitag, 21. August, unter Telefon 06503/2004 anmelden. An der benachbarten Hauptschule beginnt der Unterricht regulär am 24. August. Hermeskeil. "Ich finde das gut", sagt der elfjährige Joscha Scheid (Fotos: Faber) aus Primstal, Schüler der Klasse 6B der Erich-Kästner-Realschule. In dieser Woche hätte für ihn eine Klassenfahrt angestanden. "Es ist aber besser, die Schule wird saniert", meint er dazu. In seinen verlängerten Ferien geht er weiter ins Schwimmbad und trifft sich mit seinen Freunden. Dietmar Scheid wünscht zur Situation mehr detaillierte Informationen. "Bis gestern Morgen um zehn Uhr habe ich von nichts gewusst", bemängelt der Vater des Schülers. Wenn die Arbeiten zum gesundheitlichen Vorteil der Schüler seien, gehe dies alles voll in Ordnung. "Gut ist es schon, dass die Arbeiten nun vorangehen", sagt Laura Schneider (15) aus Wadrill. Die Schülerin der Klasse 10C hatte schon Angst, dass sie sich anstecken könnte. "Ich werde meine Ferien weiterhin genießen und mich mit meinen Freundinnen treffen", freut sie sich. Ihre Mutter findet das gut, dass nun richtig etwas getan wird. "Irgendwo ist das ja schon bedenklich. Man weiß ja nicht um die Spätfolgen", meint Manuela Schneider mit gemischten Gefühlen. Das neunte Schuljahr mit ihrer Tochter habe man ja nicht getestet. "Alle Kinder hätten auf PCB getestet werden müssen", kritisiert sie. Lukas Nickels (11) aus Grimburg ist froh über die Extra- Ferien. "Eigentlich ist das ja voll cool", sagt der Schüler der Klasse 6E. Doch er habe schon mitbekommen, dass die Woche in den Herbstferien wieder abgezogen werde. "Wenn das Wetter weiter so toll ist, gehe ins Schwimmbad", steht auf seinem Stundenplan. Das sich durch die Sanierung niemand mehr anstecken kann, findet er wichtig. frfMeinung

Sorgfalt braucht Zeit

Von SZ-MitarbeiterAxel Munsteiner Über diesen Kompromiss werden sich nicht nur die Schüler freuen, die länger frei haben. Mit der jetzt gefundenen Lösung dürften alle Beteiligten einigermaßen leben können: Zwar hinken die PCB-Sanierer an der Realschule dem Fahrplan hinterher. Endlich hat man aber den Eindruck, dass beim Suchen nach dem Schadstoff sorgfältig vorgegangen wird. Dass die besorgten Eltern den Umzug der kompletten Schule während der Sanierung als buchstäblich "saubersten" Schritt ansehen, ist nachvollziehbar. Logistisch ist dies aber wohl ein zu großer Kraftakt. Eine partielle Auslagerung an die Kaserne wäre organisatorisch sicher leichter zu bewerkstelligen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort